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Wenn Österreichs Tourismus seine ausgezeichnete Position im internationalen Wettbewerb auch in Zukunft halten soll, ist es dringend notwendig, dass sie in dem in der gesamten Wirtschaft laufenden Digitalisierungsprozess am Ball bleibt. Wirtschaftsminister Harald Mahrer ortet hier im „weltweiten Vergleich“ wachsende Defizite: „Höchstens 5 Prozent der österreichischen Hoteliers nutzen Datenmaterial zur Beobachtung von Buchungsströmen und zur Beurteilung der aktuellen Preissensibilität,“ erklärte er. Im internationalen Vergleich sei dies nur ein Drittel, damit bleibe die Erhöhung der Ertragskraft der Hotels um 10 Prozent ungenutzt.
Die notwendigen Daten seien in Österreich durchaus vorhanden, allerdings in „fragmentierter Form“ – verteilt auf viele Organisationen. Sie müssten zusammengeführt werden. Von internationalen Hotelketten, Reiseveranstaltern und Buchungsplattformen würden alle diese Möglichkeiten genutzt. Mahrer: „Es ist nicht sinnvolle, dass wir unsere Daten um unser hart verdientes Geld zurückkaufen müssen“, meinte der Minister, „wir müssen uns die Oberhoheit über das Datenmanagement wieder sichern“.
22 Maßnahmen
Um den „digitalen Wandel“, der alle Bereiche der Wertschöpfungskette betrifft, entsprechend gestalten zu können, hat das Wirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit der Sparte Tourismus in der WKO und der Österreich Werbung eine „Digitalisierungsstrategie für den Österreichischen Tourismus“ ausgearbeitet. Rund 100 Experten aus den verschiedensten Bereichen haben sie in drei strategischen Leitlinien und 22 Maßnahmen dargestellt. Details siehe diesen Link >
In einer gemeinsamen Pressekonferenz zu ihrer Präsentation wiesen auch ÖW – Geschäftsführerin Petra Stolba und Tourismus-Spartenobfrau Petra Nocker–Schwarzenbacher auf die Notwendigkeit entsprechender Aktivitäten hin. Stolba zitierte eine Untersuchung, die ergeben habe, dass die Tourismuswirtschaft erst ein Viertel des Weges zur konkurrenzfähigen Digitalisierung zurückgelegt habe, wobei der Bereich Marketing von besonderen Herausforderungen betroffen sei. Der auch in der Digitalisierungsstrategie vorgesehene „Daten-Hub“, auf dem die fragmentierten Tourismusdaten zusammengeführt werden sollen, ist bereits in Arbeit, die „Allianz der 10“ (die neun Landestourismusorganisationen und die ÖW) hat das Thema bereits behandelt.
Gästedaten: Wertvoller Schatz …
Petra Nocker-Schwarzenbacher verwies auf die Entwicklung, die es auch für die Hotellerie nötig macht, ihre Hausaufgaben zu bewältigen: 74 Prozent der Gäste unter 35 Jahren planen ihre Reisen über Social Media (Facebook etc.), der Anteil der über Smartphone durchgeführten Buchungen ist ebenfalls stark im Steigen. Vor allem in den Familienbetrieben, die in Österreich bei weitem dominieren, ist auch ein Ausbau der persönlichen digitalen Kompetenz notwendig, der Unternehmer ebenso, wie der Mitarbeiter.
Die über Jahre gesammelten Gästedaten werden von der Hotellerie als wertvolle „Schatz“ angesehen und für ihre Weitergabe sei ein entsprechendes „Umdenken“ Voraussetzung. Das würde bei vielen auch in der grundsätzlichen Einstellung notwendig sein: „Digitalisierung und Gastlichkeit sind kein Widerspruch“. Auch Minister Mahrer ortete beim Datenmanagement ein „egoistisches Verhalten“: „Man kann auch mit Konkurrenten zusammenarbeiten.“
… versus Datenschutzverordnung
Bedenken, dass das Sammeln, Verarbeiten und die Weitergabe „personenbezogener Daten“ durch die im Mai 2018 in Kraft tretende Datenschutzverordnung der EU erheblichen Einschränkungen unterworfen sein würden, zerstreute Petra Stolba mit der Feststellung, dass keine personenbezogenen Daten erforderlich wären. Für die ÖW mag das zutreffen, aber wie eine „personalisierte“ Gästewerbung, die als wesentlicher Vorteil der Digitalisierung angesehen wird, ohne sie erfolgen könnte, wird sich erst zeigen müssen: Sogar Telefonnummern und Internetadressen sind als „personenbezogen“ anzusehen.
Wichtige „Breitbandmilliarde“
Eine auch für die Hotellerie entscheidende Kennzahl Betrifft die digitale Infrastruktur: 69 Prozent der Gäste wollen nicht in Regionen reisen, die keine gute Internetversorgung bieteen. Ohne den Ausbau von Breitband- und Glasfaser–Technologie, die im gebirgigen Österreich nur in den Städten befriedigend ist, fehlt der Realisierung der Digitalisierungsstrategie die Basis. Die Kosten dafür, dass „die Digitalisierung bis ins letzte Tal getrieben wird“, schätzte Minister Mahrer in Anlehnung an die zehn Mal so hohen Werte in Deutschland auf 10 Mrd. Euro.
Die von der Regierung angepeilte „Breitbandmilliarde“ könnte bestenfalls als „mittelmäßiger Versuch“ einer Investitionsförderung angesehen werden. Er ließ kaum Hoffnung, das sich das in Zukunft wesentlich ändern würde: Die öffentliche Hand könne im Wesentlichen nur regulatorische Rahmenbedingungen verbessern, der Löwenanteil der Kosten würde wohl der private Bereich – die Netzanbieter – beitragen müssen.
Erstellt am: 02. Oktober 2017
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