Print-Ausgabe 23. März 2018
Für den neuen abta-Präsidenten Andreas Gruber ist die Austrian Business Travel Association „ein unverzichtbarer Partner im Bereich der Geschäftsreisen“.
Die Austrian Business Travel Association hat seit Mitte März einen neuen Präsidenten: Andreas Gruber, Head of Travel Management CEE von Siemens AG Österreich. Er will, bei aller Bedeutung des technischen Fortschritts, vor allem „die Kommunikation von Mensch zu Mensch“ in den Mittelpunkt stellen. Kurz vor seiner Wahl bat ihn T.A.I. zum Interview.
T.A.I.: Das Vorjahr sorgte mit NIKI und Air Berlin für kräftige Turbulenzen. Wie sehr war Ihr Unternehmen davon betroffen?
Andreas Gruber: „Das Ende hat sich aus meiner Sicht bereits seit längerem abgezeichnet: Zuerst wurden auf unseren Top-Strecken die Anzahl der Verbindungen reduziert und auch die Flugzeiten waren nicht ganz optimal. Zirka 1,5 bis 2 Jahre vor dem Konkurs wurden einige für uns interessante Strecken komplett gestrichen. Da die Insolvenz abzusehen war, haben wir Maßnahmen gesetzt, um die Mobilität unserer Mitarbeiter zu gewährleisten.“
T.A.I.: Wie sehen Sie die dominante Stellung der Lufthansa, vorrangig im DACH-Raum? Gibt es genug Alternativen?
Gruber: „Mitbewerber sorgen für Bewegung im Markt. Laut dem Verband Deutsches Reisemanagement haben sich aber in Deutschland Strecken, wo ausschließlich die Lufthansa Gruppe fliegt, teilweise um 30 bis 40 Prozent verteuert. Nach der Air Berlin-Übernahme hatte die Lufthansa in Deutschland einen Inlandsanteil von knapp 98 Prozent.Da bleibt nicht viel Spielraum. Auch in Österreich haben die Preise nach dem Wegfall von Air Berlin angezogen.“
T.A.I. Wie beurteilen Sie mittelfristig die Entwicklung der Luftfahrt?
Gruber: „Kleinere Airlines werden es in Zukunft nicht leichter haben. Die großen Player haben ihr bestens ausgebautes Streckennetz, zum Teil mit eigenen Zubringern und Töchtern im günstigeren Preissegment. Ebenso scheint die Zeit der ganz großen Flugzeuge vorüber zu sein. Die Maschinen werden moderner, sparsamer und kleiner. Dadurch entsteht größere Flexibilität in der Einsetzbarkeit. Mehr Wettbewerb würde in Bezug auf Preis und Service gut tun.“
T.A.I.: Wie wichtig sind Geschäftsreisen für den unternehmerischen Erfolg?
Gruber: „Aus meiner Sicht sind sie ein wichtiger Faktor, um das optimale Ergebnis für Kunden gewährleisten zu können. Mit steigendem Wirtschaftswachstum wird sich die Anzahl der Projekte und somit der Reisen erhöhen. Es muss aber immer wieder hinterfragt werden, ob tatsächlich jede Reise notwendig ist und nicht durch ein virtuelles Meeting ersetzt werden kann. Ganz besonders bei Besprechungen von Siemens zu Siemens. Dieser Ansatz ist nicht neu, aber es ist notwendig, diese Alternative immer wieder aufzuzeigen.“
T.A.I.: Welche Rolle spielen die Preise?
Gruber: „Ich glaube, die Preise werden generell leicht steigen, wenngleich unterschiedlich nach Ländern und Regionen. Die erhöhte Nachfrage und die momentan sehr gute Auslastung der Hotels und Fluglinien werden dazu beitragen. Es herrscht aber ein reger Wettbewerb. Jene mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis und entsprechender Servicequalität werden die Nase vorne haben.“
T.A.I.: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die abta?
Gruber: „Siemens war vor 29 Jahren eines der Gründungsmitglieder der abta. Damals gab es kein Internet, kein Social Media oder ähnliches. Heute leben wir im Zeitalter der steten Veränderung. Es gibt eine tägliche Fülle von neuen Informationen. Nur verständliche Erklärungen dazu sind oft nicht zu finden. Deshalb ist die abta für die Geschäftsreiseindustrie die wichtigste Kommunikationsplattform. Sie bietet aktuelle Informationen und Veranstaltungen, wie die Business Travel Lounge, fachspezifische Workshops oder auch die alljährliche Sommertagung.“
Erstellt am: 23. März 2018
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