Print-Ausgabe 19. März 2021
Andrea Brennacher-Springer hat trotz der anhaltenden Krise ihren Optimismus nicht verloren
Wie schaffen es Österreichs Reiseunternehmen durch die schwierigen Zeiten? In Teil III der T.A.I.-Serie ist das Familienunternehmen Springer Reisen an der Reihe
„Ich bin immer positiv!“ Andrea Brennacher-Springer, seit dem Abschluss ihres Doktoratsstudiums 1988 in dritter Generation bei Springer Reisen, das sie – neben den 23 Reisebürofilialen in Kärnten und der Steiermark – zu einem führenden Griechenland-Spezialisten ausbaute, ist beim Interview mit T.A.I. wie immer bestens gelaunt. Heuer finden sich 20 Inseln im Programm, darunter das größte Kykladen-Programm Österreichs.
Der Blick ist also ganz auf den kommenden Sommer gerichtet, für den neben dem Linienprogramm mit Partner Austrian Airlines (Wien-Athen und von dort weiter mit Sky Express, Olympic oder Aegean) vier Charterketten (Naxos, Paros und Skiathos ab Graz sowie Skiathos ab Klagenfurt) mit Sky Express aufgelegt wurden.
Der Flugbereich mit Griechenland macht den Hauptteil des Veranstalters „Springer Helios“ aus. Ergänzend dazu finden sich Kroatien und die Obere Adria im Programm sowie – seit Corona wieder – Kärnten. „Das wird heuer stark um ca. 30 Prozent ausgeweitet“, betont Andrea Brennacher-Springer, „wir können Kärnten als Kärtner Unternehmen authentisch verkaufen“. Abgerundet wird all dies durch ausgeschriebene Bus- und Schiffsreisen mit Gruppen, wobei dieser Bereich „derzeit gegen null“ tendiert.
Hat Springer noch eigene Busse? „Nein, wir haben im Busbereich seit drei bis vier Jahren eine Kooperation mit Dr. Richard“, so Andrea Brennacher-Springer, der die damals getroffene Entscheidung angesichts der Corona-Krise ein „Gott sei Dank“ entlockt. Vor dem Dr. Richard-Deal bestand die Springer-Flotte noch aus 15 Bussen.
Im Veranstalter-Bereich (ca. 15 MitarbeiterInnen) gab’s für den Sommer 2021 „im November einige Buchungen, dann lief es bis Mitte Februar schlechter. Jetzt wird’s besser, alles auf niedrigem Niveau halt. Aber jede Richtungsänderung ist gut“, schildert Andrea Brennacher-Springer die aktuelle Situation. Was sie zuversichtlich stimmt: „Es wollen ganz, ganz viele weg, das ist enorm.“
Zurück zu den Griechenland-Charters: Naxos, das Springer seit 1994 im Angebot hat und bis vor sechs Jahren direkt anflog, ist heuer wieder im Direktcharter ab Graz mit Sky Express erreichbar (inkl. „technical stop“ in Athen). In den für 48 Personen konzipierten ATR Turbopros werden mit Springer nur jeweils 38 Passagiere reisen. Start ist Ende Mai, geflogen wird bis Anfang Oktober. Die Charter Graz-Paros und Graz-Skiathos sowie Klagenfurt-Skiathos (Springer: „Wir sind der einzige Charter ab Klagenfurt“) werden von Anfang Juni bis Ende September geführt.
Um den Vertrieb auf das Griechenland-Angebot einzustimmen, wurden in den zurückliegenden Wochen zu 14 Terminen Video-Schulungen mit knapp 500 Agents durchgeführt, und zwar von Andrea Brennacher-Springer persönlich, „so wie ich die Inseln selbst erlebt habe. Ich war mit meinem Mann und meinem Sohn auf jeder Insel.“ Die griechischen Inseln passen laut Springer „ganz gut in die jetzige Zeit, weil die Leute gerne in kleineren Gruppen reisen.“ Um den Wiener Raum besser abdecken zu können (Anreisen wie erwähnt über Athen), wurde mit MartinaWeber zudem eine eigene Agentur-Betreuerin für die Bundeshauptstadt engagiert.
Im Retail verringerte Springer Reisen seine zuvor 25 Filialen in Kärnten und in der Steiermark auf jetzt 23. Geschlossen wurden die Standorte im Arena Einkaufszentrum in Fohnsdorf sowie eines der Reisebüros in Graz. Die ca. 70 MitarbeiterInnen der Springer-Filialen befinden sich alle noch in Kurzarbeit, während beim Veranstalter „einige aus der Kurzarbeit herausgeholt wurden. Wir müssen ja alles buchbar machen und verkaufen“, begründet Andrea Brennacher-Springer den Schritt.
An Corona-Hilfen wurden neben der Kurzarbeit auch die Fixkostenzuschüsse I und II in Anspruch genommen, ebenso der Umsatz-Ersatz beim Veranstalter. Derzeit sei man dabei, den Ausfallbonus zu beantragen. „Das ist sehr zeitintensiv und alles in Kurzarbeit“, meint die Springer-Chefin, die vor einem Jahr rasch „geschaut hat, wo wir Förderungen bekommen und Kosten reduzieren können“.
Laut Andrea Brennacher-Springer wurde ebenso alles dafür getan, „dass wir alle MitarbeiterInnen behalten. Wir sind als Familien-Unternehmen in engen Kontakt mit ihnen.“ So starteten bereits ab Ende März 2020 interne Video-Konferenzen, die dann laufend fortgesetzt wurden. Einige vom Springer-Team haben sich trotzdem entschieden, in anderen Branchen ihr Glück zu versuchen, die meisten sind aber geblieben.
Für den Sommer 2021 dachte Andrea Brennacher-Springer wie viele in der Branche, „dass es früher losgeht“. Besonders hart habe dann Österreichs Reisebranche getroffen, dass die von der Bundesregierung vor Weihnachten eingeführte Quarantäne für Rückreisende aus den meisten Ländern „sang- und klanglos geblieben ist, ohne Perspektiven“.
Daran hat sich bis dato nicht viel geändert. Das im November für das neue Geschäftsjahr (es läuft bei Springer von April 2021 bis März 2022) erstellte Budget ging von einem Umsatz in Höhe von 66 Prozent des letzten Normaljahres aus. „Jetzt schauen wir, was wir da machen können. Eigentlich müsste man die Berechnungen alle zwei Wochen ändern“, meint Andrea Brennacher-Springer. Die Liquidität sei jedenfalls noch gut. Eines hätte die Springer-Chefin, die sich „persönlich auf Griechenland im Sommer“ freut, „noch lieber als Zuschüsse: dass das Geschäft wieder los geht. Wir sind ja da, um zu verkaufen!“
Erstellt am: 19. März 2021
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