Amadeus IT Group

Zweigleisige Zukunft! NDC bringt neue Spielregeln, viele Fragezeichen

Print-Ausgabe 22. März 2019

Österreich-Geschäftsführer Bernhard Brauneder und Senior Manager Air Content Adoption Stefan Löcherbach

Amadeus ist für das NDC-Zeitalter startbereit – der neue Datenstandard wird vieles verändern, allen voran den Vertrieb – noch steckt alles im Experimentierstadium

Stark frequentiert war der Amadeus-Stand auf der ITB 2019 in Berlin. Im Fokus der Fachbesucher­Innen stand laut Österreich-Geschäftsführer Bernhard Brauneder vor allem das Thema NDC (New Distribution Capability). Aktuell setzen 37 Airlines auf den neuen IATA-­Datenstandard, darunter jene der IAG und der Lufthansa Group (außer Eurowings/Germanwings), Emirates, FlyDubai und Qatar, Finnair, Condor und SunExpress, einige Kleine, 10 Carrier aus China sowie aus Nordamerika Air Canada, American und United.

Ab April sind NDC-Buchungen mit ihren Upsell-Möglichkeiten in den Amadeus Web Services möglich, wie Stefan Löcherbach, Senior Manager Air Content Adoption, T.A.I. gegenüber ausführte, ab dem zweiten Halbjahr auch auf der Selling Plattform (SELL) über „All Fares“, beides ohne zusätzliche Kosten. Wichtig: „Die UserInnen sehen auf der Selling Plattform sowohl den Content der NDC als auch den des bisherigen Datenstandards EDIFACT (Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport). Beide Standards wird es noch für lange Zeit parallel geben“, so Löcherbach. Die Zweigleisigkeit ist notwendig, da NDC noch Vieles nicht kann, was für den Vertrieb zum täglichen Um und Auf gehört, wie etwa Wartelisten. Stefan Löcherbach: „Die sind im NDC-Konzept nicht vorgesehen. Im Laufe der Zeit werden sie aber sicher dazu kommen.“

Im Gespräch mit T.A.I. ging Stefan Löcherbach auf weitere heikle Punkte ein: Anders als bei Buchungen mit EDIFACT gibt es bei NDC keinen PNR (Passenger Name Record). Bislang wurde ein Flugticket inkl. Rechnung vom Reisebüro ausgestellt, künftig erfolgt beides direkt durch die Airline (der Ausdruck des Tickets ist im RB über die Airline-Website möglich). Löcherbach: „Das gesamte Handling wird an die Airline abgegeben“, angefangen von der Ticketausstellung über Umbuchungen und Stornierungen bis hin zu Refundierungen. All dies funktioniert mangels technischer Möglichkeiten bei den NDC noch nicht. Auch die Zahlungen wandern in den Verantwortungsbereich der Airlines: Sie werden mit der persönlichen Kreditkarte des Reisenden getätigt und nicht mehr über die im Reisebüro hinterlegte UATP-Card (Universal Air Travel Plan). Stefan Löcherbach: „Es ist deshalb die Frage, ob die NDC im derzeitigen Entwicklungsstadium schon für FirmenkundInnen anwendbar sind.“ Geschäftsreise-KundInnen sind somit gezwungen, entweder über NDC – bei allen noch bestehenden Mängeln – günstige Tarife zu buchen (bei den LH Group Airlines etwa stehen Economy Light, Business Saver sowie Check&Go seit Oktober 2018 nicht mehr in den GDS zur Verfügung), oder aber über die bewährte GDS-Technik und EDIFACT-Standard höhere Tarife in Kauf zu nehmen.

Amadeus Österreich-Geschäftsführer Bernhard Brauneder rechnet mit „einer längeren Entwicklungsphase“. Technisch sei viel möglich, „aber der Content muss von den Airlines kommen inkl. Ticketing, wie die Airline alles serviciert und welche Informationen sie hineinstellt etc“. Für Stefan Löcherbach steht fest: „Der neue Standard macht viel möglich, aber NDC steht und fällt damit, wie gut es für die KundInnen ist. Die Airlines müssen Konzepte entwickeln, die für KundInnen Sinn machen.“

Amadeus jedenfalls ist gerüstet: Ab April stehen die NDC über die Web Services zur Verfügung, ab dem zweiten Halbjahr dann auch auf der Selling Plattform. Den Anfang macht American Airlines, gefolgt von Qantas. Mit der Lufthansa Group laufen noch Verhandlungen. 

Unterschiedliche NDC-Strategien der Airlines

Von den derzeit 37 mit NDC arbeitenden Airlines sind Aer Lingus und Emirates laut IATA-Website die einzigen, die bei ihrer NDC-Strategie den Fokus auf TMCs (Travel Management Companies) legen, Emirates darüber hinaus auch auf OTAs (Online Travel Agents) und Specialist Agencies. British Airways betont, „für alle offen“ zu sein, und fährt eine Multi-Channel Vertriebs-Strategie. Auch Air Canada stellt NDC für alle Kanäle und Player zur Verfügung, garantiert allen Full Content (sowohl Leisure als auch Corporate). Die Lufthansa Group, also auch Austrian Airlines, bieten NDC vorerst nur über Direct Connect an.

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