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Eine zeitlich befristete Aussetzung der Rückerstattungspflicht bei Reisestornierungen und stattdessen die Ausstellung von Gutscheinen soll den massiven Liquiditäts-Abfluss stoppen, mit dem derzeit Reisebüros und Reiseveranstalter konfrontiert sind (Details siehe untenstehenden Info-Kasten). Ein entsprechendes Schreiben hat der ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) bei Bundeskanzler Sebastian Kurz sowie an die MinisterInnen für Soziales, für EU und Verfassung, für Wirtschaft und für Tourismus gerichtet.
In Belgien, Frankreich sowie den Niederlanden und in Italien wurden derartige Schritte bereits gesetzt. T.A.I. berichtete darüber. Deutschland dürfte kommende Woche folgen: „Die geltenden Stornoregelungen im deutschen Reiserecht sind für eine derartige Großkrise nicht geeignet“, begründet DRV-Präsident Norbert Fiebig die Notwendigkeit. Laut ÖRV habe sich auch die EU-Kommission mittlerweile positiv zu diesem Vorschlag geäußert.
Lösung „im Interesse der Verbraucher“
Die Maßnahme „Gutschein statt Storno“ stößt nicht überall auf Verständnis. Rund um den von T.A.I. auch über Social Media-Kanäle geposteten Beitrag ist eine rege Diskussion entstanden. Für Günther Gross, Manager Business Development Austria & Central Europe von AIDA Cruises, wurde dabei von T.A.I. „dieser für Österreichs Touristik gerade jetzt äußerst wichtige und vor allem praktikable Sachverhalt punktgenau thematisiert.“ Engelbert Egger, Geschäftsführer von Best4Travel, geht davon aus, dass dieses Modell nächste Woche auch in Deutschland umgesetzt wird. „Es ist das einzige, was der Branche neben den seitens WKÖ und AMS bereits bewilligten Kurzarbeits-Maßnahmen helfen kann.“
Laut Helmut Gschwentner, geschäftsführender Gesellschafter von Travel Europe, einem der größten und erfolgreichsten Reiseveranstalter Österreichs mit Niederlassungen in 15 Ländern, „sichert diese Variante vielen Reisebüros und Veranstaltern die Liquidität.“ Und Belgiens Wirtschaftsministerin Nathalie Muylle „kann nicht genug betonen, dass diese Maßnahmen auch im Interesse der Verbraucher liegen.“
"Vertrauen der KundInnen gefährdet"
Kritisch sieht die Maßnahme „Gutscheine statt Stornos“ Stephanie Voithofer von der Touralpin Touristik in Maishofen (Mitgesellschafter des neu gegründeten Veranstalters für erdgebundene Reisen „Traveleague“). Ihr zufolge sollten die KundInnen „die Möglichkeit haben, die Reisen kostenlos zu stornieren.“ Es sei „ein Vertrauensbruch gegenüber den Kunden, so (also Gutschein statt Storno) zu handeln.“
Auch Alfred Rohrmoser von flugfieber.com in Leogang findet die Maßnahme „kontraproduktiv. Damit vernichtet man das Vertrauen der Kunden in die Reisebranche.“ Ebenso seien die Reisebüros „treuhändisch für die Kundengelder tätig.“ Dementsprechend sei die Maßnahme „auch rechtlich fraglich.“ Sein Appell: „Hört mit dem Blödsinn auf, sonst verlieren die Kunden auf Jahre Vertrauen in die Branche.“
Branche in extrem schwieriger Lage
Soweit die Fürs und Widers. Der ÖRV hofft jedenfalls, dass „die Rückerstattungspflicht befristet ausgesetzt wird oder diese Entscheidung in den Mitgliedsstaaten von der EU geduldet wird.“ Die Branche befinde sich derzeit in einer extrem schwierigen Lage: „Derzeit gibt es ausschließlich Ausgaben, aber keine Einnahmen.“ Die Situation - keine Neubuchungen, aber Stornierungen von zum Teil bereits im Vorjahr getätigten Buchungen - werde sich „auf unbestimmt fortsetzen.“ Deshalb müsse „der Liquiditätsabfluss gestoppt werden!“
Erstellt am: 22. März 2020
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