ANA
Rottenbergs Roadbook

Eine Konditorei namens „Oida“

Print-Ausgabe 4. Mai 2018

Bleiben wir bei der Wahrheit. Genauer: Der Frage, wieviel Wahrheit der Mensch braucht. Und ob die unterhaltsame Lüge nicht oft die bessere, weil schönere Geschichte ist. Ja eh: Natürlich hat der Interessierte Anspruch darauf, nicht belogen zu werden. Aber: Wenn sich zwei Fremdenführer als „Franz & Josef“ vorstellen, tut das keinem weh.

So geschah es bei Wien-Touren im Herbst: „Thomas & Bernhard“ oder „Udo & Jürgen“ verzapften da grandiosen Blödsinn – und kamen damit durch. Die Videos davon sind längst Kult. Etwa wenn der Aida-Schriftzug zur Konditorei gewordenen Hommage an Wiens wichtigstes Wort – „Oida“ – erklärt wird. Oder „Wiener Blut“ als „Delikatesse gegen den Grant“ gepriesen wird – und ein Straßenhändler mit Eprovetten reicht. Oder wenn es heißt, im Burgtheater werde der Bürgermeister bei Burger-Wettessen gekürt: Auf englisch klingt das schlüssig.

Die „Vienna Tourist Prank Tours“ wurden „viral“: Belacht – geteilt und weiter geteilt. Das macht sie unbezahlbar. Denn: Schön sind viele Orte – aber haben sie auch Schmäh? Denn am Schluss lachen hier alle. Sogar die, die zuvor minutenlang auf Maria Theresias Denkmal starrten - bis sie „sahen“, was „Armin & Wolf“ behauptet hatten: „Ja, es dreht sich!“.

Um dieses Lachen geht es. „Lachen mit“, nicht „lachen über“: Wer das kann, gewinnt. Erst Herzen. Dann Gäste. Ob eine Geschichte stimmt ist dann nicht so wichtig. Manchmal.   

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