Print-Ausgabe 21. April 2017
In der „Wiener Zeitung“ erschien vor wenigen Tagen eine köstliche Glosse mit dem Titel „Die Wahrheit über die Wahrheit“. Quintessenz: es gibt sie nicht. Zumindest nicht als objektive Größe. Subjektiv verhält es sich anders.
Der Beitrag zur „Wahrheit über die Wahrheit“ fiel zufällig mit zwei Begebenheiten zusammen. Die eine betraf eine gemütliche Runde bei Sonnenschein am Palsamstag auf der „Ochsalm“ hoch über Kirchberg in Tirol. „Ihr schreibt’s nie die Wahrheit“, bemerkte ein g’standener und durchaus erfolgreicher Hotelier gegenüber dem Schreiber dieser Zeilen. „Vielleicht ansatzweise, aber nicht über die ganze Wahrheit.“
Mit der „ganzen Wahrheit“ meinte er den tagtäglichen Unbill, dem sich Gastwirte und Beherberger durch die sich immer schlimmer gerierende Bürokratie ausgesetzt sehen. Die Themen sind hinlänglich bekannt. Tourismussparte und ÖHV versuchen seit Jahren, dies der Politik begreiflich zu machen. Ohne Erfolg. Auf der Ochsalm kam alles ungeschminkt rüber. Die ganze Wahrheit eben.
Es sind nicht nur die Wirte. Auch die Reisebüros leiden, wie in der Osterwoche – und das ist die zweite Begebenheit rund um die Wahrheit – ein von einem anonym gebliebenen ÖVT-Mitglied verfasstes, zwei Seiten langes Schreiben an Bundeskanzler Kern, Finanz- und Wirtschaftsministerium, sowie an die Kammer zum Ausdruck brachte. Inhalt: jene drei neuen Regelungen – Registrierkasse, Versicherungsgesetz, Pauschalreise-Gesetz -, die nicht nur jenes leidgeprüfte Reisebüro auf die Palme bringen, sondern den Großteil der Branche. Auch das ist die Wahrheit.
Selbst wenn es Wahrheit nicht gibt: wenn dermaßen viele Wirtschaftstreibende – es sind beileibe nicht nur jene der Hotellerie, Gastronomie und Reisebüros – massiv unter dem Wust an Gesetzen und bürokratischen Auflagen leiden, wie es in Österreich in zunehmendem Ausmaß der Fall ist, sollten sämtliche Alarmsirenen in den elfenbeinernen Türmen der Staatlichkeit schrillen.
Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht. Das besagt ein altes Sprichwort. Hierzulande wird nicht gebissen, sondern mit dem Vorschlaghammer zugeschlagen. Das ist die subjektiv empfundene Wahrheit der Unternehmerschaft und für die Betroffenen nichts als die ganze Wahrheit, entbietet beste Grüße nach Kirchberg in Tirol der
Lupo
Erstellt am: 21. April 2017
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder