ANA
Rottenbergs Roadbook

Das übersehene Fahrzeug

Print-Ausgabe 23. März 2018

Diese Kolumne ist diesmal eine Liebeserklärung. Und zwar an ein Verkehrsmittel. Ja, das klingt seltsam. Doch seltsam ist auch, dass beim Betreten eines Aufzuges kaum jemandem bewusst ist, dass ein Lift ein Verkehrsmittel ist: Der Lift wird als Raum wahrgenommen. Das ist ungerecht: Niemand errechnet, welche Reisen wir täglich in der Vertikalen machen. Wie Wohnen, Arbeiten und die Stadt ohne Aufzüge aussähen: New Yorks erste Hochhäuser hießen nicht ohne Grund „Elevator Buildings“. Und Kaiser Franz Josef – der Katharina Schratt einen Lift ins Haus bauen ließ, in den er aber nie stieg – war Wiens letzter Aufzugs-Verweigerer. Denn der Lift veränderte die Ordnung der Dinge: Plötzlich war die „Beletage“, die Hausherrenetage, nur ein Stockwerk – und das Arme-Schlucker-Geschoß unterm Dach das Ziel aller Wünsche.

Heute mehr denn je. Steht der Aufzug, fluchen wir. Dennoch gilt er – nach beförderten Personen und Fahrtkilometern – als das sicherste Fahrzeug der Welt. Weltweit gibt es 13 Millionen, aber haben Sie je von einem Absturz gelesen? Eben.

Autos haben Fans. Flugzeuge und Züge auch. Aber der Lift? Doch halt: Soeben erschien ein Buch. Peter Payer, Stadtforscher und Kurator am Technischen Museum in Wien, widmet in „Auf & Ab“ diesem übersehenen Verkehrsmittel eine schöne Hommage. Man könnte auch sagen: Eine Liebeserklärung. 

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben