Ohne Buchungen keine Flüge, ohne Flüge keine Buchungen! Es geht um Planungssicherheit

Wie geht es mit der Reisebranche weiter? „Das ist eine große unbeantwortbare Frage“, so Harald Schobesberger, Chef und Gründer des Reisebüros „Urlaubswelt“ in Schörfling am Attersee. Wirtschaftlich steht er – wie T.A.I. anhand des Jahresabschlusses 2019 überprüft hat, der bereits im Firmenbuch aufliegt – auf soliden Beinen. Die Einschätzung Harald Schobesberger: „Reisen wird es immer geben, aber eben anders als vorher.“

Über den Lockdown

„Auch uns hat das Virus voll erwischt!“, erzählt Harald Schobesberger im Gespräch mit T.A.I. „Ich selber war gerade noch in Norwegen, als wir die Aufforderung bekamen innerhalb von 24 Stunden das Land zu verlassen. Das Chaos nahm seinen Lauf. Mitten in der Umstellung von unserem BackOffice Programm von Jack auf My-Jack von Bewotec mussten wir alle Buchungen stornieren. Die Rückabwicklung war sehr aufwendig und nervenaufreibend, denn nicht alle Leistungsträger zahlten die Beiträge zurück. Unsere Kunden forderten innerhalb von 14 Tagen die Rücküberweisung.“

Über die Leistungsträger

„Sehr schwierig war und ist die Zusammenarbeit mit Lufthansa und Austrian Airlines. Emirates, Qatar Airways und die meisten anderen Airlines zahlen zurück. Es wurden aber auch einige Anzahlungen zu unseren Leistungspartnern ins Ausland überwiesen, die dann aber auf Tauchstation gingen und wir bis heute noch auf Rückzahlung warten. Reiseveranstalter und Airlines waren und sind teilweise nur per E-Mail erreichbar.

Dass jedes Monat entschieden wird, ob die Reisen in diesem Monat durchgeführt werden oder nicht, machte es für uns Reisebüros auch nicht leichter. So müssen wir unsere Kunden ständig vertrösten und können keine klaren Angaben machen, Rückfrage beim Veranstalter sinnlos, weil die ja nicht erreichbar sind.“

Reisebüros alleine an der Front

„So wurden wir über Monate ‚an der Front‘ fast alleine gelassen. Dennoch gelang es bisher, unsere Kunden zufrieden zu stellen und zu beruhigen.

Wie das nun alles weitergehen soll, ist eine große unbeantwortbare Frage. Buchen die Kunden wieder für Winter bzw. Sommer 2021, oder warten sie einfach ab, was passiert? Letzteres wäre natürlich für die gesamte Branche eine Katastrophe, denn ohne Buchungen keine Flüge – ohne Flüge keine Buchungen.

Planungssicherheit ist das Stichwort schlechthin. Auch bei der Telekonferenz auf Initiative der WKO, mit Ministerin Elisabeth Köstinger war das Wort ‚Planungssicherheit‘ (siehe Bericht in T.A.I. >>>) von jedem Diskussionsteilnehmer zu hören.“

Die Zukunft wird ...

„Reisen wird nach Corona sicher anders, das Volumen wird wesentlich weniger werden. Die Ziele werden bewusster ausgewählt und Sicherheit wird künftig noch mehr im Mittelpunkt stehen. Die Reisebüros brauchen daher von den Regierungen der Welt umfangreiche Informationen zum Thema Einreise/Sicherheit und Reiseeinschränkungen!

Die Vertreter der Reisebürowirtschaft müssen die Airlines dazu drängen, die Finanzierungen der Airlines nicht mehr auf den Rücken der Kunden zu machen, sondern eine Insolvenzversicherung abzuschließen, so wie wir das als Reisebüros bzw. Reiseveranstalter auch machen müssen!

Die Reiseversicherungen müssen sich ebenfalls auf die Situation einstellen und Produkte entwickeln, die auch die Rückreisekosten im Falle von Pandemien und/oder Naturkatastrophen übernehmen.“

...anders als vorher

„Trotz allem, muss Reisen noch Freiheit bedeuten dürfen. Daher sollen alle daran arbeiten, dass ‚back to normal‘ so rasch als möglich kommt, denn wer will schon mit Maske im Flugzeug sitzen oder am Strand liegen.“ Harald Schobesberger abschließend: „Reisen wird es immer geben, aber eben anders als vorher.“ Was sich Harald Schobesberger desbezüglich ausgedacht hat, dazu mehr in der T.A.I. am 19. Juni.