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Bundessparte Tourismus

„Wege zurück in die Freiheit“! Drei Forderungen von Spartenobmann Seeber an die Politik

T.A.I. 24 TOP News

Der traditionelle „Neujahrsempfang“ der Bundessparte Tourismus in der WKO mit Spartenobmann Robert Seeber (Mi.) und Geschäftsführer Manfred Katzenschlager (r.) fand heuer am 14. Jänner 2021 Lockdown-bedingt virtuell statt. Im Mittelpunkt standen wie immer zu diesem Anlass die von „market Institut“-Vorstand David Pfarrhofer (l.) präsentierten Ergebnisse der Befragung unter KonsumentInnen und Unternehmen der Tourismusbranche (Befragungszeitraum 23. Dezember 2020 bis 5. Jänner 2021).

Stimmungslage am Tiefpunkt

Rund zwei Drittel (64%) der 492 befragten Betriebe gehen demnach von Umsatzrückgängen im heurigen Winter von mehr als 50% aus. In diesem Wert sind jene mehr als zwei Fünftel (44%) enthalten, die sogar mit einem Umsatzminus von 74% bis 100% rechnen. Robert Seeber zufolge ist die Stimmungslage auf einem Tiefpunkt, „Auslastung und Umsatzrückgang zeigen katastrophale Zahlen.“

Laut David Pfarrhofer rechnen die Betriebe in Summe sowohl in der Haupt- als auch in der Zwischensaison mit einer Auslastung von lediglich etwa 30%. Dies allerdings nur für den Fall, dass der Lockdown mit 25. Jänner 2021 zu Ende ist.

Robert Seeber zeigte sich beim „Neujahrsempfang“ noch „optimistisch, dass wir ab 25. Jänner wieder durchstarten können.“ Er könne aber „nicht in eine Kristallkugel schauen.“ Im Vorjahr waren „Jänner bis Mitte März die umsatzstärksten Monate im Tourismus.“ Das werde heuer fehlen („Der Inlandsmarkt kann den Auslandsgast nie substituieren, aber es ist besser als gar nichts“). Jetzt gelte es, „die Anstrengungen auf Semesterferien und Ostergeschäft konzentrieren.“

Mehr und mehr zeichnet sich allerdings ab, dass dieser Termin wohl nicht halten wird (letzte Besprechungen mit Sozialpartnern und Bundesländern sind für 15. Jänner 2021 anberaumt, am Wochenende wird der weitere Fahrplan bekannt gegeben). Sollte es tatsächlich so kommen und „der Lockdown sich über den Februar hinaus ziehen" so Seeber, dann "ist die Saison gelaufen“.

Drei Forderungs-Punkte an die Regierung

Von der Bundesregierung, – der er bezüglich bisher gesetzter Maßnahmen trotz da und dort berechtigter Kritik eine gute Arbeit bescheinigte (siehe weiter unten) –, erwartet sich Robert Seeber „Ehrlichkeit und Planungssicherheit.“ Von ihr fordert er drei Punkte ein, die er als „Wege zurück in die Freiheit“ bezeichnet:

  1. Planungssicherheit = d.h. rasch Klarheit bezüglich der Rahmenbedingungen zu schaffen, ab wann (und für die Gastronomie: wie lange bzgl. Uhrzeit) die Betriebe aufmachen dürfen. „Was uns nonchalant fertig macht, ist das ewige ‚Stopp and Go‘ und die Standby-Situation. Wir fordern dringend von der Politik die Rahmenbedingungen ein und welche Eckpunkte es für die Öffnungsstrategie gibt.“
  2. Solidarität zur Wirtschaft = sollte es tatsächlich zu einem längeren Lockdown kommen, müsse es zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen geben, „sonst geht im Tourismus in Österreich das Licht aus.“ Fixkostenzuschuss etc. werden „da nicht ausreichen“, ein Umsatzersatz wäre wichtig.
  3. Testen & Impfen = Seeber: „Hier ist ein Licht am Ende des Tunnels, auch wenn es sich durch die Virus-Mutation aus Großbritannien etwas verfinstert.“ Tests seien ein „gutes Überbrückungsinstrument, sie sind eine Hilfe, um das Infektionsgeschehen in Zaum zu halten.“ Während er allerdings „das Reintesten“ in der Hotellerie und bei Veranstaltungen für den „richtigen Ansatz“ hält, sei dies für die Gastronomie „nicht praktikabel, da logistisch schwer umsetzbar.“

