Print-Ausgabe 19. Juni 2020
Sind stolz auf das gemeinsame Pilotprojekt: Dieter Pammer (l.) und Harald Schobesberger
Das 08/15-Geschäft im Retail-Bereich wird künftig eine geringere Rolle spielen als vor Corona– verbundene Reiseleistungen mit ‚Very Light Jets‘ als Alternative
Wie werden Corona-Krise und die damit verbundenen Einschnitte das Reiseverhalten verändern? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Touristik? Eine Antwort darauf liefern der Privatjet- und Charterflug-Anbieter GlobeAir zusammen mit HaraldSchobesberger, Chef und Gründer des Reisebüros „Urlaubswelt“ in Schörfling am Attersee. Im Rahmen eines Pilotprojektes entwickeln die beiden Partner derzeit „exklusive Reisen und Flugprogramme für Premium-KundInnen, die in weiterer Folge der gesamten Reiseindustrie angeboten werden sollen“, so DieterPammer, Director Business Development bei GlobeAir, gegenüber T.A.I.
Bisher war das Reisebüro Schobesberger im Retail-Bereich engagiert (ca. 50 % des Umsatzes) sowie im Bereich von Tauchreisen (Generalagentur für zwei Tauchschiffe auf den Malediven), Privathäusern auf den Seychellen und als IATA-Agentur. „Durch Corona hat sich alles geändert“, so Harald Schobesberger.
Ab Mitte März herrschte Stillstand. Seit Juni ist die Urlaubswelt wieder halbtags geöffnet (9-12 Uhr) und mit einer Mitarbeiterin besetzt. Ab Juli steht sie den KundInnen ganztägig und mit zwei Mitarbeiterinnen zur Verfügung. In Summe beschäftigte das Reisebüro Schobesberger zuletzt 9 MitarbeiterInnen, die derzeit alle in Kurzarbeit sind. 95 % aller Anzahlungen wurden an die KundInnen refundiert (Schobesberger: „Eine knappe Million Euro“), was nicht zuletzt deshalb möglich war, „da wir immer gut gewirtschaftet haben“. T.A.I. hat es nachgeprüft: Der Jahresabschluss 2019 liegt bereits vor, es gab ebenso wie in den Vorjahren einen soliden Gewinn.
Eines ist für Harald Schobesberger klar: „Es wird nicht mehr so weitergehen wie bisher. Es wird sich vieles verändern, weg vom klassischen Retailing.“ Vor allem für das 08/15-Geschäft werde es „weniger Angebote am Markt geben“.
Schobesberger wird deshalb den Weg in Richtung „selbst zusammengestellter, verbundener Reiseleistungen“ (diese wurde im Zuge der neuen EU-Pauschalreiserichtlinie als neue Kategorie eingeführt) weiter vorantreiben. Beim Thema Flug kommt diesbezüglich GlobeAir ins Spiel: „Das Flugangebot, wie wir es bisher kannten, ist in vielen Fällen nicht mehr da. Jene, die sich’s leisten können, fliegen deshalb mit dem Privatjet durch Europa“, so Harald Schobesberger. Wobei im Falle von GlobeAir, die auf „Very Light Jets“ spezialisiert ist (die Flotte besteht aus 20 Cessna Citation Mustang C510-Jets mit Platz für 4 Passagiere), die Kosten in deutlich leistbareren Regionen angesiedelt sind als im Privatjet-Bereich üblich.
Von Wien (VIE) nach Split (SPU) kostet der Hinflug alles inklusive 6.100 Euro (4 Personen), der Return ab 10.100 Euro. Von Salzburg (SZG) nach Brač (BWK) sind es 5.800 bzw. retour ab 9.000 Euro. Erheblich günstiger wird es mit tagesaktuellen „Last Minutes“ bzw. „Empty Legs“ (3 Tage vorher, z. B. Split–München um 690 Euro für 4 Personen; Brac–Wien um 590 Euro, Zadar–Salzburg um 699 Euro). Ansehen, abfragen und sofort buchen kann man diese Schnäppchen unter www.globeair.com/de-at/privatjet-leerfluege.
Gemeinsam arbeiten GlobeAir und die Urlaubswelt derzeit daran, rund um die Privatjet-Angebote Flugpauschalen zu entwickeln. „Das Hotel kommt dann z.B. von TUI, der Flieger von GlobeAir. Ich glaube, dass das eine ganz gute Sache werden kann“, meint Harald Schobesberger. „Wir müssen den KundInnen etwas Besseres bieten als z. B. booking.com.“ Dies betreffe auch die Stornobedingungen. Schobesberger: „Wir müssen umdenken.“
Bei den derzeit teureren Rückflügen zeichnet sich ebenfalls eine Lösung ab. Etwa dann, wenn z.B. am Samstag ein Schwerpunkt auf Griechenland/Kroatien gelegt wird. Pammer: „Die ‚Empty Leg‘-Strategie ermöglicht es dann, die Flotte kostengünstig für Retourflüge zu positionieren.“
Bei GlobeAir freut man sich, mit der Urlaubswelt bzw. Harald Schobesberger einen Experten für die Entwicklung des „Leisure Travel Konzeptes“ gefunden zu haben. Dieter Pammer: „Dieses Gesamtbild passt perfekt in unser Konzept. Wir freuen uns mit diesem Pilotprojekt, allen KundInnen und BranchenkollegInnen ein positives Signal vermitteln zu können.“
Von der Wiege an war Harald Schobesberger (59) klar, dass er in den Tourismus einsteigen wird. Der Lehre bei Dr. Degener in Gmunden (heute TUI-Reisecenter) folgten Jahre bei Raiffeisen Reisen Linz, bis Harald Schobesberger in den elterlichen Betrieb einstieg (Busunternehmen mit Reisebüro). 1990 gründete er mit der „Bunten Urlaubswelt“ (heute urlaubswelt.com) am Attersee sein eigenes Unternehmen (Umsatz 2019 rund 7,6 Mio. Euro, 9 MitarbeiterInnen).
Erstellt am: 19. Juni 2020
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