Reisebüro-Insolvenz

Gut gewirtschaftet reichte nicht! Sanierungsplan soll Papageno Touristik retten

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Ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung beim Handelsgericht Wien beantragt hat Thomas Höferer für seine Papageno Touristik. Der Schwerpunkt des Angebotes liegt im Kreuzfahrtenbereich. Höferer führt als Insolvenz-Grund die COVID-19 Pandemie an. Das Unternehmen war – wie eine T.A.I. Recherche anhand der Jahresabschlüsse ergab – zuvor solide aufgestellt:

Ende 2018 (letzter verfügbarer Jahresabschluss) lag die Eigenkapitalquote bei 21%, es gab keine Bankverbindlichkeiten, der Bilanzgewinn lag bei 1,22 Mio. Euro und die letzten beiden Geschäftsjahre (2017 und 2018) wiesen jeweils dreistellige Gewinne aus (sowohl Ergebnisse vor als auch nach Steuern). Die Verbindlichkeiten betrafen vorwiegen Anzahlungen von Kunden.

Genau das brachte die Papageno Touristik nun in Schieflage: „Das Abgleiten in die nunmehrige Insolvenz wird darauf zurückgeführt, dass im Zuge der COVID-19 Pandemie ab März 2020 eine Vielzahl an Reisen abgesagt wurden“, schreibt der AKV (Alpenländischer Kreditorenverband), „die betroffenen Kunden haben daher angefangen, ihre Anzahlungen zurückzuverlangen.“

Der Sanierungsplan

Laut AKV belaufen sich die Aktiva aktuell auf rund 1,7 Mio. Euro, denen Passiva in Höhe von rund 6 Mio. Euro gegenüberstehen. Der Plan von Thomas Höferer sieht eine Fortführung des Unternehmens sowie eine Sanierungsplanquote von 30%, zahlbar binnen 2 Jahren, vor.

Gleichzeitig wird an einer Restrukturierung gearbeitet: die Zahl der MitarbeiterInnen wurde bereits auf 15 reduziert, 34 Dienstverhältnisse im Zusammenhang mit der COVID-19 Pandemie beendet. Von den zuletzt vier Filialen wurden jene in Graz und Fischamend bereits im Mai geschlossen, womit als Standorte jener in der Wipplingerstraße in Wien und in der Neunkirchnerstraße in Wiener Neustadt verbleiben.

Kurzportrait Thomas Höferer

Begonnen hatte Thomas Höferer 1990 als Ferialpraktikant bei ÖAMTC Reisen, wo er sich binnen kürzester Zeit zum Abteilungsleiter Vertrieb & Marketing emporarbeitete. Die Spezialisierung auf Kreuzfahrten begann, als Höferer in Deutschland die Aufgabe eines Außendienstmitarbeiters bei Celebrity & Chandris Cruises übernahm, gefolgt von der Tätigkeit als Verkaufsleiter von Costa in Österreich. 1998 folgte der Sprung in die Selbständigkeit mit der Marke „McCruise - Kreuzfahrten zu Schottenpreisen".

2000 wurde mit Travelmaxx in der Wiener Wipplingerstraße das erste Reisebüro eröffnet. Mitte 2009 wurde die Papageno Touristik übernommen, 2010 das Flusskreuzfahrtschiff MS Princess Sophie, 2014 die in die Insolvenz geschlitterte Gulliver's Reisen. Das Filialnetz erreichte damals mit 31 Standorten (plus 2 im Ausland) die größte Ausdehnung.