Hoher Überlebenswille der Branche

Seeber geizte trotz allem nicht mit Lob für die Bundesregierung: „Sie hat durch die von ihr gesetzten Maßnahmen eine sehr gute Performance hingelegt. Österreich ist Nummer 1 in Europa bezüglich der Hilfsmaßnahmen.“ Auch die Wirtschaftskammer habe diesbezüglich gute Arbeit geleistet: „Wir haben viel im Rahmen der Krise für Betriebe in der Politik umsetzen können.“ Seeber nannte u.a. die Fixkostenzuschüsse, den Verlustersatz, das Kreditmoratorium oder die Mehrwertsteuer-Senkung auf 5%.

Persönlich hofft Robert Seeber, dass der Lockdown nicht mehr lange aufrecht bleibt: „Ich bin überzeugt: Wir müssen aufsperren, auch aus psychologischen Gründen. Es geht um 100.000e Schicksale.“ Ohne Gastronomie und Tourismus würde „es in unserem Land Perspektivenlosigkeit geben.“

Wie die Umfrageergebnisse des "market institut" zeigen, komme das, was die Betriebe machen, gut an: „Die Betriebe kriegen Unterstützung von den Stammgästen und sehen, dass die Hausaufgaben gemacht sind und die Attraktivität hoch ist – das wird sich auszahlen“, so Seeber. Der Überlebenswille der Branche sei „sehr hoch.“ Er hofft, dass „die Neujahres-Pressekonferenz wieder im Hotel Sacher stattfinden wird“ und dass dann „die Branche die Krise gut überstanden haben wird.“

Die Befragungs-Ergebnisse der KonsumentInnen

Befragt wurden vom "market institut" 1 000 potentielle UrlauberInnen im Zeitraum 23. Dezember 2020 bis 5. Jänner 2021 mittels Online-Interviews. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Etwa die Hälfte der WinterurlauberInnen des Vorjahres will auch im heurigen Winter Urlaub machen
  • Die ÖsterreicherInnen sind auch weiterhin von der Attraktivität ihres Landes im Winter überzeugt
  • Drei Viertel fühlen sich durch Corona in der eigenen Winter-Urlaubsplanung beeinflusst
  • Für die aktuelle Urlaubsplanung versucht man Menschenansammlungen zu vermeiden
  • Man entscheidet eher kurzfristig über Urlaubsziele und Reisezeiten
  • Die ÖsterreicherInnen sind überzeugt, dass sich Österreichs Tourismus gut auf Corona eingestellt hat
  • Beim Urlaubsgefühl rechnet der Großteil der österreichischen Bevölkerung mit Einschränkungen aufgrund von Corona
  • Die Erwartungen der ÖsterreicherInnen an die Sicherheitsmaßnahmen in der Winterurlaubsregion sind breit gefächert – an der Spitze stehen:
  1. Verbot von Situationen mit erhöhter Ansteckungsgefahr wie z.B. Après-Ski-Feiern mit Alkohol und lauter Musik“ (69%),
  2. "Sicherstellen, dass bei Warteschlangen ausreichend Abstand zwischen den Urlaubern herrscht“ (65%),
  3. „klares Corona-Sicherheitskonzept in den Tourismus- und Beherbergungsbetrieben“ (65%) und
  4. weniger Menschen in den Liften und Beförderungsanlagen, damit auch da der Abstand eingehalten werden kann“ (61%).

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