ANA
Direktinkasso

Heikles Vertriebs-Thema mit buntem Blumenstrauß an Lösungen

Print-Ausgabe 18. Dezember 2020

Nach langen Verhandlungen hat sich ein für Veranstalter und Vertrieb akzeptabler Kompromiss herauskristallisiert

Die Umstellung von Reisebüro- auf Direktinkasso bringt in Österreich viele neue Mischformen hervor – bei gar nicht so wenigen Anbietern bleibt alles, wie es ist

Im Hochsommer schwappte die Direkt­inkasso-Diskussion voll hoch. Österreichs Vertrieb sollte – so der Plan großer deutscher Reiseveranstalter und von Kreuzfahrtreedereien – vom hierzulande üblichen Reisebüroinkasso auf das in der Bundesrepublik bestehende Modell umgestellt werden. Die Fronten waren – wie T.A.I. im Rahmen einer Umfrage feststellte – verhärtet, aber nicht festgefahren: Hinter den Kulissen wurde intensiv verhandelt. 

Das wird es nach wie vor. Denn das Thema ist heikel. Weil wenig nach außen dringt, hat sich T.A.I. schlau gemacht, wie die Dinge aktuell stehen. Einige Schwerpunkte zeichnen sich ab: 

Es gibt in vielen Fällen eine Sonderlösung für den österreichischen Markt, bei denen das „harte“ Direktinkasso nicht angewendet wird. Einige Veranstalter (z. B. die TUI) werden mit Mischmodellen arbeiten (Reisebüro-Wahl zwischen Agentur- und Direktinkasso). Andere Veranstalter bezeichnen ihr Model als „Kundeninkasso“, belassen die Anzahlungen drei bis vier Tage im Reisebüro und ziehen sie danach abzüglich der Provision ab. Dertour/REWE buchen zunächst nur 8 % ab, die Differenz (abzüglich Provision) dann beim Einzug des Restbetrags. FTI und mehrere österreichische Veranstalter (Gruber, Geo/Best4Travel, Raiffeisen Reisen etc.) lassen alles, wie es ist. Die Umstellungen erfolgen zeitlich unterschiedlich. Bei einigen war es bereits soweit, andere lassen sich bis März/April Zeit. Aufgrund des neuerlichen Lockdowns und der kaum vorhandenen Buchungen besteht jedenfalls kein Zeitdruck.  

„Es herrscht ein bunter Blumenstrauß an Lösungen“, kommentiert ein Insider die Entwicklung. So wie es aussieht, haben sich jedenfalls die Reisebüros und RB-Kooperationen in Österreich in wichtigen Punkten durchgesetzt: „Das Direktinkasso, d. h. Veranstalter bekommen das Geld direkt von den KundInnen, ist vom Tisch“, so ein Branchenvertreter über die ausgehandelten Modelle. Damit dürfte sich ein für beide Seiten akzeptabler Kompromiss um die Anzahlung herauskristallisiert haben: Der Veranstalter bekommt einen Teil der Anzahlung nach der Buchung, dafür gehört die Provision unmittelbar nach der Buchung offiziell dem Reisebüro. Bisher war die Anzahlung nur treuhänderisch beim Vertrieb. „Damit ist beiden Seiten geholfen“, so die Schlussfolgerung eines Branchen-Profis.  

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