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Eurotours

„Noch flexibler, um kurzfristig auf Kundenbedürfnisse zu reagieren“

Print-Ausgabe 17. Dezember 2021

Helga Freund rechnet für 2022 im Outgoing und Incoming bestenfalls mit 80 % des Umsatzes von 2019


 

Flexibilität und Schnelligkeit sind zwei Eurotours-Vorteile, die noch stärker in den Vordergrund rücken, um die Rolle im Verkehrsbuero-Konzern optimal abzudecken

Sie steht gemessen am Rohertrag gemeinsam mit ihrer Konzern-Schwester Ruefa an der Spitze von Österreichs größten Touristik-Unternehmen. Sie ist gleichzeitig eines der erfolgreichsten, auch – und das ist bemerkenswert – während der seit bereits 20 Monaten alles in Amten haltenden Pandemie: die Verkehrsbuero-Tochter Eurotours. Eurotours ist als Vollsortimenter im Multi-Channel-Vertrieb in der DACH-Region sowie den angrenzenden Nachbarländern führend und zudem der größte Anbieter von Reisen im Direktvertrieb. Der zur DNA des Unternehmens zählende starke Fokus auf Digitalisierung trägt mit dazu bei, dass selbst im stürmischen Umfeld und bei gelegentlichen härteren Einschnitten der Kurs gehalten wird. Im T.A.I-Gespräch mit Verkehrsbuero-Vorständin und Eurotours Geschäftsführerin Helga Freund ging es nicht nur um Rück-, sondern vor allem auch um Ausblicke.

T.A.I.: Mit durchschnittlich 275 Dienstnehmer*innen hatte die Eurotours 2020 um 14 % weniger als noch 2019. War dies vor allem auf die natürliche Fluktuation zurückzuführen oder mussten welche gekündigt werden? Wie sieht es aktuell bezüglich Mitarbeiter*innen-Anzahl aus?

Helga Freund: „Eine natürliche Fluktua­tion gibt es derzeit leider überall in der Branche. Wir hatten bei Eurotours Ende vorigen Jahres 287 Mitarbeiter*innen. Ende November waren es 235. Da waren einige Kündigungen dabei, ca. 15 bis 20, ganz am Anfang der Pandemie. Wir haben einige befristete Dienstverhältnisse nicht mehr verlängert. Jetzt denken wir wieder an eine Aufstockung, die ist aber davon abhängig, was passiert. Neue Mitarbeiter*innen 2022 wollen wir in jedem Fall im Bereich E-Commerce einstellen und auch im Bereich Einkauf werden wir etwas machen müssen. Letztendlich hängt aber viel davon ab, wie sich die Situation der Pandemie entwickelt.“

T.A.I.: Im Vorjahr verzeichnete der Bereich „Veranstalter“ mit leicht über 50 % die geringsten Umsatz-Rückgänge. Was waren die Gründe dafür? Und wie sieht die Entwicklung heuer aus?

Helga Freund: „Der Veranstalter-Bereich betrifft im Wesentlichen alle Aktivitäten, die wir im Direktvertrieb auf unseren eigenen Plattformen (etwa JUST AWAY, Aldi Suisse Tours, etc.) machen. Im Winter 2020/2021 war ja leider das komplette Geschäft weg, außer in der Schweiz, aber wenn Schweizer in der Schweiz buchen, Österreicher in Österreich, Deutsche in Deutschland und in Italien das gleiche, dann konnten wir das sehr gut verkaufen, auch heuer. Wir sind für Heimaturlaub sicher gut aufgestellt und wir können da sehr kurzfristig reagieren.“

T.A.I.: Womit rechnen Sie 2022?

Helga Freund: „Für 2022 gehen wir bei Eurotours im Outgoing und Incoming im best case von 80 % des Umsatzes von 2019 aus – da hängt aber viel vom Winter ab. Wenn Österreichs Hotels geschlossen sind, kann man Österreich in Österreich nicht verkaufen. Eine große Frage ist darüber hinaus Deutschland, die sind zwei bis drei Wochen hinter uns. Wenn sie das gleiche machen wie wir und weiter reisen dürfen, dann ist das ein positives Thema für die Kund*innen.“

T.A.I.: Stichwort Incoming: Wie sieht es mit der angekündigten Erschließung neuer Incoming-Destinationen aus und um welche handelt es sich?

Helga Freund: „Wir sind im europäischen Raum sehr gut aufgestellt und machen Incoming in der Schweiz, in Italien, Kroatien, Ungarn, Polen und Tschechien, auch in Deutschland und in den Niederlanden. Was noch ein bisschen fehlt, ist Frankreich. Jetzt geht’s mit dem Veranstalter noch mehr Richtung Griechenland und Spanien. Das greift ineinander, wir sind überall sowohl im Outgoing als auch im Incoming tätig, weil wir unsere Hotels auch an andere Anbieter verkaufen. In Polen und Tschechien, wo wir mit Invia Travel zusammenarbeiten, bauen wir Schnittstellen, damit wir Hotel-Kapazitäten auch in Osteuropa verkaufen können.“

T.A.I.: Was plant Eurotours im Bereich der Digitalisierung – Stichwort „Fit für künftige Entwicklungen“ – womit Sie rasch wieder auf das Vorpandemie-­Niveau aufschließen möchten?

Helga Freund: „Wir bekommen ein neues Veranstalter-System, Atcom (Anm.d.Red.: dasselbe System, auf das derzeit DER Touristik umrüstet, momentan bereits mit ersten Zielgebieten, ab Winter 2022/23 dann komplett). Die Umstellung haben wir im Juli gestartet und alles soll bis Oktober 2022 umgesetzt sein. Damit sind die Bedürfnisse von Eurotours und Ruefa besser abgedeckt. Auch die Buchungsplattformen auf unseren Websites werden wir anpassen. Wir werden sie mit flexibler Infrastruktur aufbauen, um noch kurzfristiger auf Kundenbedürfnisse reagieren zu können.“

T.A.I.: Welche Aufgabe kommt der Eurotours im künftigen Verkehrsbuero-Gefüge zu?

Helga Freund: „Eurotours ist einerseits der Veranstalter für unterschiedliche Vertriebskanäle, anderseits Direktvertriebskanal und zusätzlich erfolgt der Vertrieb über Partner weltweit. Eurotours arbeitet dabei eng mit Ruefa zusammen, das funktioniert sehr gut. Ruefa hat eigene Anforderungen. Die Mitarbeiter*innen wissen sehr gut, was die Kund*innen wollen. Wir haben mit Helga Grissenberger jetzt eine neue Key Account-Managerin (Anm.d.Red.: Sie war jahrelang bei Ruefa in Wieselburg, ab 2017 deren Filialleiterin, wechselte dann im Zuge der Pandemie die Branche und kehrte nun in die Touristik zurück), die dafür sorgt, dass Eurotours das produziert, was Ruefa braucht.“

Eurotours-Zentrale in Kitzbühel

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