Aldiana Verkauf

Ägypter geht, Holländer kommt. Alles über den neuen Aldiana-Investor

Print-Ausgabe 12. Februar 2016

Hinter LMEY Investments steht ein niederländischer Finanz-Fachmann – Partner sind der Ontwikkelfonds und Hollands größte Hotelgruppe Van der Valk


Jürgen Marbach

Die Spatzen zwitscherten den bevorstehenden neuerlichen Eigentümer-Wechsel bei Aldiana bereits länger vom Dach. Zur Erinnerung: Erst im Spätsommer 2014 hatte die ägyptische Group Cleopatra (CTI Cleo Touristik International) den Premium-Clubanbieter vom deutschen Touristiker und Investor Jürgen Marbach gekauft, der seinerseits Aldiana erst im Herbst 2013 von der spanischen Groupo Hermanos Santana Cazorla erworben hatte. Jetzt schlug die schweizerisch-niederländische LMEY Investments AG zu, der vierte Eigentümer in nur drei Jahren. „Wir freuen uns sehr, mit LMEY einen finanzkräftigen Gesellschafter hinter uns zu haben“, begrüßt Aldiana-Geschäftsführer Max-Peter Droll das Engagement der auf die Entwicklung touristischer Immobilien spezialisierten LMEY Investments. T.A.I. hat sich deren Background näher angesehen.


Max-Peter Droll

In der offiziellen Medienmitteilung wird von der LMEY Investments AG als eine in der Schweiz ansässige Investorengruppe gesprochen. Dies stimmt nur bedingt, doch die Fäden laufen nicht im eidgenössischen Zug, sondern in den Niederlanden zusammen, wo das Unternehmen vor drei Jahren von Marc Alexander Zuidhof gegründet wurde. Zuidhof, Jahrgang 1970, startete seine Karriere Ende der 1990er Jahre als Controller bei der Personalagentur DPA (Dutch Partner Assistance), wo er sich bis zum CFO emporarbeitete. Ab 2009 war Zuidhof als CFO bei dem rund 400 Millionen Euro schweren, u.a. auf Hotelimmobilien spezialisierten niederländischen Ontwikkelfonds tätig.

Mit dem dort erworbenen Knowhow und dem Ontwikkelfonds als starkem Partner im Hintergrund machte er sich Anfang 2013 selbständig, gründete die LMEY Investments B.V. mit Sitz in Amstelveen sowie ein knappes Jahr später die mit ihr verbundene LMEY Investments AG in Zug.


Marc Zuidhof

LMEY ist ausschließlich in Hotelimmobilien investiert und verfügt über ein Portfolio von neun Beteiligungen in den Niederlanden, in Deutschland, Spanien (Club Stella Maris Paraiso auf Ibiza), der Schweiz (Robinson Clubs Arosa und Schweizerhof) sowie Österreich (Robinson Clubs Ampflwang und Schlanitzen Alm).

Marc Zuidhof: „Unsere Vision ist, dass die aktuelle Krise Chancen bietet, ein Portfolio an Investitionen im Hotel- und Freizeitmarkt aufzubauen.“ Entscheidend dabei seien „die richtigen Partner“, sprich Hotelbetreiber. Neben TUI und Robinson ist dies die größte niederländische Hotelgruppe Van der Valk Hotels & Restaurants. Die Wurzeln dieses 1939 von der Familie Van der Valk gegründeten Unternehmens reichen bis 1862 zurück, es steht nach wie vor in deren Besitz und verfügt über 69 Standorte in den Niederlanden, 13 in Deutschland, neun in Belgien, drei in Frankreich sowie je einen in Aruba, Spanien, Curaçao und den USA.

Durch die Übernahme von Aldiana erhöht sich das Portfolio von LMEY auf zehn Immobilien, denn künftig zählt auch der Aldiana Salzkammergut mitsamt der Grimmingtherme zu den Liegenschaften. Aldiana-Geschäftsführer Max-Peter Droll sieht durch den neuen Eigentümer beste Chancen, den seit längerem angestrebten Ausbau durch zusätzliche Club-Anlagen realisieren zu können: „Unser gemeinsames Ziel ist es, die Expansion voran zu treiben und bestehende Clubs zu renovieren.“ Prämissen dabei sind „Badeurlaubsgebiete mit einer Saison von mindestens neun bis zehn Monaten und einem Volumen von mindestens 600 Betten“, so Max-Peter Droll.

Diesbezüglich wurde zwar auch die Group Cleopatra aktiv, doch angesichts der anhaltenden Ägypten-Zurückhaltung dürfte der nach aktuellen Planungen 2017 eröffnende Aldiana Marsa Alam (366 Zimmer) vorerst nicht zum großen Matchwinner werden. Dasselbe gilt heuer zumindest nach derzeitiger Sicht für die beiden Anlagen in Tunesien und jener in der Türkei.

Doch LMEY Investments hat Erfahrung mit schwierigen Situationen. So stand für den Winter 2015/2016 längere Zeit die Sperre des Robinson Club Schweizerhof in Vulpera zur Diskussion, eines der größten Hotels des Unterengadin – der harte Schweizer Franken lässt grüßen. Doch nach intensiven Gesprächen zwischen Robinson und LMEY sowie den Bergbahnen Motta Naluns Scuol-Ftan-Sent wurde ein Modell entwickelt, das den Weiterbetrieb in der Wintersaison ermöglichte. LMEY und die Bergbahnen Motta Naluns machten dabei größere finanzielle Zugeständnisse.

Gute Aussichten also für den Premium Clubanbieter Aldiana, für dessen Chef Max-Peter Droll der neue Eigentümer kein Unbekannter ist: Bis März 2014 war Droll bekanntlich Managing Director bei der Robinson Club GmbH und als solcher hatte er damals durch dise vier Anlagen in Österreich und der Schweiz bereits Kontakte mit LMEY. Die nächsten Schritte werden mit Spannung erwartet. 

Kurs Richtung Turnaround

Aldiana erwirtschaftete laut dem im Februar 2015 veröffentlichten Geschäftsbericht 2012/2013 einen Umsatz von rund 108 Mio. Euro. Der Jahresfehlbetrag erreichte 6,4 Mio. Euro. Für das Geschäftsjahr 2013/2014 rechnete Aldiana mit einem gleichen Umsatz sowie knapp 90.000 Gästen sowie einem reduzierten Jahresfehlbetrag. Für das Jahr 2014/2015 wurde nochmals von einer „deutlichen Steigerung der Gäste und Umsatzzahlen“ ausgegangen und ein positives Ergebnis erwartet. Voraussetzung war eine stabile Konjunkturentwicklung – die ist jedoch 2015 bekanntlich nicht eingetreten.

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