Jennifer
17. 7. 2020
Falsche Informationen!
Werte Damen und Herren,
das obengenannte Unternehmen Papageno Touristik verwendet CoVid19 als VORWAND. Bereits im Sommer 2018 war abzusehen, dass bei gleichbleibender Geschäftsgebahrung das Ende des Unternehmens naht und deswegen wurden im Ho-Ruck-Stil etliche Filialen (von 19 auf 2) geschlossen und die Angestellten entlassen. Seit Jahresbeginn 2020 bis zur Veröffentlichung oberen Statements leistet das Unternehmen keinerlei Zahlungen an Angestellte, Strom&Gas, Telekom&Internet, und andere Leistungsträger. Die Mitarbeiter haben sich nach 2,5monatiger Arbeitspflicht (!) OHNE GEHALTSZAHLUNGEN aus dem Arbeitsverhältnis herausgeklagt! Die Firma ist telefonisch nur erreichbar, aktive Telefonate sind aufgrund NICHTBEZAHLUNG unmöglich...
Welcher Privatier kann sich erlauben monatelang nicht zu bezahlen und glaubt, nun werden alle Gläubiger auf ihre Anteile verzichten???
Auch die AK (https://tirol.arbeiterkammer.at/service/presse/-Papageno_Touristik-_ist_in_Insolvenz.html) ist bereits im Auftrag ehemaliger Papageno-Kunden unterwegs!
Diese Fakten sollten auch genannt werden.
Markus
17. 7. 2020
Woher sollen die Aktiva kommen?
Reduktion von 31 auf 2 Filialen, von 125 auf 4 Mitarbeiter... Und hat nicht der Herr Eigentümer im Bürgeranwalt am 30.5.2020 versichert, sein Unternehmen sei gesund und kein Sanierungsfall oder gar insolvent...
Sandra
28. 7. 2020
Wirklich?
Gut gewirtschaftet? Da ist mir vor lauter Lachen ein tröpfchen entwichen :*)
Markus
18. 8. 2020
Einladung zu Reiseabend
Vorige Woche bekam ich mit Datum 11.8.2020 eine Einladung zum Reiseabend von Papageno Touristik für den 2.9.2020. Wie kommt es, dass man hier trotz des Konkurses so vorgeht? Sollte hier jemand darauf reinfallen und buchen, wie sicher ist das Geld, von einer Abhaltung der Reise gar nicht zu sprechen. Aber da sieht man wieder, nur mit Frechheit kommt man weiter. Wobei ich Frechheit gerne durch ein anderes Wort ersetzt hätte.

Antwort der T.A.I.-Redaktion:
Sehr geehrter Markus,
vielen Dank für den Kommentar. Die Einladung zu dem „Reiseabend“ ist insofern nicht ungewöhnlich, als die Papageno Touristik bereits bei Insolvenz-Eröffnung erklärt hat, das Unternehmen fortführen zu wollen, und dafür eine Sanierungsplanquote von 30%, zahlbar binnen 2 Jahren anbietet. Die dafür notwendige Prüfungs- und Sanierungsplantagsatzung ist für 7.9.2020 angesetzt.
Ertl Elisabeth
27. 8. 2020
Restzahlung der Reise
Am 29. JUNI 2020 Restzahlung einer Reise getätigt...2 Tage später Anruf die Kontonummer gibt es nicht mehr, fordern sie das zurück, und zahlen Sie auf ein neues Konto ein und das hab ich getan...nur auf die Rückzahlung warte ich bis heute...habe zahlreiche Zusagen bekommen aber nichts gebracht
Brigitte Nemec
02. 1. 2021
Keine Rückzahlung der Anzahlung
Es wurde bei Papageno Reisen Österreich eine Schiffsreise "Flusskreuzfahrt Russland" vom 18.07. bis 28.07.2020 gebucht, die wegen Corona abgesagt wurde. Da der Veranstalter Papageno Schweiz ist, ist die Anzahlung durch die Österreichische Reiseversicherung nicht abgesichert. Eingeschriebene Briefe oder Faxe an Herrn Thomas Höferer (er ist Geschäftsführer von Papageno Schweiz) oder an Papageno Schweiz bezüglich Rückzahlung der Anzahlung bleiben unbeantwortert. Die Anzahlung wird auch nicht zurück überwiesen.
Chris93
17. 7. 2024
Papageno
Habe das alles nur mitbekommen da mein Stammreisebüro Papageno in Stockerau plötzlich geschlossen und die Mitarbeiterin gekündigt wurde.
Hab dort gerne gebucht und auch meine erste Fernreise nach Mauritius.
Das letzte war die Safari mit meinem Vater nach Kenia im März 2018, wir hatten aufgrund eines defekten Flugzeugs in Wien den ersten Tag versäumt, aber über Papageno am Ende doch noch 1.200 Euro Entschädigung bekommen von der Airline für den versäumten Tag im Hotel.

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