Türkei-Tourismus

Kranker Mann am Mittelmeer. Hoffnung auf 2017 nur ein Strohhalm

Print-Ausgabe 16. Dezember 2016

Gäste-Rückgänge im heurigen Jahr summierten sich bis Ende Oktober auf fast ein Drittel –  „komplette Erholung“ 2017 dürfte ein Wunschtraum bleiben

Einst galt die Türkei als kranker Mann am Bosporus. Angesichts der dramatischen Einbrüche im Tourismus muss man derzeit eher vom kranken Mann im Mittelmeer sprechen. Denn der Türkei-Tourismus befindet sich weiterhin auf einer rasanten Abwärtsfahrt. In den ersten zehn Monaten 2016 sind die Ankünfte internationaler Gäste laut offizieller Statistik gegenüber dem Vorjahreszeitraum um -31,35 Prozent auf 22,7 Millionen zurückgegangen. Vor einem Jahr waren es zwischen Jänner und Oktober mit 33,1 Mio. noch um 10,4 Mio. mehr.

Der Rückgang hatte im April 2015 begonnen, zunächst zaghaft, aber kontinuierlich. Ab Februar 2016 verschärfte sich das Tempo: Seither gab es Monat für Monat zweistellige Rückgänge, ab Mai mit mehr als -30 Prozent, zum Teil sogar mehr als -40 Prozent. Der Oktober war mit „nur“ -25,79 Prozent noch ein positiver Ausreißer nach oben.

Aus Österreich kamen in den ersten zehn Monaten 2016 nur noch 284.800 Gäste in die Türkei, darunter allerdings auch viel Ethnischer Reiseverkehr. Das Minus erreicht 36,58 Prozent und ist damit höher, als jenes aus Deutschland (-29,43 Prozent). Noch schlimmer erwischte es das Türkei-Incoming aus der Schweiz, das heuer um -44,21 Prozent wegbrach.

Wie hart der türkische Tourismus mittlerweile zu kämpfen hat, zeigt sich an den Gästen aus Russland. Vor zwei Jahren waren sie noch mit 4,36 Millionen der zweitgrößte Quellmarkt hinter der Bundesrepublik Deutschland (damals 4,81 Millionen). Im Vorjahr kamen um ein Fünftel weniger Russen, heuer gab es einen Erdrutsch mit -78,32 Prozent auf nur noch 766.871 Gäste.

Zuwächse muss man mit der Lupe suchen. T.A.I. hat vier Länder gefunden. Ein Plus gab es aus Ozeanien (von 311 auf 493 Gäste), aus Bahrain (plus 26,21 Prozent auf 33.686) und dem Kosovo (plus 3 Prozent auf 89.601). Am deutlichsten war der Zugewinn aus der Ukraine mit plus 51,85 Prozent auf 982.766 Ankünfte, womit die Ukraine nun deutlich vor Russland liegt.

Die türkische Tourismus-Industrie geht für heuer von Umsatzverlusten in Höhe von 15 Mrd. US-Dollar aus. Im Vorjahr wurden noch 31,5 Milliarden umgesetzt, was bereits einem Rückgang um 8,3 Prozent entsprach.

Offiziell geht man im Türkei Tourismus für 2017 von einer kompletten Erholung aus, wie von Tourismusminister Nabi Avci auf dem World Travel Market in London betont wurde. Dabei setzt man vor allem auf ein Comeback aus Russland. In Europa dürfte sich hingegen nicht viel ändern, auch nicht in Österreich. Wie aus den Veranstalter-Programmpräsentationen der zurückliegenden Wochen hervorging, wurden die Flugkapazitäten drastisch gekürzt. Bei der TUI Group sind es im kommenden Sommer insgesamt 44 Flüge pro Woche. Gegenüber der Planung von vor einem Jahr entspricht dies einem Rückgang um 25 Prozent. 

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Erstellt am: 16. Dezember 2016

Hofft auf eine Erholung und mehr Gäste in der Türkei im neuen Jahr: Tourismusminister Nabi Avci

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