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Corps Touristique Austria

Bahn und Reisebüro legen zu, aber Finanzen dominieren die Planung

Print-Ausgabe 16. Juni 2023

Studienautorin Claudia Bauer-­Krösbacher (IMC Krems) und Branimir Tončinić, Präsident des Corps Touristique Austria (© Fotos: IMC Krems, Kroatische Zentrale für Tourismus)

Die vor kurzem präsentierte Corps Touristique Austria- und IMC-Krems-Studie gewinnt im mehrjährigen Vergleich an Aussagekraft – T.A.I. hat den Versuch unternommen

Unter dem Titel „Verstärktes Bedürfnis nach Auslandsreisen trotz gestiegener finanzieller Sorgen“ luden Ende Mai das Corps Touristique Austria (CTA) mit Präsident Branimir Tončinić (Österreich-Chef der Kroatischen Zentrale für Tourismus) an der Spitze sowie die IMC Fachhochschule Krems zur Präsentation der soeben fertiggestellten Studie (Autor:innen sind die IMC Tourismus-Studiengangsleiterin Claudia Bauer-Krösbacher und der IMC-Lecturer sowie Researcher Markus Eitle). Alles drehte sich dabei um das Reisejahr bzw. den Reisesommer 2023.

Kernaussage: Nach drei Jahren Corona-Pandemie ist das Bedürfnis zu verreisen trotz der derzeit extrem hohen Inflation stark ausgeprägt. Interessant sind vor allem aber die Vergleiche mit den Ergebnissen früherer IMC-Studien für das CTA. Herangezogen für die T.A.I.-Analyse werden konnte dabei vor allem die Untersuchung aus dem Jahr 2018, da die Studie 2019 (das letzte Jahr vor Corona) ausschließlich dem Reisepublikum 55+ gewidmet war.

Die Studie 2021 bezog sich zwar wieder auf das gesamte Spektrum der Reisenden, allerdings ist der zweite Pandemiesommer als eher atypisch anzusehen. Aussagekräftiger ist deshalb die für 2022 publizierte Studie. T.A.I. hat – so es möglich ist – die einzelnen Auswertungen miteinander verglichen.

So wie es dabei aussieht, ist 2023 der Wunsch privat ins Ausland zu verreisen, deutlich geringer als noch 2018. Hatten dies vor der Pandemie noch 87 % aller Österreicher:innen vor, sind es heuer 72 %. Im Vorjahr lag dieser Wert mit knapp 66 % allerdings noch tiefer.

Die beliebtesten Reisedestinationen

Die Top-5-Reisedestinationen sind gleich geblieben, allerdings zum Großteil in anderer Reihenfolge: Unverändert an erster Stelle liegt heuer ebenso wie 2018 und auch 2022 Italien. Kroatien hält nun wie bereits 2022 den 2. Platz (vor sechs Jahren war es noch Platz 3). Auch Griechenland ist im Vormarsch begriffen: 2018 noch an 5. Position, war es 2022 bereits 4. und liegt heuer auf Rang 3. Deutschland fällt im Gegensatz dazu zurück: vom 2. Platz in 2018 auf die Nummer 3 im Vorjahr und heuer auf Rang 4. Spanien, das 2018 noch die 4. Stelle einnahm, hält ebenso wie im Vorjahr Platz 5.

Generell überwiegt bei der Haupt­urlaubsreise – und das schon seit der Zeit vor der Pandemie – der Urlaub in Österreich. Etwas mehr als 50 % entscheiden sich den Angaben zufolge stabil für Inlandsreisen.

Bahn und Reisebüros gewinnen an Boden

Zurück ins Ausland: Trotz aller Nachhaltigkeits-Diskussionen bleiben der PKW (heuer 68 %) und das Flugzeug (aktuell 57 %) die am häufigsten genutzten Verkehrs­mittel. Allerdings wollen heuer bereits 28 % der Österreicher:innen mit dem Zug ins Ausland reisen. Bereits im Vorjahr legte laut Studie die Bahn als Wunsch­verkehrsmittel zu. Generell hat laut den Studien-Autor:innen Claudia Bauer-­Krösbacher und Markus Eitle das Thema Nachhaltigkeit im Vergleich zu vor fünf bis zehn Jahren an Bedeutung gewonnen.

