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Krise bietet Chancen

Gutschein statt Storno! Belgien und Frankreich gehen voran, Österreich prüft

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Rund um die Corona-Krise haben Frankreich und Belgien abweichend von der geltenden Pauschalreiserichtlinie Verfügungen erlassen, dass KundInnen im Falle einer Stornierung nicht den Reisepreis rückerstattet bekommen, sondern einen über einen längeren Zeitraum gültigen Gutschein.

T.A.I. hat von diesen Maßnahmen im Zuge einer Recherche bei Travel Europe, einem der größten Touristikunternehmen Österreichs (siehe „Österreichs Touristik-Champions“), erfahren. Dem Vernehmen nach prüft auch der SRV (Schweizer Reise-Verband) die Umsetzung einer derartigen Variante und auch in Österreich ist dies laut ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) „ein Thema.“

Das belgische Modell

Den Gutschein-Erlass hat Belgiens Wirtschaftsministerin Nathalie Muylle am 18. März 2020 verfügt, um der Reisebranche durch die Corona-Krise zu helfen. Reiseveranstalter können im Falle einer Stornierung Gutscheine ausstellen. Wird die Reise auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, müssen die KundInnen nur dann entschädigt werden, wenn sie nachweisen, dass sie zum neuen Termin definitiv nicht reisen können. „Es handelt sich um außergewöhnliche Maßnahmen und ich kann nicht genug betonen, dass diese Maßnahmen auch im Interesse der Verbraucher liegen", so Ministerin Muylle.

In Frankreich gibt es eine ähnliche Verfügung. Laut Helmut Gschwentner, geschäftsführender Gesellschafter von Travel Europe, einem der größten und erfolgreichsten Reiseveranstalter Österreichs mit Niederlassungen in 15 Ländern (siehe Info „Travel Europe in Stichworten“ weiter unten auf dieser Seite), „sichert diese Variante vielen Reisebüros und Veranstaltern die Liquidität.“ Jetzt ist Österreich gefordert, ein ähnliches Modell hierzulande umzusetzen. T.A.I. wird darüber berichten.

Rückholaktion von Travel Europe …

Helmut Gschwentner: „Wie alle Veranstalter sind auch wir massiv von der Corona-Krise betroffen. Unser erster Focus war es, unsere Kunden aus den verschiedenen Reisegebieten wieder in ihre Heimatländer zurückzuholen. Mit dem heutigen Tag haben wir die letzten neun Reisenden aus Madeira nach Frankreich zurückgebracht. Auch urlaubende MitarbeiterInnen konnten alle wieder heimgebracht werden, die letzte Mitte dieser Woche von den Seychellen.“

… und Blick in die Zukunft

„Ansonsten geht es natürlich ‚drunter und drüber‘“, beschreibt Helmut Gschwentner die Stimmung. „Wir versuchen Stornierungen so gut wie es eben geht in Umbuchungen auf zukünftige Termine zu verwandeln. Sehr oft gelingt dies auch, da unsere B2B Kunden selbst lieber verschieben, statt zu annullieren.“

Bisher hat das Travel Europe-Team die Zeit eben für Krisenmanagement und zum Abbau von Gleitzeitstunden bzw. Alturlauben genützt. Ab Montag, 23. März, wird auf Kurzarbeit umgestellt. Helmut Gschwentner: „Zum Glück hat die österreichische Bundesregierung gemeinsam mit den Sozialpartnern ein optimiertes Kurzarbeitsmodell ausgearbeitet, vor allem die Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge hilft enorm.“

Hoffnung auf „sehr langen Herbst“

Travel Europe konnte alle 125 MitarbeiterInnen für Kurzarbeit anmelden. „Wir hoffen, dadurch diese Arbeitsplätze zu retten“, so Travel Europe. Entscheidend wird es seiner Einschätzung nach aber sein, wie lange diese Krise dauert: „Die Saison bei Travel Europe - wir sind vor allem im Rundreisegeschäft tätig - hat zwei ‚peaks‘, einer im Frühjahr und einer Herbst. Das Frühjahr wird wohl komplett zu vergessen sein.“ Jetzt hoffen alle „auf einen halbwegs guten und auch sehr langen Herbst.“ Mit dieser Hoffnung steht Travel Europe wohl nicht alleine da.

Travel Europe in Stichworten

Die Wurzeln von Travel Europe (rund 100 Mio. Euro Umsatz, 125 MitarbeiterInnen) liegen in der einstigen Pension in Stans, die als Hotel Schwarzbrunn (www.schwarzbrunn.at) seit 1964 von der Familie Gschwentner geführt wird von damals 17 Zimmern mit 2 Bädern bis heute auf ein 4-Sterne superior Hotel mit 122 Zimmern mit 3000 m² großen Spa ausgebaut wurde.

1984 starteten die Gschwentners unter der Marke „Tirol Hotels“ mit der Vermittlung von Busgruppenreisen. Schritt für Schritt erfolgte die Eröffnung eigener Tochterfirmen und Niederlassungen, ebenso wurde das Angebot schrittweise ausgeweitet. Heute umfasst das Travel Europe Imperium 15 Filialen, von Madeira bis Kraków in Polen, von Tirana bis Edinburgh. Abgerundet wird das Angebot durch eine Schiffsflotte in Kroatien (derzeit drei große Yachten), die vor allem bei den englischsprachigen Kunden im Vollcharter sehr beliebt sind.

Ex Österreich bietet Travel Europe 2020 Charterflüge ab Innsbruck, Graz, Linz, Wien und Salzburg nach Lissabon, Funchal, Porto und Paphos an. Die Packages beinhalten Rundreisen inklusive Reiseleitung, Wanderprogramme und Hotelaufenthalte.

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