Print-Ausgabe 16. Dezember 2022
Die Erholung im Jahr 2022 war stark, doch „nicht überall und überaus fragil“, so Lamia Kamal-Chaoui
Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) publizierte Ende November ihren Bericht „OECD Tourism Trends and Policies 2022“. Ziel ist ein nachhaltiges und integratives Tourismuswachstum in allen 50 Mitglieds- und Partnerländern. Denn „das kontinuierliche Wachstum über sechs Jahrzehnte hinweg führte zu dem Glauben an die inhärente Widerstandsfähigkeit des Tourismus“, so Lamia Kamal-Chaoui, Direktorin des OECD Centre for Entrepreneurship, SMEs, Regions and Cities, die mit ihrem Team Regierungen dabei unterstützt, eine solide Tourismuspolitik umzusetzen. Doch die Pandemie habe deutlich gemacht, „dass der Tourismus besser auf künftige Schocks vorbereitet sein muss. Es besteht dringender Handlungsbedarf.“
Damit nicht genug, gehört zu den Herausforderungen auch die „existenzielle Bedrohung durch den Klimawandel“, wie Lamia Kamal-Chaoui betont: „Der Tourismus hängt von der natürlichen Umwelt ab und hat Auswirkungen auf diese. Es muss mehr getan werden.“ Die „OECD Tourism Trends and Policies“ bieten deshalb neben einer aktuellen Analyse der Tourismusleistungen auch Wegweiser in eine nachhaltigere und integrativere Zukunft. Lamia Kamal-Chaoui: „Es geht um den Aufbau von Resilienz im touristischen Ökosystem und um Förderung eines grünen Tourismus.“
Zu den zehn wichtigsten politischen Botschaften der OECD gehören deshalb neben einer Ankurbelung des Aufschwungs vor allem Maßnahmen zur Beschleunigung des grünen und digitalen Tourismus, samt Förderung umweltfreundlicherer und digitaler Praktiken, einer besseren Vorbereitung auf künftige Schocks sowie die Entwicklung langfristiger Strategien für nachhaltigen Tourismus.
Vor der Pandemie trug der Tourismus in den OECD-Ländern im Schnitt direkt 4,4 % zum BIP (Brutto Inlandsprodukt) bei, 6,9 % waren es bei der Beschäftigung und 20,5 % bei den Dienstleistungsexporten. Danach fiel die Branche auf 2,8 % BIP-Anteil, der Anteil an den Dienstleistungsexporten halbierte sich auf 9,9 %. Die Erholung 2022 war stark, doch „nicht überall und überaus fragil“, so Lamia Kamal-Chaoui. Dazu kommen neue wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten durch den Krieg Russlands in der Ukraine.
Von den acht Nachbarländern Österreichs konnte sich 2021 im Vergleich zu 2019 Italien mit –58 % der internationalen Ankünfte am besten halten (Österreich landete bei –60 %, die Schweiz bei –63 %
und Deutschland bei –70 %). Von den Sonne-Strand-Zielen der EU punktete Kroatien mit –39 % am besten, vor Griechenland (–55 %). Spanien hielt bei –63 %. Zum Vergleich: Die Türkei kam bei –42 % zu liegen. Stichwort Türkei: Zusammen mit Mexiko, den USA, Frankreich, Italien und Spanien verzeichnete sie 2021 fast 38 % der weltweiten Ankünfte.
Heuer kam es in vielen OECD-Ländern zu einer starken Erholung. Lag der OEDC-Durchschnitt zu Jahresbeginn noch –54,6 % unter dem Wert des gleichen Zeitraums 2019, verbesserte sich dieser von Monat zu Monat. Im Juli 2022 fehlten nur noch –19,9 % auf das Niveau von 2019, wobei die internationalen Ankünfte in Griechenland, Portugal, Slowenien und Spanien in diesem Monat bereits über jenen vom Juli 2019 lagen. Damit nicht genug, gehen von allen OECD-Ländern Dänemark, Frankreich und die Türkei bereits für 2022 von einer vollständigen Erholung aus, ebenso Kroatien. Spannend wird, welches Land 2023 diese Hürde schafft. T.A.I. wird berichten.
Erstellt am: 16. Dezember 2022
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