Viel mehr als nur eine Nachfolgelösung

Im Westen viel Neues! High Life übernimmt mit „Neffe-Onkel-Deal“ Nachbaur Reisen

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Mit einer „Wunschlösung“ hat Emil Nachbaur (83) die Weichen für die Zukunft seines Reisebüros Nachbaur Reisen gestellt: er hat mit 1. November 2020 das Unternehmen an seinen Neffen Michael Nachbaur (44), Eigentümer der High Life Reisen, verkauft.

Beide Unternehmen sind sowohl als Retailer als auch als Reiseveranstalter tätig. Mit insgesamt vier Standorten (High Life: Götzis und Altenrhein, Nachbaur: Feldkirch und Dornbirn) und insgesamt 31 MitarbeiterInnen entsteht dadurch eines der größten Reiseunternehmen Westösterreichs. Der kumulierte Jahresumsatz erreichte 2019 rund 32,2 Mio. Euro (High Life Reisen 14,5 Mio. Euro, Nachbaur Reisen 17,7 Mio. Euro). Soweit die Hard-Facts.

„Querschnittslähmung hat mich nie aufgehalten“

Die Story ist aber weit bewegender und beeindruckender, als es auf den ersten Blick erscheint. Dies hat vor allem mit dem Lebenslauf von Emil Nachbauer (zwei erwachsene Kinder, Hobbys: sein Geschäft) zu tun: Jahrgang 1937 erlebte er als Kind den Zweiten Weltkrieg, besuchte in den Wiederaufbaujahren die Handelsschule und startete seine Karriere in der Textil- und Baubranche. Ab 1970 gehörte Emil Nachbaurs Herz der Reisebranche. Seit 1973 sitzt er durch eine Querschnittslähmung als Folge eines Unfalls im Rollstuhl. Ans Aufgeben dachte Emil Nachbaur aber nie: er arbeitete weiter und gründete sogar 1984 sein eigenes Unternehmen, die Nachbaur Reisen in Feldkirch.

Emil Nachbaur: „Meine eigene Querschnittslähmung hat mich nie aufgehalten, sondern bestärkt, dass man dennoch etwas leisten kann.“ Das tut er auch außerhalb der Reisebranche, u.a. durch das von ihm vor einigen Jahren durch eine äußerst großzügige Erstspende initiierte Caritas-Projekt „Emils Kleine Sonne“, ein Zentrum für Menschen mit mehrfacher Behinderung in Armenien.

High Life mit Herzblut

Auch die Karriere von seinem Neffen, Michael Nachbaur, ist eindrucksvoll. Der machte sich bereits als 22-jähriger mit seinen High Life Reisen selbständig, die neben der klassischen Reisebürotätigkeit auf Marktnischen spezialisiert sind. 2008 übernahm er die Seewald Touristik. 2016 errang High Life Reisen im Wettbewerb „Austria's Leading Companies“ den 3. Platz in Vorarlberg (Kategorie 10 bis 50 Mio. Euro Umsatz), bei dem Umsatz-/Ergebniswachstum, Liquidität & EK-Quote im Vordergrund standen.

Jährlich werden z.B. mehrere Gruppenreisen mit bis zu 330 TeilnehmerInnen pro Reise durchgeführt, wodurch High Life im Gruppenreisen-Geschäft als Vorarlberger Marktführer gilt. In der Sommersaison gibt es wöchentlich zwei exklusive High-Life-Charterflüge von Altenrhein nach Olbia und nach Cagliari. Michael Nachbaur: „High Life Reisen zählt seit Jahren zu den Top 5 der deutschsprachigen Sardinien-Spezialisten.“ Und: Unsere Reisen werden mit viel Leidenschaft und Herzblut konzipiert.“

Perfekte Symbiose

Die Weichen für den Zusammenschluss wurden heuer zu Beginn der Coronakrise gestellt. Emil Nachbaur wollte das Nachfolgethema gelöst sehen. Bald waren sich beide einig: „Nach mehreren Gesprächen zur Zukunft seines Unternehmens stand fest, dass wir beide dieselben Präferenzen haben und dieselbe Lösung anstreben“, so Michael Nachbaur.

Beide Betriebe ergänzen einander gut: kommen bei High Life Reisen rund 70% der KundIinnen aus der Ostschweiz sowie Liechtenstein und der Rest von 30% aus Vorarlberg, ist es bei Nachbaur Reisen genau umgekehrt.

Auch die Schwerpunkte sind nahezu spiegelverkehrt: so ist High Life zu 75 % als Eigenveranstalter tätig, sind 20% der Nachbaur-Produkte dem Eigenveranstalter zuzurechnen. Der Rest besteht bei beiden aus der Tätigkeit als Reisevermittler (25% bei High Life, 80% bei Nachbaur).

Von der Anzahl der Reisenden (Werte aus 2019) halten sich beide indes ca. die Waage: 13.900 waren es bei Nachbaur, 13.100 bei High Life.

Kurs auf 2021

Michael Nachbaur wird das Unternehmen trotz Zusammenschluss mit beiden Marken weiterführen. Die Nachbaur-Standorte, Feldkirch und Dornbirn bleiben bestehen, alle MitarbeiterInnen werden übernommen. Das gilt auch für Nachbaur-Geschäftsleiter Rainer Nägele, der seit fast 30 Jahren zum Team gehört: „Für unsere Kundinnen und Kunden verändert sich gar nichts.“ Die Vorbereitungen für 2021 sind bereits am Laufen (Michael Nachbaur: „Vieles ist schon umgesetzt, manches noch in der Ausarbeitung“), das mit Sicherheit besser wird als das heurige: beide Unternehmen gehen aufgrund der aktuellen Krise von Umsatzeinbußen aus, die 2020 um die 80% liegen.

Michael Nachbaur ist jedenfalls zuversichtlich: „Bestärkt von den Rückmeldungen unserer Kundschaft rechnen wir mittelfristig wieder mit einer Erholung für unsere Branche.“

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