Reisedestination USA

Licht und Schatten beim Super Bowl des US-Reisegeschäfts

Print-Ausgabe 24. August 2018

Wie läuft es heuer mit den USA-­Reisen? Laut den US-Spezialisten von DERTOUR über TUI bis FTI nicht berauschend. „A g‘mahte Wiesen“, wie man bei uns in Österreich sagt, sind die Aussichten 2018 jedenfalls nicht für die amerikanische Reise-Industrie. Diese hält sich bezüglich konkreter Zahlen neuerdings bedeckt. Sonst wurden während Amerikas größter Reisemesse, dem IPW (International Pow Wow), stolz die Besucherzahlen verkündet, die, seit 9/11 verdaut war, „jedes Mal ein Plus verzeichneten“, wie Roger Dow, CEO der US Travel Association, betonte. Diesmal (Anfang Juni in Denver) wurden auf der „Super Bowl des US-Reisegeschäfts“ keinerlei Zahlen verlautbart. Begründung: Man hätte Fehler in der Besucherstatistik ausgemacht, weshalb seit September 2017 keine aktualisierten Gästezahlen mehr veröffentlicht wurden.

Ein paar Zahlen gibt es trotzdem: Gemäß National Travel and Tourism Office (NTTO) des U.S. Department of Commerce wurden für 2017 zunächst rund 75,1 Milli­onen internationale Ankünfte hochgerechnet (minus 1,1 Prozent), um später auf 76,5 Millionen (plus 0,8 Prozent) korrigiert zu werden. Rückläufig waren vor allem die traditionellen europä­ischen Quellmärkte, allen voran Großbritannien (-4 Prozent). Die daraus resultierenden touristischen Einnahmen blieben mit 155,8 Mrd. US-Dollar (plus 0,1 Prozent) unverändert.

Für heuer wurden nur die touristischen Einnahmen kommuniziert: Im ersten Halbjahr stiegen sie laut NTTO um 2,1 Prozent. Dies lässt auch auf einen Anstieg der internationalen Einreisen rückschließen, getragen von den Top-Märkten des US-Incomings Kanada und Mexiko, die zusammen die Hälfte der internationalen Ankünfte stellen, sowie von Japan und China. In Europa dürfte die Nachfrage eher verhalten bleiben. Werner Marschall von Visit USA Österreich bestätigt einen Rückgang von 3 bis 5 Prozent seit 2017. Vor allem die Preisgestaltung der Hotels mache große Probleme. Los Angeles (seit dem Vorjahr AUA-Direktflug) und New York starten aber durch.

Die in Europa rückläufige Entwicklung dürfte nicht zuletzt auf den „Trump-Effekt“ zurückzuführen sein: Seit Trump als twitternder Präsident mit der Maxime „America First“ agiert, quält zumindest in „Good Old Europe“ die USA ein Image-Problem.

Bald könnte sich ein Promotion-­Problem dazu gesellen: So ist die vor acht Jahren gestartete touristische Marketing-Organisation Brand USA nur noch bis 2020 ausfinanziert, da die Regierung plant ihren Anteil an dem Projekt (rund 100 Millionen Dollar) zu streichen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Tourismus-Bosse gegen diese Ambitionen durchsetzen.

Brand USA-Chef Chris Thompson setzt zudem ganz stark auf China als „New Frontier“ (2018 wird dort mit über 12 Mio. US-Dollar der mit Abstand größte Marketing-Brocken hinfließen), was den Europäern nicht so gut gefällt. Man wolle aber laut Thompson die „alten“ Märkte nicht vernachlässigen.

Ungeachtet all dessen waren die Hallen des vom IPW belegten Messezentrums in Denver wie immer voll: TouristikerInnen aus der ganzen Welt waren angereist. 1.200 Anbieter aus den USA trafen mit 1.300 nationalen und internationalen ReiseeinkäuferInnen aus 70 Ländern zusammen. Darüber hinaus berichteten mehr als 500 MedienvertreterInnen über die 50. Jubiläums-Ausgabe des IPW. 

Kurzportrait von „The Mile High City“

„The Mile High City“ Denver (so genannt aufgrund ihrer Lage eine Meile über dem Meeresspiegel) in Colorodo ist mit rund 700.000 EinwohnerInnen im Vergleich zu anderen amerikanische Metropolen eher klein. Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge des „Gold Rush“ gegründet, erlangte sie u.a. durch die TV-Serie „Dynasty – der Denver-Clan“ international Bekanntheit. Reizvoll sind einige charakteristische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, darunter das Wohnhaus der Titanic-Überlebenden Molly Brown. Richard Scharf, Präsident und CEO von „Visit Denver“ rechnet, dass durch den IPW und der durch ihn erzielten großen PR binnen drei Jahren mehr als 700.000 zusätzliche BesucherInnen kommen und 1,7 Milliarden USD an Tourismuseinnahmen in die Stadtkasse gespült werden.

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