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Sie ist das Flaggschiff von Europas Touristik: die TUI Group. Heute, 13.05.2020, präsentierte der einzige an der Börse notierende Reiseveranstalter seine Halbjahreszahlen. CEO Fritz Joussen musste dabei drastische Einschnitte kommunizieren. Die Zahlen, denen T.A.I. etwas tiefer auf den Grund ging, machen deutlich, wie angespannt die Situation ist.
Einleitendes Schönreden
Die Presseaussendung sprach zunächst von der Bereitschaft „für die Wiederaufnahme der Reiseaktivitäten“, davon, dass die Pandemie „den starken Start ins Geschäftsjahr 2020“ stoppte, von einer „globalen Neuaufstellung und Kostensenkungen“ und davon, dass die „Transformation des Konzerns“ beschlossen wird.
„Die Menschen wollen reisen“, wird CEO Fritz Joussen zitiert, ebenso dass der Umsatz in den ersten fünf Monaten (Achtung: gemeint ist Ende Februar, also nicht Ende März, der Stichtag für den Halbjahresbericht!) um +6% auf 6,0 Mrd. Euro zulegen konnte und das bereinigte EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) nach fünf Monaten zwar traditionell – wie zu diesem Zeitpunkt üblich – mit -240 Mio. Euro negativ, aber um +21% besser war, als vor einem Jahr.
Die triste Realität
Ende März sah alles schon deutlich weniger erfreulich aus. Der Umsatz war laut Beiblatt zur Presseaussendung um -1,2% niedriger als vor einem Jahr, der Verlust um -174,8% schlechter: das bereinigte EBIT war von -301,6 Mio. Euro auf -828,7 Mio. Euro abgesackt.
Die Kündigung von rund 8000 Stellen wird erst weiter unten in der Presseaussendung erwähnt. Betroffen sind damit nicht, wie Fritz Joussen meinte, „etwa jede zehnte der mehr als 70.000 Stellen weltweit“, sondern es sind 11,4% und nahezu als jede neunte Position.
Die der Presseaussendung beigelegten Kennzahlen bzw. der Blick in den Halbjahresbericht (1. Oktober 2019 bis 31. März 2020) sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache:
Überbrückungskredit & personeller Aderlass
Aus all diesen Fakten wird deutlich, auch welch dünnem Eis sich TUI (und wie sie die gesamte Touristik) derzeit bewegt. Die Entlassung von jedem neunten Mitarbeiter ist aufgrund der erwähnten Zahlen besser zu verstehen. Ebenso zeigt sich, dass der bereits gewährte Überbrückungskredit durch das KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) in Höhe von 1,8 Mrd. Euro zusammen mit der von den Banken zur Verfügung gestellten 1,75 Mrd. Euro hohen Kreditlinie („Revolving Credit Facility“) nur knapp reichen, um die laut Fritz Joussen „beispiellosen Auswirkungen der Pandemie“ abzufedern.
Laut Joussen verfügte der Konzern zum 10. Mai 2020 über Finanzmittel und verfügbare Kreditfazilitäten in Höhe von ca. 2,1 Mrd. Euro. Er will jetzt Einschnitte „bei Investitionen, bei Kosten, unserer Größe und unserer Präsenz in aller Welt“ rasch durchziehen. Die Overhead-Kosten sollen „dauerhaft über den gesamten Konzern um 30 Prozent“ reduziert werden. Joussen: „Wir müssen schlanker sein als vorher, effizienter, schneller und digitaler.“ Die rund 8.000 MitarbeiterInnen weltweit, die jetzt ihre Jobs verlieren, werden das als erste zu spüren bekommen.
Erstellt am: 13. Mai 2020
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