Planungssicherheit, Airline-Rückzahlungen, finanzielle Hilfe

Heiße Eisen, heikle Themen! Runder Tisch für Reisebüros mit Ministerin Köstinger

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Planungssicherheit, finanzielle Zuschüsse als Ersatz für verlorene Arbeitsleistung, Druck auf Airlines bezüglich Kundengeld-Rückzahlungen – das sind jene Kernanliegen, die VertreterInnen von Österreichs Reisebranche heute, Dienstag 9. Juni, anläßlich eines virtuell abgehaltenen „Runden Tisches“ bei Bundesministerin Elisabeth Köstinger deponiert haben.

Was davon tatsächlich realisierbar ist, wird laut Köstinger im Rahmen der nächsten Regierungsklausur besprochen: „Wir werden mit dem Koalitionspartner mehrere Maßnahmen (für die Reisebranche) fixieren.“ Köstinger versprach den TouristikerInnen, sich „intensivst einzusetzen“ und ist überzeugt, dass „die eine oder andere Lösung, die finanzielle Hilfe und Planungssicherheit bringt“, geschaffen werden wird.

Eines gab die Ministerin, die zusammen mit Sektionschefin Ulrike Rauch-Keschmann an dem „Runden Tisch“ teilnahm, in ihrem Schlussstatement aber zu bedenken: „Wir können immer nur einen Flug auf Sicht machen.“ Dies hänge mit den vielen Unsicherheiten zusammen, wie sich das Corona-Virus und die Pandemie global, in Europa und in Österreich weiterentwickeln.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Gregor Kadanka (Fachverband Reisebüros in der WKO, Mondial Reisen). Zu Wort kamen WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz (u.a. Reisebüro Hochzillertal), ÖVT-Obfrau Phillies Ramberger (Pur Touristik), ÖRV-Präsident Josef Peterleithner (TUI) sowie Werner Wiesinger (schöner reisen mit Wiesinger), Helmut Gschwentner (Travel Europe), Petra Stranger (Reisebüro Stranger), Michael Schlögl (Gruber Reisen) und Markus Martinek (Sato Reisen).

Finanzielle Unterstützung

Elisabeth Köstinger betonte in ihrem Eingangsstatement die Sonderlösung für die Reisebranche beim Fixkostenzuschuss: Touristik-Unternehmen erhalten dadurch die Möglichkeit, den für Umbuchungen und Stornos angefallenen Personalaufwand in die Fixkosten mit einzubeziehen.

Kritik kam von Josef Peterleithner: „Der Fixkostenzuschuss ist extrem kompliziert.“ Er bezifferte den akuten Finanzbedarf der Reisebüros aktuell auf 30 Mio. Euro und nahm diesbezüglich die Regierung in die Pflicht: „Ohne (Hilfestellungen) finanzieller Natur geht es nicht.“ Werner Wiesinger pflichtete ihm bei: „Es sind extreme Kosten, die zu Buche stehen.“

Für Helmut Gschwentner (Bild) ist der Fixkostenzuschuss alleine keine Lösung: „Wir müssen jetzt für 2021 produzieren. Ein Großteil der Belegschaft kann deshalb nicht in Kurzarbeit gehen. Ohne Zuschüsse wird’s für die Branche nicht gehen.“ Michael Schlögl fürchtet sogar, „dass (ohne Unterstützungen) die Hälfte der Betriebe in Konkurs gehen wird.“ Er regt für die Branche eine „finanzielle Unterstützung analog zu Austrian Airlines“ an.

Einen weiteren Aspekt brachte Markus Martinek mit ein: neben dem Fixkostenzuschuss etc. sollte es speziell für die Reisebranche einen „Ersatz für verlorene Arbeitsleitung“ geben.

Airline-Rückzahlungen

Für Martha Schultz (Bild) sind die Rückzahlungen der Airlines „extrem wichtig“, sie ersuchte Bundesministerin Köstinger in diesem Zusammenhang, jetzt, da das Hilfspaket für Austrian Airlines abgesegnet wurde, „Druck auf die AUA“ auszuüben, „dass das jetzt beginnt.“ Laut Köstinger gebe es eine Zusage von Austrian Airlines, die anstehenden Rückzahlungen ab sofort abzuarbeiten.

Einige Airlines zeigten sich laut Petra Stranger bezüglich Rückzahlungen überaus kulant (konkret nannte sie Singapore Airlines), „andere sind völlig auf Tauschstation gegangen.“

Nach Ansicht von Michael Schlögl sollte die Politik noch einen Schritt weitergehen und die von der Reisebranche lange geforderte Insolvenz-Absicherung für Airlines endlich umsetzen. Der Zeitpunkt dafür wäre jetzt optimal.

Fehlende Planungssicherheit

Ein wichtiger, mehrfach angesprochener Punkt betraf die Planungssicherheit. „Uns fehlt ein Marschplan für Tagesfahrten, für die Kurzstrecke, die Mittelstrecke und für die Langstrecke“, betonte Phillies Ramberger (Bild). „Wir haben keine Ahnung, was wir für Produkte auf den Markt bringen können.“ Es sei ein „Dilemma, wenn wir nicht schleunigst wieder aktiv werden können.“ Werner Wiesinger: „Wir tun uns schwer, Umsätze zu generieren.“

In dieselbe Richtung argumentierte Petra Stranger: „Die Kunden möchten reisen und sind reisewillig, aber sie wissen nicht wie? Wie sieht’s im Bus aus? Wie im Flugzeug und wie am Strand? Braucht man da Plexiglas und Maske?“

Michael Schlögl nannte in diesem Zusammenhang Deutschland als Vorbild: dort wurde deutlich kommuniziert, „diese Einschränkungen gibt es und sie werden bis dann und dann dauern.“ In Österreich wisse im Gegensatz dazu niemand „was morgen kommt. Wir brauchen Planungssicherheit, was Grenzöffnungen betrifft.“

Charlotte Ludwig
09. 6. 2020
Danke Christopher
Lieber Christopher,
vielen Dank, dass du die Diskussion am runden Tisch mit BM Köstinger von heute so rasch und umfassend publiziert hast. Das ist ein sehr wichtiger Beitrag für die Branche.
Lg Charlotte Ludwig
Christopher Norden
09. 6. 2020
@Charlotte Ludwig
Liebe Charlotte,
Danke für die Blumen. Wir freuen uns, damit einen kleinen Beitrag zu leisten, der Reisebüros, Reiseveranstaltern, Busunternehmern, Incomern und allen MitarbeiterInnen hilft, durch diese extrem schwierigen Zeiten zu kommen.
Leider wird von der Politik nach wie vor nicht verstanden, dass es für die Branche "Spitz auf Knopf" steht und was dies für Österreichs Tourismus bedeutet!
Hoffen wir, dass den Ankündigungen und Versprechungen endlich bald auch Taten folgen. Wir werden in unserer Berichterstattung jedenfalls nicht locker lassen!

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