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Zollfreie Gedanken

Dynamisch in die Pleite

Print-Ausgabe 15. Dezember 2017

Sie kommt so sicher wie Weihnachten-die Diskussion um die Liftpreise. Und so wie in all den Jahren davor glänzt der vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) angestellte Tarifvergleich mit No-Na-Aussagen wie der, dass die Preise gegenüber dem Vorjahr angehoben wurden und große und kleine Skigebiete in puncto Komfort, Pistenkilometer und damit Preis nicht zu vergleichen sind. Jener Komfort übrigens, der Österreich zusammen mit der gebotenen Gastlichkeit und dem Flair unserer Skizentren einen Marktanteil im europäischen Wintertourismus von sagenhaften 56 Prozent gebracht hat.  

Trotz dieser Erfolgsstory ist derzeit aber eines unverkennbar: Der Skisport wird langsam aber sicher zu einer kostspieligen Angelegenheit, besonders gemessen an konkurrierenden touristischen Angeboten. Hier nun haken die derzeit von verschiedensten Seiten auf die Seilbahnwirtschaft hereinprasselnden guten Ratschläge ein, es doch einmal mit dynamischer Preisgestaltung zu versuchen. Also mit flexiblen Liftkartenpreisen, z. B. variierend je nach Schneelage, Wetter und Nachfragesituation. Den Käufern wäre das leicht zu erklären, schließlich würden sie seit Jahrzehnten von Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern darauf geschult, dem immer noch günstigeren Angebot nachzujagen. In der Schweiz läuft zu diesem Thema derzeit sogar ein Forschungsprojekt, bei dem das Publikumsecho auf Liftpreise untersucht wird, die sich parallel zur Wettervorhersage des SRF permanent ändern.

Panik ist trotzdem nicht angesagt. Das Ergebnis solcher Experimente kann in Ruhe abgewartet werden. Vor allem, was die Auswirkungen auf die Ertragslage betrifft. Viele einstmals groß gefeierte Herolde der tagesaktuellen Preisgestaltung sind nämlich geradewegs in der Pleite gelandet. Ist doch der Preis das mit Abstand heikelste Marketinginstrument, das bestausgebildetes Personal, mehrjährige Erfahrungswerte, eine exzellente Kommunikationsstrategie und vor allem auch Kostenflexibilität erfordert. Außerdem muss der Seilbahnwirtschaft Österreichs jenes Investitionspotential weiter erhalten werden, das ihre Weltgeltung absichert. Ein Mehr an Dynamik kann freilich nicht schaden. Sei es mit noch günstigeren Angeboten für Jugendliche, Familien und Wiedereinsteiger, sei es mit noch attraktiveren Frühbucherrabatten oder mit kundenfreundlichem Eingehen auf extreme Wintersituationen. Da kann es dann, wie tatsächlich geschehen, in Zeiten extremer Schneearmut nicht mehr vorkommen, dass ungerührt die vollen Preise an der Kassa verlangt werden, obwohl nur mehr ein Drittel aller Lifte überhaupt in Betrieb ist. Doch dieses Problem wird es im heurigen Winter ohnehin nicht geben, sollte die Schneelage weiterhin wie zu Saisonanfang bleiben. Womit vorerst einmal einem erfolgreichen Tourismuswinter nichts im Wege stehen dürfte.

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