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Indikatoren für den Erfolg gesucht

Print-Ausgabe 3. Mai 2019

Vom Masterplan Tourismus fand neben den Vermietungsplattformen die Suche nach aussagekräftigen Indikatoren für die Entwicklung des Wirtschaftszweiges die meiste Beachtung. Die Klagen darüber, dass Ankünfte- und Nächtigungszahlen nicht ausreichen, um diese darzustellen, wurden auch an die Medien gerichtet: Sie beschränken sich ausschließlich auf diese Werte. Warum das so ist, lässt sich in einem Satz beantworten: Es gibt einfach keine anderen für Vergleiche geeigneten Daten, die sich auch einem wirtschaftlich wenig ausgebildeten Publikum vermitteln lassen.

Die Bereitschaft der Unternehmen, wirtschaftliche Daten preiszugeben, ist bis heute enden wollend. Schon vor Jahrzehnten musste die ÖHV einen „Betriebsvergleich“ einstellen, weil die Zahl ihrer teilnehmenden Mitglieder zu klein wurde. Und aus der angesehenen „Destinationsstudie“, die ein Ranking der Entwicklung der Tourismuszonen zum Ziel hatte, musste die ÖHV die regionalen Wertschöpfungsdaten herausnehmen, als sich herausstellte, dass die extrem unterschiedlichen Erhebungsmethoden seriöse Vergleiche nicht zuließen.

Auf der Suche nach brauchbaren Daten kam man im Zuge des „Plan T“ auf das Tourismus Satellitenkonto. Das gibt es seit ziemlich genau 20 (!) Jahren. Erstellt wird es von Statistik Austria und WIFO im Auftrag des Wirtschafts- bzw. Tourismusministeriums, ist also längst bekannt. Dass bisher nur ein einziger Wert – der Beitrag des Tourismus zum BIP – in die öffentliche Darstellung fand, hat einen einfachen Grund: Die Berechnung ist für Laien undurchschaubarer wirtschaftstheoretischer Voodoo. Aber auch Auskenner haben ihre Einwände: Das Ziel ist, die positiven Auswirkungen des Tourismus auf andere Wirtschaftszweige darzustellen, indem er Teile von deren Wertschöpfung für sich reklamiert. Nach dem Motto „je mehr, desto besser“ beruht dies auf teilweise abenteuerlichen Schätzungen und Hochrechnungen.

Wohin diese Taktik führt, zeigt eine Studie aus dem Vorjahr, die Sportminister HC Strache kürzlich wieder ausgrub: Sie erklärt Österreich mit großem Abstand zum Europameister im Sporttourismus. 58 Prozent aller Nächtigungen – und damit aller mit diesen in Zusammenhang stehenden wirtschaftlichen Leistungen des Tourismus – würden durch sportliche Aktivitäten ausgelöst. Wie es zu diesem unsinnigen Wert kam: Bei der Gästebefragung T-­Mona führten 58 Prozent „Wandern“ als Urlaubsbeschäftigung an. Messerscharfer Schluss: 58 Prozent WanderInnen = 58 Prozent SportlerInnen = 58 Prozent der Nächtigungen gehören zum Sporttourismus. Keiner beschwert sich, jeder Bereich behält ja seine Wertschöpfung. Aber alle wissen, was von solchen Zahlen zu halten ist.

Die im „Plan T“ angepeilte „Regionalisierung“ des Tourismus-Satellitenkontos unter diesen Voraussetzungen zu einem brauchbaren Ergebnis zu bringen, ist eine Herausforderung. Das Problem bei der Statistik liegt vor allem darin, dass die Daten als Marketinginstrumente angesehen werden. Verluste sind nicht sexy, nur Positives ist attraktiv. Auch beim Tourismus ist das Hauptziel der Suche nach Indikatoren – so steht es im „Plan T“ – die „Darstellung der Bedeutung des Tourismus für die Entwicklung regionaler Lebensräume“. Glücklicherweise findet dieser Sektor aufgrund seiner Leistungen bereits so breite Anerkennung, dass er auch eine längere Durststrecke bei der Suche überstehen wird. Umso mehr, als zur „Messung der Beliebtheit und der Leistungsfähigkeit auch weiterhin Ankünfte und Nächtigungen“ erhoben werden. Auch die sind nicht immer verlässlich: Die für Österreich von EU­ROSTAT ausgewiesenen Zahlen sind um rund 20 Prozent niedriger, als jene von Statistik Austria. Ein anderer Erhebungsmodus eben.

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