Reisebüros in der Covid-19 Mühle

Dilemma zwischen „Parlamentarischer Anfrage“ und „Frustrierten Aufwendungen“

T.A.I. 24 TOP News

Österreichs Reisebüros stehen seit Monaten mit dem Rücken zur Wand. Anders als in Deutschland, wo die Bundesregierung Anfang Juli das „Corona Konjunktur- und Zukunftspaket“ auf Verdienstausfälle von Reisebüros und Reiseveranstalter durch ausbleibende Provisionen und stornierte Buchungen ausgeweitet hat, wartet die Touristik hierzulande bislang vergeblich auf eine entsprechende Hilfestellung.

Jetzt wenden sich der ÖVT (Österreichsicher Verein für Touristik) und der ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) in einer abgestimmten Aktion mit einem offenen Brief an Vizekanzler Werner Kogler. Zeitgleich erhielt der Obmann des Tourismusausschusses im Nationalrat, Gerald Hauser, die Antwort von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger auf seine Mitte Juni an sie gerichtete parlamentarische Anfrage betreffend „Auszahlung von Corona Hilfen an Unternehmen der Reisebürobranche“.

Frustrierte Aufwendungen

ÖVT-Obfrau Phillies Ramberger (Pur-Touristik) kritisiert in dem Schreiben an Vizekanzler Werner Kogler die Tatsache, dass „trotz positiver Verhandlungen seit Mitte März mit dem Finanz- und dem Tourismusministerium sowie nach unzähligen Videocalls, Gesprächen und zig Korrespondenzen gemeinsam mit dem Fachverband der Reisebüros in der WKÖ (Wirtschaftskammer Österreich) bis dato das angekündigte und zugesagte Hilfspaket“ nicht umgesetzt wurde.

Dies obwohl das Hilfspaket laut Phillies Ramberger bereits am 18. Juni „konkret zugesagt, auch durch eine Presseaussendung des Tourismusministeriums veröffentlicht und seit drei Wochen auch ein Formulierungsvorschlag an das Finanzministerium mit der WKO abgegeben“ wurde.

Konkret geht es dabei „um die frustrierenden Aufwendungen/Dienstleistungen, Kosten, die bereits letztes Jahr angefallen sind – für Reisen ab 16. März 2020 die aufgrund von Covid 19 KOSTENLOS storniert wurden und nach wie vor werden.“

Phillies Ramberger: „Ein ganzes Wirtschaftsjahr wurde wegen 2020 vernichtet.“ Auch Neubuchung sind laut Ramberger „kaum vorhanden.“ Dazu kommen „extrem kurzfristige Reisewarnungen – siehe letzten Freitag Kroatien – ein wahnsinnig großer Kraftakt, alle Buchungen (waren) binnen 24 Stunden kostenlos zu stornieren!“

Wenn das „zugesagte Hilfspaket – insbesondere die Inkludierung der „frustrierenden Aufwendungen“ – nicht rasch umgesetzt wird, „werden nicht mal 30% der Betriebe überleben.“

Unterstützung vom ÖRV

Laut ÖRV Generalsekretär Walter Säckl ging zeitgleich auch ein „abgestimmtes Schreiben des ÖRV Präsidenten Josef Peterleithner hinaus, um den Schulterschluss der freien Verbände für die Branche in dieser überlebenswichtigen Frage entsprechend zu dokumentieren.“

Haftungsübernahmen

Ebenfalls mit heutigen Tag langte die Antwort von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger auf die parlamentarische Anfrage ein, die Nationalrat Gerald Hauser zusammen mit KollegInnen am 17. Juni betreffend „Auszahlung von Corona Hilfen an Unternehmen der Reisebürobranche“ an sie gerichtet hatte. Von „frustrierenden Aufwendungen/Dienstleistungen“ war darin noch nicht die Rede, aber von den „Haftungsübernahmen für Überbrückungsfinanzierungen“ durch die ÖHT (Österreichische Hotel- und Tourismusbank) für Reisebüros.

Diese Haftungsübernahmen stehen auch kleinen und mittleren Unternehmen der Reisebürobranche seit Mitte März 2020 zur Verfügung. Laut Tourismusministerin Elisabeth Köstinger sind mit Stand 7. August 2020 insgesamt 324 Ansuchen von Unternehmen der Reisebürobranche eingebracht worden. 45 Fälle wurden „außer Evidenz genommen“, da es entweder zu einem „Umstieg innerhalb des Optionenmodells der ÖHT“ kam, die Förderungsvoraussetzungen nicht erfüllt werden konnten, es wegen erhöhtem Kapitalbedarf zu einem Wechsel zur Austria Wirtschaftsservice GmbH oder zu einer Insolvenz kam.

Das durchschnittlich bewilligte Haftungsvolumen für Unternehmen aus der Reisebürobranche beträgt demnach 233.039 Euro. Im Durchschnitt wurde eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von 258.114 Euro behaftet.

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