ANA
Zollfreie Gedanken

Trotzdem optimistisch

Print-Ausgabe 3. Juni 2016

Österreichs Tourismus kann wieder einen Rekord verbuchen. Im vergangenen Winter sind die Nächtigungen um 4% auf etwas mehr als 68 Millionen gestiegen, das sind so viele wie nie zuvor. Eine höchst erfreuliche Meldung, lässt doch das Siegerimage ein Tourismusland von vorne herein attraktiv erscheinen und das kann für die anlaufende Sommersaison nur von Vorteil sein. Spätestens wenn die Umsatzzahlen und die Branchenergebnisse gemeldet werden, dürfte der Jubel ohnedies nur mehr sehr verhalten ausfallen. Schon jetzt klagt die Hotellerie über immer sparsamere Gäste und immer höhere Belastungen durch Abgaben und Gebühren, was beides zusammen nicht dazu angetan ist, Feierlaune aufkommen zu lassen. Gleichzeitig zwingt der Konkurrenzdruck zu weiteren Investitionen, um nicht in der Publikumsgunst zurückzufallen. Wegen des herrschenden Zinsentiefs geht sich die Finanzierung alles Neuen und Schönen, das sich die Gäste so wünschen, meistens gerade noch aus. Es stellt sich aber schon die Frage, ob die damit eingefahrenen Erfolge nicht selten zu teuer erkauft sind. Pyrrhussiege sind eben keine wirklichen.

Doch der nächste Sommer steht vor der Tür und die Chancen für solide, sichere Reiseländer wie Österreich sind eher im Steigen begriffen. Womit wieder vorsichtiger Optimismus angesagt wäre, den die Branche auch schon in allen bisherigen Jahren gezeigt hat und der sie konjunkturelle Auf und Abs erstaunlich gut überstehen ließ. Besinnung auf die eigenen Stärken hilft dabei. Wie zum Beispiel unsere Seenlandschaft: Laut einem vor zwei Wochen veröffentlichten Bericht der Europäischen Umweltagentur zählt Österreich zu denjenigen Ländern, deren Badeseen Topqualität aufweisen. Von 265 im Vorjahr getesteten Gewässern dürfen sich 239 über das Prädikat “exzellent“ freuen, der Rest wurde bis auf eine Ausnahme als “gut“ eingestuft. Und wenn wir schon beim Wasser sind: In Linz wurde gerade eine weitere Anlagestelle für den boomenden Kreuzfahrttourismus eröffnet, der in den letzten Jahren die oberösterreichische Landeshauptstadt entdeckt hat.

Das sind weitere Facetten,  die den guten Ruf eines führenden Reiselandes ausmachen. Der sorgfältige Umgang mit ihnen allen ist Markenpflege im besten Sinn. Genauso wie das rechtzeitige Gegensteuern, wenn sich im Kleinen Entwicklungen anbahnen, die eben diesem guten Ruf einmal schwer schaden könnten. So darf es im Tourismusland Österreich nicht egal sein, wenn immer wieder Berichte über beliebte Almen zu hören sind, deren Betreiber daran denken, in Zukunft vorbeikommende Wanderer nicht mehr mit Milch, Butterbroten, Speck und Käse zu laben. Ob wegen der Registrierkassenpflicht oder nicht, ist dabei unerheblich. Es wäre nur unendlich schade, gäbe es irgendwann einmal diese einzigartige Seite des Wanderbaren Österreich nicht mehr.

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