Standpunkt

Vorsicht, Reisen …

Print-Ausgabe 19. April 2019

Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit. Das steht auf jedem Tschick-Packerl. Doch wie steht’s ums Reisen? Das erweitert den Horizont, bildet, verbindet Kulturen und gilt als die schönste Zeit des Jahres. Aber Gesundheitsgefährdung?

So man nicht übermäßig Alkohol oder zu viel Sonne konsumiert und die All Inclusive-Buffets hemmungslos strapaziert, sollte sich das in Grenzen halten. Für den Rest gibt’s ja Reiseversicherungen, falls wirklich einmal etwas passiert.

Reisen tun aber etwas ganz anders. Sie tragen mit zur Klimaveränderung bei und das nicht zuletzt durch deren CO₂ Emissionen. Das fängt bei der Anreise an. Bei einer PKW-Fahrt einer vierköpfigen Familie an die obere Adria und wieder retour sind‘s rund 300 kg CO₂, mit der Bahn 240 kg und um nochmal 100 kg weniger beim Trip mit dem Reisebus.

Soll‘s mit dem Flugzeug nach Heraklion gehen, wären es für unsere Family 3,5 Tonnen CO₂. Der einwöchige Aufenthalt im Hotel schlägt nochmals mit rund einer halben Tonne zu Buche. Wer eine Kreuzfahrt unternimmt, kommt mit zwei Doppelkabinen gegenüber der Fluganreise auf den doppelten Wert, hat aber das Hotel inklusive und legt eine weit größere Strecke zurück, was das Ganze wieder relativiert.

Wie dem auch sei: Ohne CO₂ geht’s nicht. Nicht einmal, wenn wir nichts tun. Denn jeder Mensch verursacht alleine durch seinen Atem und seine Fäkalien pro Tag 1 kg CO₂. Und aufgrund unseres Lebensstils kommen pro Tag nochmal an die 20 kg CO₂ dazu.

Eines steht fest: Das Thema Klimawandel und damit die CO₂-Emissionen werden vor der Reisebranche nicht Halt machen. Bislang werden nur die Kreuzfahrtschiffe verrissen. Beim Flugzeug herrscht noch Zurückhaltung, doch in Nord­europa schlägt die „Flugscham“-Bewegung immer breitere Wellen, die den „idiotischen Lebensstil“ des Vielfliegens als „teuersten Selbstmord der Weltgeschichte“ kräftig anprangert. Und auch die Hotellerie wird sich Gedanken machen müssen: Alleine jene in den USA bläst laut einer aktuellen Studie rund 60 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr in die Luft.

Bevor es zu einem Missverständnis kommt: Hier geht‘s nicht darum, den Moralapostel oder Grünpropheten zu spielen, sondern darum, ein ebenso heikles wie heißes Thema anzusprechen, das mit hundertprozentiger Sicherheit in absehbarer Zeit über die Reisebranche hereinbrechen wird. „Flugscham“ ist erst der Anfang.

Dem gilt es, sich durch kluge Maßnahmen und vernünftige Argumentation ohne jegliche Schönfärberei zu stellen. Und zwar in einer erheblich größeren Intensität, als dies bislang geschieht. Damit nicht eines Tages auf jedem Reisekatalog, Flugticket und jeder Touristik-Website die Warnung angebracht werden muss „Vorsicht, Reisen schädigt unsere Umwelt“, erlaubt sich den vorbeugenden Hinweis der

Lupo

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