Print-Ausgabe 19. Mai 2017
Ersterer erfolgte im Rahmen der Verkehrsbüro Jubiläums-Gala virtuell, letztere sorgt in der Realität für eine starke Umsatz-Entwicklung im 100sten Jahr seit Gründung.
Wie einfach kann Reisen sein: beim großen 100 Jahre Verkehrsbüro-Event Mitte dieser Woche im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien lud das Vorstandsduo Harald Nograsek und Helga Freund zu einem virtuellen 3D-Trip von der Erde über die Weltraumstation ISS zu Mond und Mars bis Ende des Universums. Etwas schwerer taten sich am Vormittag die Medienvertreter mit der Aufzugsfahrt in den 2. Stock des ebenfalls im KHM abgehaltenen 100 Jahre-Pressegesprächs: Der Lift (nicht virtuell, sondern real) ließ lange auf sich warten. An der eindrucksvollen Bilanz des größten Touristikkonzerns Österreichs änderte das nichts.
Gründungstag des Verkehrsbüros war der 29. Dezember 1917. „Nach Russlands Ausstieg aus dem Weltkrieg rechnete man mit einem raschen Kriegsende und machte sich Gedanken über den Wiederaufbau des Fremdenverkehrs“, so Helga Freund in ihren einleitenden Worten. Der Aufgabenbereich war mit Bahnkartenverkauf (1921 waren es bereits 3,7 Mio.), Werbung für Österreich (1921 gab es 363 Auslandsvertretungen) und Aufbau des Fremdenverkehrs umrissen. Bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 ging es steil bergauf, danach folgten schwierige Zeiten, inklusive Auflösung des Verkehrsbüros und Eingliederung in das „Mitteleuropäische Reisebüro des Großdeutschen Reiches“.
1945 kam es zur Neugründung. „Die Österreicher waren hungrig nach Urlaub“, so Freund. Bäderbusse und Bahnreisen nach Italien sowie Jugoslawien florierten, das Verkehrsbüro wandelte sich vom Reisebüro für Österreich zum Veranstalter für Auslandsreisen. 1968 erfolgte unter Verkehrsbüro-Mitwirkung die Gründung der Touropa Austria, Österreichs erstem Flugpauschalreiseveranstalter.
Der Aufstieg schien unaufhaltsam. Doch Ende der 1970er Jahre stürzte das Verkehrsbüro „in die größte Krise seiner Existenz“, wie Helga Freund hervorhob (Anm.d.Red.: Ursache waren Größenwahn und Unprofessionalität des Vorstands). 1978 gab’s noch umgerechnet 116.000 Euro Gewinn, 1980 einen Verlust von -4,87 Mio. Euro.
Restrukturierung und Sanierung zeigten laut Harald Nograsek ab 1984 Erfolg, 1990 kam es zur Privatisierung. Tiefgreifende Änderungen folgten ab 1997: Übernahme der Austria Trend Hotels und deren Verschmelzung mit Austropa Hotels, Übernahme von Eurotours und Ruefa sowie 2011 der Kauf von AX Travel Management, Jumbo Touristik, der Palais Events und Eröffnung des ersten MotelOne in Österreich (Joint Venture mit MotelOne).
Nograsek: „Heute sind wir der größte Reisekonzern Österreichs.“ Der Umsatz erreichte 2016 mit 870,3 Mio. Euro mehr als das 100-fache von 1950, das Konzernergebnis kam bei 15,4 Mio. Euro zu liegen. Beides dürfte im Jubiläumsjahr 2017 übertroffen werden: Von Jänner bis April wuchs der Umsatz der Leisure Touristik um 5,5 Prozent, die Business Touristik hält bei 6,4 Prozent Wachstum und die Verkehrsbüro Hotellerie liegt bei 8,2 Prozent Zuwachs.
Die Marschrichtung bis 2020 ist abgesteckt: „Eurotours und Ruefa werden näher zusammengeführt, wir wollen mehr eigene Produkte produzieren“, so Freund, die auch die Online-Offensive bei Ruefa forcieren will. In der Hotellerie stehen die Zeichen auch auf Wachstum.
Als 100-jähriger präsentiert sich das Österreichische Verkehrsbüro somit in Top-Form. Ob es dereinst auch Reisen zu ISS (6 Stunden), zum Mond (3 Tage) oder zum Mars (6 Monate) anbieten wird, steht in den Sternen. Bis ans Ende des Universums wird sich mit 13,7 Milliarden Lichtjahren wohl nicht ausgehen – dafür eignen sich virtuelle Trips besser: denn zurück auf die Erde ging’s bei dem vom Ars Electronica Center arrangierten Geburtstags-Ausflug im Rahmen der 100 Jahre-Gala innerhalb weniger Sekunden. Happy birthday!
Erstellt am: 19. Mai 2017
Start in die nächsten 100 Jahre: Helga Freund und Harald Nograsek (Foto © Christian Ecker)
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