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Interview Elisabeth Kneissl-Neumayer

„Island, ein Erlebnis der Urgewalten in der grandiosesten Form“

Print-Ausgabe 11. August 2017

Elisabeth Kneissl-Neumayer, Chefin von Kneissl-Touristik, verrät im Interview mit T.A.I. Mitarbeiter Wolfgang Weitlaner was es mit dem Reiseziel auf sich hat.

T.A.I.: Wie hat sich das Island-Geschäft in den vergangenen Jahren entwickelt?

Elisabeth Kneissl-Neumayer: „Es boomt, besonders in den neuen Märkten. Die Nachfrage in Österreich steigt etwas, aber nicht dramatisch. Daran sind vor allem auch die Preise schuld. Einerseits dauert die Saison nur drei bis vier Monate – für ganz Island inkl. Hochland eigentlich nur 2 Monate, weil die Pisten erst gegen Anfang Juli geöffnet werden. Andererseits hat sich der dramatische Kursanstieg der Isländischen Krone (vor 2 Jahren bekam man für einen Euro 160 ISK, 2017 nur 111 ISK) natürlich auf die Preise ausgewirkt. Drittens hat die erhöhte Nachfrage jährlich zu einem Preisanstieg von 3 bis 5% geführt. Ich fahre seit 1978 nach Island und habe die Insel trotz der mittlerweile „irren“ Preise extrem ins Herz geschlossen.“

T.A.I.: Wie kann man bei einer Island-Reise dennoch günstig wegkommen?

Kneissl-Neumayer: „Das beste Mittel gegen teure Reisen sind Studien-Erlebnis-Reisen in der Gruppe. Davon bieten wir verschiedenste Varianten an. Bei Reisen mit dem Mietwagen ist sicherlich die Kombination einfacher, höherpreisiger Quartiere eine Möglichkeit, ein wenig zu sparen. In Island gibt es noch Hotels mit Etagenbädern. In manchen Regionen empfiehlt sich zusätzlich die Übernachtung in einfachen Hütten.“

T.A.I.: Was macht Island so faszinierend?

Kneissl-Neumayer: „Eine Insel, die mit zahllosen Superlativen aufwarten kann – vom mächtigsten Wasserfall Europas (Dettifoss) bis hin zu den ergiebigsten Heißwasserquellen der Welt (Deildartunga), von der größten Lavawüste der Erde (Ódádahraun), wo Armstrong vor der 1. Mondlandung der NASA trainierte, bis hin zum größten Gletscher Europas (Vatnajökull). Island ist ein Erlebnis der Urgewalten in grandiosester Form.“

T.A.I.: Verraten Sie uns noch ein paar Highlights?

Kneissl-Neumayer: „Snaefellsnes mit Lóndrangar, die äußerste Westspitze Islands mit Látrabjarg und den Vogelkolonien dort, aber auch den Fjorden bis Isafjördur. Die Region Skagafjördur mit Glaumbaer, Vidimyri, Hólar und Siglufjördur bietet sehr viel Geschichte in großartiger Natur. Myvatn ist das absolute Highlight für vulkanische Erscheinungsformen. Die schönsten Wasserfälle findet man im Tal der Jökulsá á Fjöllum mit Dettifoss, Selfoss und Hafragilsfoss. Spektakulär sind auch die freigewaschenen Vulkanschlote von Hljodaklettar und die Schlucht Ásbyrgi. Die größte Lavawüste der Erde liegt um den Vulkan Herdubreid und den Kraterkessel der Askja. Einer der Motoren des Kontinentaldrifts ist der Kverkfjöll am Nordrand des Vatnajökull. Hier gibt es grandiose Solfatarenfeldern inmitten des Gletschers, Highlights sind natürlich auch der Eissee Jökulsárlòn und die Südküste bei Vík i Myrdal mit Reynisfjall und Kap Dyrholaey. Bizarr ist die Landschaft um den Laki Gigar und das traumhaft bunte Liparitgebiet Kerlingarfjöll am Südwestrand des Hofsjökull. Eine der schönsten Pisten ist die Fjallabaksvegur Nyrdri, die über die Kraterreihe der Eldgjá bis zur Landmannalaugar führt.“

T.A.I.: Wie sieht es mit Reisen außerhalb des Sommers aus?

Kneissl-Neumayer: „Den schönsten Blick auf Island hat man im Sommer. Die Insel zeigt sich dann in ihrer ganzen Pracht: Grün an der Küste, grandios wild und ungebändigt mit Gletschern, Vulkanen und Steinwüsten im Landesinneren. Das kann man aber nur dann wirklich erleben, wenn die Pisten offen sind. Meine Lieblingszeit ist aber Mitte bis Ende August. Es ist noch Sommer, fängt aber zart zu herbsteln an. Nach den vielen Stürmen im September wäre der Oktober ein richtiger Herbstmonat, in dem man schon Nordlicht sehen kann. Wir fahren ab Anfang/Mitte Februar nach Island, wenn die Tage in etwa gleich lang sind wie in Österreich bzw. schon länger werden. Da haben wir dann auch unsere Fotoreisen mit Fotografen wie Stefan Brenner oder Sepp Friedhuber.“

T.A.I.: Was verbindet Sie mit Island?

Kneissl-Neumayer: „Eine begeisterte, aber auch kritische „Verliebtheit“ in das Land: Vor 39 Jahren war ich das erste Mal hier. Damals mit einer Gruppe der ÖNJ, die mein Bruder zusammengestellt hatte. Aus der ersten großen Neugierde, die schönsten Naturwunder der Insel kennenzulernen, hat sich für mich eine langjährige Beziehung zu Island entwickelt, die bis heute ungebrochen ist.“

T.A.I.: Für welche Zielgruppe ist Island geeignet?

Kneissl-Neumayer: „Island ist ein perfektes Ziel für Naturliebhaber. Dazu kommt die recht kurze Anreise (nur vier Flugstunden von Österreich), ein überschaubar großes Land (nur 25 % größer als Österreich) mit fantastischen Naturschönheiten, die zu den besten der Welt zählen. Man sollte wandern nicht grundlegend ablehnen, denn vieles erreicht man (nur) nach Kurzwanderungen. Island ist zudem Heimat grandioser Literatur – von den Sagas und Eddas (unbedingt die ‚Vinland-Saga’ von der Entdeckung Amerikas lesen) über Halldor Laxness (sehr empfehlenswergt ist „Sein eigener Herr“) bis hin zu den Krimiautoren der jungen Generation.“

T.A.I.: Wie sieht es mit den Flugverbindungen aus?

Kneissl-Neumayer: „Wir fliegen mit Austrian (inkl. ordentlichem Service an Bord). Derzeit gibt es dreimal wöchentlich – am Dienstag, Freitag und Sonntag – eine Abendverbindung mit Landung knapp vor Mitternacht – und Rückflug kurz nach Mitternacht. Die Tage kann man gut miteinander kombinieren. Außerdem können die Kunden ab den Bundesländern zufliegen. Zusätzlich bieten wir Flüge mit Icelandair täglich ab München und auch ab Zürich an. Icelandair fliegt auch im Winter via München, Frankfurt und Kopenhagen.“ 

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