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Zollfreie Gedanken

Gerettet

Print-Ausgabe 6. Mai 2016

Er war von der planmäßigen Ausrottung bedroht und konnte jetzt endgültig gerettet werden – der Uhudler. Die Freude im Burgenland und bei allen Freunden ungewöhnlicher Weinsorten ist groß. Laut EU-Marktverordnung hätte das roséfarbene Getränk gar nicht als Wein bezeichnet werden dürfen, weil es von Rebsorten amerikanischer Herkunft stammt, die nach der Reblaus-Katastrophe um 1870 nach Europa importiert wurden, um hier den Weinbau überleben zu lassen. Sind diese Sorten nicht mit Edeltrauben gekreuzt, dürfen sie laut Gesetz nicht gekeltert werden. Mit Hilfe der ökologischen Forschung konnte nun gerade die Kreuzung nachgewiesen, damit altes Kulturgut erhalten und im Südburgenland die Voraussetzung für das Einführen einer unverwechselbaren Regionalmarke unter dem Namen „Uhudlerland“ geschaffen werden.

Der Uhudler-Sieg mag vielleicht nur lokalpolitische Bedeutung haben, doch leuchtet er gleich viel heller vor dem gar nicht so strahlenden Hintergrund der gegenwärtigen Entwicklung im österreichischen Tourismus: Die Wintersaison ist mit ihren Umsätzen hinter der Nächtigungsentwicklung zurück geblieben. Das wird viele Betriebe dazu bringen, ihre geplanten Investitionen zu überdenken. Noch dazu, wenn die gerade schlagend werdende Umsatzsteuererhöhung nicht im Preis untergebracht werden kann, weil bei unseren wichtigsten Gästegruppen in Europa die Konsumkraft sinkt und gleichzeitig damit die Preissensibilität wächst. Das gilt auch für Österreich, wo die ohnedies nur bescheidenen Effekte der Steuersenkung durch eine hemmungslose Steigerung von Gebühren und Abgaben gerade wieder ausradiert werden.

Für die Gästebranche Österreichs bedeutet das zweierlei. Zum ersten, alle Kräfte auf den Erhalt jenes Serviceniveaus zu konzentrieren, für den das Land weltweit bekannt ist. Das kann nur gelingen, wenn die Politik alle Beeinträchtigungen aus dem Weg räumt, welche die Branche beim Geldverdienen behindern. Einige Stichworte dazu: die leidige Sonntagsöffnung in Tourismuszonen, die maßlos übertriebenen Compliance-Regeln, die Luftverkehrsabgabe und das aufgebauschte Nichtproblem, ob Wirte ihre Sessel ganzjährig vor die Tür stellen dürfen oder nicht.

Nur wenn die Umsätze stimmen, können konkurrenzfähige Löhne bezahlt und die Steuerlast geschultert werden. Ob die Umsätze stimmen, entscheidet allein der Markt, also die Kaufbereitschaft des Publikums. Und da gilt als zweites, wie sich alle Fachleute einig sind, die Unverwechselbarkeit des eigenen Angebotes zu stärken, um sich nicht auf einen niemals zu gewinnenden Preiskampf einlassen zu müssen. Ein Tourismusland mit hohen Sozialstandards wie Österreich kann nur mit Qualität – wohlgemerkt in jeder Kategorie – und mit einem möglichst einmaligen Angebot punkten. In diesem Sinne hat das Uhudlerland einen goldrichtigen Schritt gesetzt.

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