Die 4-Sterne-Hotels sind und bleiben die beliebteste Unterkunftsart. Dahinter folgen die Ferienwohnungen/Apartments und Privatunterkünfte.

Bei den Buchungskanälen verlieren gegenüber dem Vorjahr die Onlineplattformen (von 59,4 % auf 56 %) leicht an Boden, ebenso diejenigen, die direkt beim Anbieter buchen (heuer 45 %, Vorjahr 49,2 %). Das Reisebüro gewinnt hingegen wieder an Bedeutung: Wurde es im Vorjahr noch von 31,2 % als Buchungskanal herangezogen, so sind es heuer wieder 36 %. Bei dieser Frage waren übrigens auch Mehrfachnennungen möglich.

Wunsch nach Sauberkeit und Hygiene

Interessant (und nicht mit früheren Studien vergleichbar) ist die Tatsache, dass die Sorgen in Verbindung mit der Coronakrise laut IMC-Erhebung massiv zurückgegangen sind: Wegen Corona noch nicht bereit zu reisen sind nur noch 15 %. Die Bereitstellung kostenfreier Handdesinfektionsmöglichkeiten, Informationen zu Covid-Regelungen und Hygienelabels sind jedoch Maßnahmen, die sich österreichische Reisende in den Destinationen nach wie vor wünschen. Sauberkeit und Hygiene lagen aber auch bereits bei der Umfrage 2018 auf Platz 1.

Die Hauptsorgen und Ängste bei der Reiseplanung 2023 beziehen sich vor allem auf die aktuelle geopolitische und wirtschaftliche Lage, die steigende bzw. nach wie vor hohe Inflation und Energiepreise. Dazu gesellen sich Bedenken hinsichtlich der politischen Stabilität und Sicherheit am Urlaubsort.

Thema Finanzen beherrscht die Planungen

Von denjenigen, die in diesem Jahr nicht verreisen wollen oder können, nannte der überwiegende Anteil (49 %) jedenfalls „finanzielle Gründe“. Mit großem Abstand dahinter folgen jene, die „spontan/unsicher“ sind (17 %) oder angaben, „kein Interesse“ oder „keine Zeit“ zu haben (12,5 %). Rund 7,5 % der Österreicher:innen treten aus gesundheitlichen Gründen keine Reise an.

Das Thema Finanzen ist aber nicht vom Tisch zu wischen. Zwar sind sowohl das veranschlagte Gesamtreisebudget als auch das Reisebudget für die Hauptreise der Befragten im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, doch bei weitem nicht im Ausmaß der vorherrschenden Inflation: Der Median 2023 für alle privaten Auslandsreisen beträgt pro Haushalt 3.000 Euro und ist damit gegenüber dem Wert von 2022 unverändert.

Im Jahr 2018 belief sich das jährliche Gesamtreisebudget im Median noch auf 2.000 Euro, was den Schluss zulässt, dass seit der Corona-­Pandemie doch deutlich mehr Geld für das Reisen ausgegeben wird als davor. Denn berücksichtigt man die Geldentwertung seit 2018, müsste das vergleichbare Gesamtreisebudget bei knapp 2.500 Euro liegen.

Wie schon in den vorangegangenen Jahren wurde auch 2023 die Umfrage im Jänner mit einer Stichprobe von 1.400 Erwachsenen in Österreich durchgeführt. Die Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 2,6 %. Das Corps Touristique Austria ist die Vereinigung jener Tourismusorganisationen und -vertretungen, die für den österreichischen Markt zuständig sind. Derzeit zählt das Corps Touristique 33 ordentliche Mitglieder aus aller Welt sowie 45 außerordentliche und Ehrenmitglieder.

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