Print-Ausgabe 22. Jänner 2021
„Wir haben viel Erfahrung gesammelt, wie man in der Pandemie reisen kann“, so Elisabeth Kneissl-Neumayer
Der StudienErlebnisReisen-Veranstalter hat das Vorjahr gut überstanden und rechnet für 2021 mit einem Umsatz-Niveau von 50 Prozent gemessen an 2019
Pünktlich wie ein Uhrwerk, als ob es keine Corona-Pandemie und keinen Lockdown gäbe, schickte der österreichische StudienErlebnisReisen-Veranstalter Kneissl Touristik Anfang Dezember seine vier Jahreskataloge 2021 (Europa, Nordland, Fernreisen und neu Österreich) an Vertriebspartner, ca. 20.000 StammkundInnen sowie Schulen und Arztpraxen. „Der Widerhall bei den KundInnen war gut, vor allem weil man endlich planen kann“, zog Unternehmens-Chefin ElisabethKneissl-Neumayer T.A.I. gegenüber eine erste Bilanz. „Unsere Reisenden sind gut informiert und warten darauf, wann’s wieder los geht.“
Fest steht, dass „die Anmeldungen nicht so schnell gehen, wie in anderen Jahren.“ Laut Elisabeth Kneissl-Neumayer erreichte das Niveau Mitte dieser Woche rund 30 Prozent des Buchungsstandes von 2019. „Ich vergleiche alles mit 2019. Das war ein gutes Jahr, ehrlich gesagt sogar ein sehr gutes.“ Es war damals „alles bereisbar, es gab kaum Ebola und es gab gute Auslastungen. Es war ein normales, gutes Jahr.“
Im Vorjahr gab es zwar „den besten Jahresanfang aller Zeiten, aber dann (zwischen Mitte März und Anfang Juli) kam nichts mehr“, so Elisabeth Kneissl-Neumayer. „Jetzt bemühen wir uns, unsere KundInnen bei Laune zu halten.“ So startet in Kürze auf Facebook und Instagram sowie auf www.kneissltouristik.at die Kneissl-Serie „In 80 Tagen um die Welt“ (dabei kommen ReiseleiterInnen der Kneissl Touristik sowie die Chefin selbst mit kurzen Statements über eine bestimmte Destination zu Wort, inklusive eindrucksvoller Bildstrecken).
Wichtig ist für Kneissl auch das Thema Nachhaltigkeit: Gemeinsam mit der BOKU Wien wird der Veranstalter 2021 alle Transportwege kompensieren, egal ob Flug oder Bus. Die Kleinstadt Soroti in Uganda soll damit sauberes Trinkwasser bekommen.
Nochmals zu 2020: Nach dem Restart am 2. Juli (zunächst mit Gruppen nach Island, dann Polen, Österreich, noch einmal Island, ins Baltikum und nach Deutschland) „sind wir auf gut 50 Gruppen gekommen“, erinnert sich Elisabeth Kneissl-Neumayer. „Im Herbst ging es dann nach Sardinien, Griechenland, Sizilien und zu weiteren Reisen nach Deutschland.“ Damit wurde immerhin so viel Geschäft lukriert, „dass wir unsere Kurzarbeitsgelder verdient haben“.
Vor allem aber habe das Team des StudienErlebnisReisen-Veranstalters „viel Erfahrung gesammelt, wie man in der Pandemie reisen kann“, so Elisabeth Kneissl-Neumayer. In Österreich mussten zum Teil 18er-Gruppen in drei 6er-Gruppen aufgeteilt werden. Wichtig war die Erkenntnis, „dass die Lust zum Fortfahren und die Lust Neues zu entdecken ungebrochen ist“.
Überraschend für Elisabeth Kneissl-Neumayer war zudem, „dass wir viele KundInnen von anderen Reisen nach Österreich rüberholen konnten“. So zählte die Reise „Gotik in Österreich“ am Ende 20 TeilnehmerInnen. Und für die heuer ausgeschriebene Reise „Romanik in Österreich“ müsse bereits ein zweiter Termin gesucht werden.
Im Herbst 2020 hatte die Kneissl Touristik wieder ihren ersten Fernreisekunden nach dem (ersten) Lockdown, der in Nubien im nördlichen Teil des Sudan unterwegs war („Unsere Agentur hat dort zwei Lodges, von denen aus man das Land gut bereisen kann“). Zu Weihnachten wären zwei Gruppen à 10 TeilnehmerInnen in den Sudan und nach Namibia unterwegs gewesen, „doch zwei Tage nach Aussendung der Reiseunterlagen kam die Reisewarnung“.
Jetzt konzentriert sich alles bei der Kneissl Touristik auf das Reisejahr 2021. Aufgrund der frühen Osterfeiertage werde sich anfangs „nicht viel tun, ich halte es da eher mit dem deutschen Regierungssprecher ThomasBareiß“ (Anm.d.Red.: der hält sicheres Reisen erst ab Pfingsten für möglich).
Außer Österreich wird nach Einschätzung von Elisabeth Kneissl-Neumayer „alles, was rings um Österreich liegt, schnell zurückkommen“, allen voran Italien und Deutschland, wohin die Kneissl Touristik „bodengebundene Reisen mit Bussen von Sabtours“ ausgeschrieben hat: „Die verfügen über Virenfilter, die wirklich gut funktionieren.“ In einem weiteren Schritt werde „alles, was sonst in Europa zu finden ist“ ein Comeback feiern, bis hin zum „Wandern auf den Azoren“ oder „Kykladen von Insel zu Insel“, dann Nordafrika (Marokko), Namibia und Uganda. Elisabeth Kneissl-Neumayer: „Ich hoffe, dass dann auch Asien wieder für uns aufmacht.“
Aktuell sind alle 45 MitarbeiterInnen in Kurzarbeit (10 Prozent), mit Ausnahme von Elisabeth Kneissl-Neumayer: „Deshalb erreicht man mich am Nachmittag auch als Telefonistin“, meint sie schmunzelnd. Vor der Krise hatte das Unternehmen 52 Beschäftigte: „Sieben von ihnen musste ich entlassen. Wir hätten es sonst nicht geschafft“, meint die Kneissl-Chefin bedauernd und hofft, dass die Regierung die Kurzarbeit um zumindest drei Monate wie angekündigt verlängert: „Ich bezweifle, dass es im Tourismus jemanden gibt, bei dem es ab 1. April schon gut geht.“
Erfreulich sei, dass sich diese Woche mit Island „das erste Reiseland geoutet hat, wie es weiter geht.“ Demnach ist die Insel-Republik im äußersten Nordwesten Europas ab 1. Mai 2021 für Gäste offen, führt eine Corona-Ampel mit europäischen Werten ein (jedes Land wird je nach Infektionslage grün, gelb oder rot dargestellt), wonach sich die Einreisemöglichkeiten bemessen. Generell sind zwei PCR-Tests verpflichtend (einer für den Flug, der zweite bei der Einreise), mit einer Ausnahme wie die Kneissl-Chefin betont: „Wer geimpft ist, benötigt keinen PCR-Test!“
Für das Gesamtjahr 2021 geht Elisabeth Kneissl-Neumayer von einem Umsatz aus, der im schlechtesten Fall 50 Prozent des Niveaus von 2019 erreicht. „Alles, was Richtung 60 Prozent bis 70 Prozent rauskommt, wäre super.“ Das Budget hat sie jedenfalls auf besagte 50 Prozent aufgebaut.
Erstellt am: 22. Jänner 2021
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