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Zollfreie Gedanken

Ein Club der besonderen Art

Print-Ausgaben 2. Juni 2017

So wie jedes Jahr hat auch heuer die ÖHV den Schönheitswettbewerb der österreichischen Urlaubsregionen, genannt Destinationsstudie, veranstaltet. Doch hier geht es gerade nicht um landschaftliche Attraktivität, sondern um harte Fakten wie Nächtigungen, Auslastung und Saisonalität. Zusammen liefern sie ein getreues Abbild der relativen Stärke jeder der 98 erfassten heimischen Ferienwelten. Tiefgehende Analysen dazu wird es in Hülle und Fülle geben, daher hier einmal ein Blick auf die Nummer Eins, die Bundeshauptstadt Wien. Ihren Erfolg verdankt sie sicherlich einigen Faktoren, die ebenso in anderen Städten, wenn auch oft nicht in vergleichbarer Stärke, anzutreffen sind: Ein reiches und gepflegtes historisches Erbe; eine lebendige Kulturszene; ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz; die Erhaltung von natürlichen Freiräumen und nicht zuletzt auch die Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung, um das Stadtleben intelligent und bewohnerfreundlich zu organisieren. Ein ganz entscheidender Impuls für den Tourismus Wiens dürfte außerdem von der engen Vernetzung der Tourismusstrategie mit der übergeordneten Standortpolitik kommen. Etwas, dass bei einer der nächsten Destinationsstudien vielleicht auch einmal erhoben werden könnte. Etwa mit der Fragestellung, ob der touristische Erfolg einer Region unter anderem nicht wesentlich davon abhängt, ob es eine übergeordnete Standortstrategie gibt, in der die Bedürfnisse von Einheimischen und Gästen gleicherweise Platz finden.

Eine weitere Besonderheit Wiens muss noch zusätzlich hervorgehoben werden. Seit nunmehr schon fünfzehn Jahren sieht es die offizielle Destinations-Agentur Wien Tourismus neben allen nach außen gerichteten Tätigkeiten als eine ihrer unverzichtbarsten Aufgaben, die direkt im Kundenkontakt stehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hotellerie und der Incoming-Reisebüros permanent weiterzubilden – durch Trainings und die Einladung, das weit gefächerte Angebot der Stadt das Jahr über selbst  kennenzulernen. Damit sie die Gäste der Stadt, wenn sie anrufen, mailen oder vor ihnen am Counter stehen, kompetent und individuell beraten können. Das ganze läuft unter der Marke Vienna Experts Club. Er hat im Moment fast tausend Mitglieder, Tendenz steigend.

Im Spitzenfeld der Destinationsstudie 2017 findet sich im Übrigen eine Reihe ausgesprochen ländlicher Regionen wie die Innsbrucker Feriendörfer, Saalfelden-Leogang, Zell am See-Kaprun oder die Region Wilder Kaiser. Etliche von ihnen lassen es sich neben dem Ausspielen ihrer sonstigen Vorzüge ebenfalls angelegen sein, die Qualität der persönlichen Kommunikation ihrer Vermieter und sonstiger Mitspieler im Tourismus permanent zu steigern. Zu Zeiten, da bereits Roboter mit Robotern chatten, offensichtlich ein unfehlbares Erfolgsrezept.

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