ANA
Insolvenz-Absicherung

Airlines hui, Reisebüros pfui! Pleite scheinbar nicht gleich Pleite

Print-Ausgabe 20. September 2019

Fordert ebenfalls eine Insolvenzabsicherung für Airlines: ÖRV-­Generalsekretär Walter Säckl

ÖRV und Reisebüro-Fachverband fordern angesichts der Aigle Azur-Bruchlandung erneut eine Insolvenzabsicherung auch für Airlines – die Politik stellt sich taub

Das jüngste Airline-Aus, – jenes der französischen Aigle Azur, bei der mehr als 13.000 Passagiere gestrandet waren –, ließ erneut den Ruf nach Insolvenzabsicherung für Airlines laut werden. So fordert Gregor Kadanka, Vorstandsmitglied im ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) und Fachverbandsvorsteher der Reisebüros in der WKÖ, erneut von der Politik „eine internationale Lösung zur Kundengeldabsicherung auch für Flugunternehmen“ nach dem Muster der Reisebüros.

Der diesbezügliche Reisebüro-Vorstoß ist nicht neu, ebenso wenig die Tatsache, dass der zunehmende Wettbewerbsdruck auf dem europäischen Luftfahrtmarkt weitere Airline-Pleiten nach sich ziehen wird. Doch die Politik zögert, obwohl sie im Falle von Airlinepleiten – wie etwa bei Airberlin in Deutschland oder Monarch Airlines in Großbritannien – mit Staatsgeldern finanziell Gewehr bei Fuß stehen muss.

Der Ball wird von den nationalen Regierungen stets an die EU-Kommission weitergespielt. Diese wiederum ist der Ansicht, dass es ausreiche, die „bestehenden unionsrechtlichen Zulassungs- und Aufsichtsregelungen effektiver anzuwenden.“ Sprich: Passagiere seien vor Insolvenzen schon dadurch besonders geschützt, da die finanzielle Leistungskraft einer Airline bereits bei Erteilung einer Betriebsgenehmigung der staatlichen Kontrolle unterliege.

Einen konkreten Vorstoß in Richtung Pflicht zum Abschluss einer Insolvenzversicherung von Airlines gab es auf EU-Ebene zuletzt 2013. Er wurde von der EU-Kommission mit der Begründung abgelehnt, dass eine derart „systematische Auflage“ die Kosten der bestehenden Fluggastrechte-Verordnung für Airlines verdoppeln und sich dann in den Ticketpreisen niederschlagen würde. Dies wiederum stünde in keinem Verhältnis zur Größenordnung des Problems. Zuletzt beschäftigte sich im ersten Halbjahr 2015 die lettische EU-Präsidentschaft mit dem Thema, seither herrscht allerseits Stille.

Ob die neue Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen angesichts der jüngsten Airline-Pleiten wieder die Initiative ergreift, wird sich zeigen. Die Chancen dafür sind klein. Und so wird es bis auf weiteres dabei bleiben, dass – wie ÖRV-Generalsekretär Walter Säckl betont – abgesehen vom massiven Mehraufwand der Reisebüros „Passagiere, die nur Flugtickets gebucht haben, sich neue Flugtickets für die Rückflüge kaufen müssen, ohne Chance, das Geld je zurückzubekommen.“ 

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