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Momentaufnahme: Es geht bergauf

Print-Ausgabe 27. Jänner 2017

Das Jahr 2017 begann mit einer guten Nachricht: Beim Neujahrsempfang der WKÖ-Bundessparte Tourismus konnte Obfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher als Ergebnis der Tourismus-Analyse des Market-Institutes die Mitteilung machen, dass die Österreicher wieder zuversichtlicher in die Zukunft blicken: Der Anteil der Optimisten, die damit rechnen, dass es bergauf geht, war seit 2012 von 62 Prozent auf 53 Prozent abgefallen. Bei der Online-Befragung von 533 für die Gesamtbevölkerung repräsentativen Österreichern ab 16 Jahren im Dezember gab es erstmals wieder einen Anstieg auf 57 Prozent, während der Anteil der Pessimisten und Skeptiker von noch 33 Prozent im Vorjahr auf 21 Prozent zurückgegangen ist. Und ein entscheidender Beitrag zu dieser positiven Stimmung kam vom Tourismus, dem die beste Entwicklung aller Wirtschaftszweige zugetraut wird.

Medien prägen das Bild

Vom Sommertourismus erwarten 56 Prozent eine Aufwärtsentwicklung, vom Städtetourismus 53 Prozent. Im Vorjahr lagen die Werte noch bei wenig über 30 Prozent, die negativen Einschätzungen haben sich mit fünf und vier Prozent etwa halbiert. Dem Wintertourismus in den Skiregionen hingegen traut man zwar auch eine bessere Perspektive zu, aber auf wesentlich niedrigerem Niveau: Die positive Einschätzung erhöhte sich von 10 auf 26 Prozent, die negative blieb mit einer Reduktion von 51 auf 32 Prozent allerdings deutlich überwiegend. Die besten Perspektiven wurden nach dem Tourismus dem Wohnbau mir 36 und der Unterhaltungselektronik mit 35 Prozent eingeräumt.

Market-Chef Pfarrhofer meinte, man sollte die Zahlen der Untersuchung nicht überschätzen, sie seien nur eine Momentaufnahme der „Stimmungslage“. Gerade diese Studie bestätigt dies: Die Beurteilung der Branchen-Situation erfolgte nicht von Fachleuten, sondern von einem Bevölkerungsquerschnitt, der seine Informationen bestenfalls aus den Medien bezieht, aber auch Bauchgefühlen folgt. Zur Zeit der Befragung dominierten die Berichte über die Sommerrekorde im Tourismus, für den anlaufenden Winter wurden die bedrohlichen Klimaprobleme von frühem Schneefall abgemildert. Die Befragungsergebnisse entsprachen genau dieser Darstellung. Wie sie wohl ausgefallen wären, wenn die beim ÖHV-Kongress präsentierte Studie gerade veröffentlicht worden wäre, die belegt, dass in der Hotellerie die Kosten den Umsätzen davonlaufen und in den Medien ausgerechnet die Feststellung Schlagzeilen machte, dass ein Viertel der Betriebe eigentlich zusperren müsste, sich das aber nicht leisten kann?

Bei aller Vorsicht bei der Einschätzung der Ergebnisse lassen sich doch einige Trends erkennen, die bestätigen, dass sich der Zugang der nachwachsenden Generation zum Thema Urlaub tiefgreifend verändert. So ist für die Auswahl eines Hotels zwar unverändert der Preis für alle Altersgruppen mit rund 75 Prozent entscheidend, die Bedeutung der Lage des Hauses wächst aber mit zunehmendem Alter von 61 auf 71 Prozent. Die Leistungen des Hotels sind in der Altersgruppe ab 50 Jahren für 63 Prozent wichtig, in jener bis 29 aber nur für 45 Prozent.

Empfehlung von Bewertung überholt

Die „persönliche Empfehlung“ ist in ihrer Bedeutung generell von über 60 Prozent auf 45 zurückgegangen, in der höchsten und mittleren Altersgruppe erreicht sie noch 48 bzw. 46 Prozent, bei den unter 30-jährigen aber nur mehr 35 Prozent. Sie wurde von Bewertungen und Ratings auf Online-Plattformen abgelöst, die gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt von 31 auf 41 Prozent zugelegt haben, mit einem Spitzenwert von 59 Prozent bei den Jungen bis 29 Jahren. Noch deutlicher ist die Entwicklung beim Buchungsvorgang: Auf Online-Portalen sind die Buchungen seit 2013 von 35 auf 48 Prozent gestiegen, in der Gruppe bis 29 Jahren liegen sie aber bereits bei 74 Prozent, in der mittleren bei 48 und ab 50 immerhin auch schon bei 35 Prozent. Interessant ist, dass auch die Direktbuchungen beim Hotel von 39 Prozent im Vorjahr auf 43 Prozent angestiegen sind, mit einer Spanne von 34 bis 48 Prozent mit steigendem Alter. Immer dominanter wird die Plattform Booking.com: Von 22 Prozent im Jahr 2013 wird sie nun von 49 Prozent der Urlauber genutzt. An zweiter Stelle folgt abgeschlagen Holidaycheck, mit einem Minus seit 2013 von 20 auf 14 Prozent.

Wer unter diesen Aspekten Digitalisierung noch für ein Schlagwort hält, wird es schwer haben.

Günther Greul

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