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Im Rahmen des traditionellen Neujahrsempfangs für Medien im Hotel Sacher Wien unterstrich Tourismussparten-Obmann Robert Seeber Ende voriger Woche die kritische Lage von Österreichs Tourismuswirtschaft. Die traf einen Tag später der befürchtete Schlag: Deutschland setzte Österreich erneut auf die Liste der Hochrisikoländer. Der Veranstaltung wurde damit ihre Aktualität nochmals unterstrichen.
Es war der erste Neujahrsempfang der Tourismussparte nach Lockdown-bedingter Unterbrechung im Vorjahr. Jener von 2020 stand noch unter anderen Vorzeichen: Spartenobfrau war damals Petra Nocker-Schwarzenbacher, Petra Stolba Geschäftsführerin der Österreich Werbung (ÖW), und Elisabeth Köstinger als Tourismusministerin der soeben gebildeten türkis-grünen Koalition schaute als Überraschungsbesuch vorbei. Einen Tag zuvor wurde laut WHO (World Health Organisation) in Wuhan ein neuartiges Corona-Virus entdeckt.
„Lust auf Urlaub“ & fehlende Planungssicherheit
Jetzt, zwei Jahre später, sieht alles anders aus. Unverändert geblieben ist die Präsentation der neuesten Market-Studie durch den Geschäftsführer des Market-Institutes David Pfarrhofer. Der Erhebungszeitraum dafür wurde spät (21. bis 28. Dezember 2021) angesetzt, um bereits auch die Auswirkungen der neuesten Corona-Mutation Omikron in die Antworten mit einzubeziehen.
Die wichtigsten Kernaussagen der befragten Bevölkerung (1.000 Personen ab 16 Jahren):
Bei den 500 befragten Betrieben (Gastronomie, Beherbergung etc.) wurden als drei kritischste Punkte genannt:
Lebensrettende Förderungen
Als kritisch eingeschätzt wird zudem von vielen Unternehmen die aktuelle Lage. David Pfarrhofer: „Ein Viertel der Betriebe ist wegen der wirtschaftlichen Stabilität besorgt, vor allem in den Städten. Zwei Dritteln geht es schlechter als vor der Pandemie.“
Im Gegenzug halten jene, die Wirtschaftshilfen der Regierung rund um Corona in Anspruch genommen haben (das waren 52 % aller Tourismusbetriebe), zu 70 % diese Hilfen für angemessen. Pfarrhofer: „Vier von zehn sagen, dass es ihren Betrieb ohne Förderungen nicht mehr geben würde. Die Hilfen waren also existenzsichernd.“
Das sind Botschaften, die bei den Neujahrsempfang mit anwesende Tourismus-Sektionschefin Ulrike Rauch-Keschmann aus dem Team von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger mit Wohlwollen vernahm, ebenso wie Lisa Weddig als neue ÖW-Chefin die „deutliche Lust auf Urlaub“, die – wie laut David Pfarrhofer am Ende seiner Ausführungen nochmals betonte – „größer ist, als vor der Krise“.
Der „seidene Faden“
Für den seit Juni 2020 amtierenden Spartenobmann Robert Seeber steht fest: „Wir sind die am meisten gebeutelte Branche, das Potential für die Zukunft ist aber riesengroß.“ Kurzfristig sieht es aber deutlich schwieriger aus: „Der Wintertourismus hängt an einem seidenen Faden.“
Dieser sei aufgrund der mit über 10 Mrd. Euro „weit höheren Wertschöpfung“ als jener im Sommer ein entscheidender Impulsgeber für die gesamte österreichische Wirtschaft. Da fast vier Fünftel der Gäste im Winter aus ausländischen Märkten stammen und diese wiederum zum Großteil aus der Bundesrepublik Deutschland, sei die aktuelle Entwicklung alles andere als erfreulich (die Einstufung Österreichs als Hochrisikogebiet durch das deutsche Robert Koch Institut – RKI am Folgetag zeichnete sich da bereits ab).
Robert Seeber: „Wir hoffen, dass das Stopp-and-Go aufhört. Wir müssen schauen, dass wir mit der Pandemie leben und vom ständigen Zusperren wegkommen.“ Die Zeit der herausfordernden letzten zwei Jahre würde auch weiterhin herausfordernd bleiben, wobei sich durch Omikron ein „gewisser Wechsel vollziehen könnte.“ Für Robert Seeber steht aber fest: „Der Weg aus der Krise führt nur über die Impfung.“ Zusperren möchte er jedenfalls „unsere Betriebe nicht mehr.“
ÖHT Corona-Förderungen auch 2022
Neu war beim Neujahrsempfang die Integration der Tourismusbank ÖHT. Dessen mit Jahresbeginn neu in die Geschäftsführung eingetretene Matthias Matzer (bisher Raiffeisen) freute sich, mitteilen zu können, dass „alle COVID-19 Sonderförderungen auch 2022 in die Verlängerung gehen“, mit Ausnahme der Gastgartenförderung (die wird es wahrscheinlich heuer nicht mehr geben). Die offizielle Bewilligung dafür sollte Ende Jänner/Anfang Februar erteilt werden, „so dass wir ab dann operativ tätig werden können.“ Anträge seien aber jetzt bereits möglich.
Dies betrifft die COVID-19 Haftungen (Gesamtbudget 1,6 Mrd. Euro) ebenso, wie die beiden Veranstalter-Schutzschirme I und II (zusammen 300 Mio. Euro) und die kurz vor Jahresende genehmigte Insolvenzabsicherung für Reiseveranstalter, Reisebüros und Hotel-Packages (300 Mio. Euro).
Kurzarbeit weiter nötig
Das Schlusswort hatte dann Robert Seeber. Ihm zufolge „muss die Kurzarbeit auch über den März hinaus verlängert werden“, bei allen Bedenken, die es dazu gibt: „Kurzarbeit ist auch eine gewisse Falle“, so Seeber, da auch ein „Gewöhnungseffekt“ feststellbar sei, „dass man sich in die soziale Hängematte hängt.“
Nichts desto trotz sei Kurzarbeit „ein Investment, das wir auch weiter brauchen werden, vor allem in der Stadthotellerie, bei Event-Veranstaltern und Kongressen.“ Dies sei „eine Forderung, Verhandlungen gibt es dazu noch keine.“
Erstellt am: 24. Jänner 2022
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