Print-Ausgabe 16. Dezember 2022
„Das Programm für das Jahr 2022/23 wurde auf Vorkrisenniveau geplant“, so Sebastian Ebel (Bild: © TUI)
Mit dem zu Ende gegangenen Geschäftsjahr konnte der weltgrößte Touristik-Konzern wieder (fast) an frühere Zeiten anknüpfen – der Ausblick stimmt durchaus positiv
In der Touristik ist sie in mehrfacher Hinsicht einzigartig: die TUI Group. Einer der Gründe liegt darin, dass sie als einziger Konzern dieses Bereiches an der Börse notiert. Die mediale Aufmerksamkeit bezüglich der Quartalszahlen, Halbjahres- und Geschäftsberichten ist entsprechend groß. So auch Mitte dieser Woche, als der seit Oktober 2022 als Vorstandsvorsitzender agierende Sebastian Ebel die Zahlen für das Gesamtjahr 2021/22 (per Ende September) bekannt gab.
Ebel kennt die TUI zum Teil besser als seine eigene Westentasche, war er bereits im Vorgänger-Konzern Preussag in den 1990er-Jahren in Management-Positionen tätig und wurde nach dessen Umbenennung in TUI deren Bereichsvorstand. Zuletzt zeichnete er als CFO für den Finanz-Bereich verantwortlich und wurde mit Beginn des neuen Geschäftsjahres zum CEO ernannt. Die Zahlen, die Ebel jetzt bekannt gab, sind nach den beiden Pandemie-Jahren durchaus erfreulich. Der Umsatz hat sich auf 16,55 Mrd. Euro fast vervierfacht (vor der Pandemie waren es 18,9 Mrd. Euro) und auch das bereinigte EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) war mit 409 Mio. Euro laut Ebel „wie angekündigt signifikant positiv“.
Zur Erinnerung: Im letzten Vorkrisen-Jahr 2018/19 erreichte das bereinigte EBIT knapp 1,4 Mrd. Euro, was zeigt, dass noch einiges zu tun ist. Aber nach den horrenden Verlusten der beiden Vorjahre, als der TUI Konzern mit −2,99 Mrd. Euro und −2,08 Mrd. Euro tief in den roten Zahlen steckte, macht das diesjährige Ergebnis den Aufwärtstrend deutlich.
Vor allem der Sommer 2022 (Juli bis September) mit mehr als 1,1 Mrd. Euro bereinigtem EBIT hatte laut Sebastian Ebel positiv gewirkt. Alle Segmente lieferten positive Ergebnisbeiträge und die Gästezahl im Q4 erreichte mit 7,6 Mio. wieder 93 % des Niveaus von vor der Krise. Der Umsatz in den Sommermonaten wurde mit 7,61 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr (3,37 Mrd. Euro) mehr als verdoppelt und lag erstmals wieder auf dem 2019er-Level.
Wie sieht also der Ausblick aus? Sebastian Ebel spricht für den Winter 2022/23 von einer stabilen Buchungslage, es bestehe aber ein anhaltender Trend zu kurzfristigen Buchungen. Die Liquidität sei mit 3,7 Mrd. Euro für den „saisonal typischen schwächeren Winter“ aber hoch. Zum Vergleich: Anfang Dezember 2021 erreichte die Liquidität laut Ebels Vorgänger Friedrich Joussen rund 3,5 Mrd. Euro und war damit „so stark, dass sie für uns keine Rolle mehr spielt“; ein Jahr zuvor waren es 2,5 Mrd. Euro. Für das Geschäftsjahr 2022/23 gibt sich Sebastian Ebel durchaus zuversichtlich, auch wenn das Marktumfeld schwierig bleibt. Er erwartet „ein solides und gutes Jahr. Das Programm wurde auf Vorkrisenniveau geplant, die Durchschnittspreise liegen aber deutlich über 2019 sowie über dem Vorjahr.“
Vor allem das Hotel- und Hotelmarken-Angebot – es gilt als Treiber der starken Entwicklung im zu Ende gegangenen Geschäftsjahr – soll weiter ausgebaut werden. Bei TUI Cruises (Joint Venture mit Royal Caribbean Cruises) steht die Auslieferung von drei neuen Kreuzfahrtschiffen an, wobei die Mein Schiff 7 (nahezu CO2-neutraler Schiffsantrieb) im Jahr 2024 kommt, die beiden weiteren bis 2026. Ausgebaut wird zudem der Bereich „TUI Musement“ (Rundreisen, Touren & Aktivitäten). Unter dem Strich soll das neue Geschäftsjahr einen starken Anstieg des Umsatzes und eine signifikante Erhöhung des bereinigten EBIT bringen. T.A.I. wird berichten, ob dies gelingt.
Erstellt am: 16. Dezember 2022
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