Print-Ausgabe 12. August 2016
Durch die 2009 gestartete 1. Branchenlösung für digitale Signale hat Mahmut Orucoglu Österreichs Touristik eine einzigartige Vermarktungs-Schiene geschaffen
Warten kann überaus kurzweilig sein. Und informativ. Wie etwa im Reisebüro am Bahnhof in Wien Mitte. Dort laufen auf einem großen Flat-Screen in der Auslage sowie über dem Bahnschalter kurze Filme und Videoclips touristischer Leistungsträger mitsamt dazugehörenden, aktuellen Angeboten. Österreichweit sind aktuell 75 derartiger Flachbildschirme in Einsatz, in Filialen von Blaguss ebenso wie bei Columbus, Ruefa, Nachbauer, Loacker oder Gärtner. Um die 15 Millionen Kundenkontakte pro Monat bzw. 500.000 Kontaktchancen täglich kommen auf diese Art zustande.
Der Mann, der dies ermöglicht, ist Mahmut Orucoglu, der im Zuge seiner Marketing- und Vertriebstätigkeit bei Gulet, TUI, Magic Life und Bentour festgestellt hat: „Der Kunde braucht Orientierung, und das in einem immer schneller werdenden Umfeld.“ Die Lösung für diese Aufgabe hat er mit Oruvision gefunden, der „1. Branchenlösung für digitale Signale in österreichischen Reisebüros.“
Die Idee für das Geschäftsmodell der Oruvision kam Mahmut Orucoglu beim Besuch einer Reisebürofiliale in einer belebten Einkaufsstraße, als er mit dem Geschäftsführer der Kette vor der Auslage stand und die Passanten vorbei eilten, ohne das Schaufenster auch nur eines Blickes zu würdigen. „Durch Bildschirme mit emotionalisierenden, bewegten Bildern und aktuellen Angeboten könnte man das ändern“, dachte er sich. Von da an ließ Mahmut Orucoglu der Plan nicht mehr los, dies zu realisieren.
Es hat noch ein paar Jahre gedauert, bis die Technik so weit war. 2009 erfolgte dann der Startschuss. „Wir rüsten die Auslagen von Reisebüros an Hotspot-Standorten mit HD-Screens und Rechnern aus, die per Internet mit unseren Servern verbunden sind und von diesen mit Contents bespielt werden“, umreißt Mahmut Orucoglu das Geschäftsmodell, das im Unterschied zu Projekten in anderen Ländern Europas keine Insellösung darstellt, sondern – das macht Oruvision einzigartig – als Branchenlösung konzipiert ist. Orucoglu: „Es ging und geht mir immer um die Bündelung der Kräfte.“
Ein wichtiger Erfolgsfaktor von Oruvision ist, dass „wir immer in Echtzeit agieren und mit den Counterkräften kommunizieren“, betont Mahmut Orucoglu. So hat Oruvision für jene Angebote und Videoclips, die über die 40 bis 80 Zoll großen Screens (demnächst noch größere) laufen, im System Zusatzinfos und Verkaufsargumente hinterlegt, auf welche die Agents zugreifen können und danach direkt auf die Buchungsmaske gelangen.
Wobei nicht alle 75 im Einsatz befindlichen Screens die selben Angebote bzw. Videos zeigen, sondern vom zentralen Oruvision-Server aus je nach Standort individuell bespielt werden. Orucoglu: „Theoretisch könnten wir auf jedem Bildschirm etwas anderes zeigen, regional bezogen oder Konzern-bezogen.“ Diese Flexibilität sei „extrem wichtig. Es geht darum, lokal schneller zu sein, als globale Anbieter es können“, betont der Oruvision-Chef. „In Echtzeit können wir dadurch die Angebote an Last-Minute-Aktionen anpassen. Wir sind damit das schnellste Bindeglied zwischen Out of Home und dem stationären Vertrieb.“
Entscheidend für Leistungsträger sei jedenfalls die Dauerpräsenz, „das schafft Glaubwürdigkeit für die Produkte.“ Die Screens laufen zumindest 14 Stunden pro Tag, je nachdem wie es die Kundenfrequenzen verlangen zum Teil bereits ab 04:30 Uhr (Bahnhof-Standorte) und bis 22:00 / 23:00 Uhr abends. Die Beiträge laufen zwischen einem Tag und einer Woche.
Und wie finanziert sich Oruvision? Das Reisebüro zahlt einen Infrastruktur-Zuschuss (die Hälfte der Erstinvestition), danach hat es keinerlei Wartungsaufwand mehr und braucht sich um nichts mehr zu kümmern. Leistungsträger, welche den Content bereitstellen, verrechnet Oruvision je nach Zeitkontingent eine monatliche Gebühr. Wobei für Mahmut Orucoglu in diesem Zusammenhang eines besonders wichtig ist: „Wir bieten keine Hardware und Software, sondern wir bieten emotionale IT.“ Warten wird dadurch, wie eingangs festgestellt, extrem kurzweilig. Und – im Falle von Oruvision – liefert es Reisebüro-Kunden darüber hinaus eine echte Entscheidungs-Hilfe.
Der gebürtige Steinbock (7. Jänner 1973) Mahmut Orucoglu kam mit elf Jahren von Istanbul nach Wien, kehrte nach seinem Hauptschulabschluss wieder in die Stadt am Bosporus zurück, um am St.-Georgs-Kolleg die Matura zu machen. Danach folgte die Handelsakademie in Wien und 1995 der Start bei Gulet Touropa Touristik. Drei Jahre später wechselte Mahmut Orucoglu zur TUI Österreich, 2002 zu Magic Life und ein Jahr später zu Bentour, wo er bis 2005 blieb. Danach folgte parallel zu einem FH-Studium (seither ist Mahmut Orucoglu Mag. (FH)) die Entwicklung des Geschäftsmodells für Oruvision, das 2009 „on air“ ging. Mahmut Orucoglu ist mit Mag. (FH) Caroline Gitterle-Orucoglu verheiratet (sie hält 34 Prozent der Anteile an der Oruvision GmbH), die beiden haben zwei Kinder.
Erstellt am: 12. August 2016
Bringt Bewegung in die Reisebüro-Schaufenster: Mahmut Orucoglu
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