Skigebiets-Öffnung

Köstinger: „Verurteilung des Wintertourismus wird es in Österreich nicht geben!“

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Ist angesichts der Corona-Infektionszahlen, der Belastung des Gesundheitssystems und der hohen Sterbezahlen „wirklich Platz über einen Skiurlaub in vier Wochen nachzudenken? Ist das nicht völlig absurd?“ Mit dieser harten, aber berechtigten Frage konfrontierte in der ZIB 2 am 26. November ORF Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher Tourismusministerin Elisabeth Köstinger.

Italien, Frankreich hatten zuvor konkrete Pläne bekundet, ihre Skigebiete über Weihnachten geschlossen zu halten. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt sich für europaweite Verschiebung des Saisonbeginns ein und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder betont, dass jeder Deutsche, der auf Skiurlaub nach Österreich kommt, nach seiner Rückkehr 10 Tage in Quarantäne gehen muss, auch Tagesausflügler.

Es ist also ein extrem brisantes Thema, mit dem sich Österreichs Tourismus konfrontiert sieht, dessen Wertschöpfung zum überwiegenden Teil in der „Weißen Saison“ erwirtschaftet wird. Elisabeth Köstinger: „In Österreich ist der Wintertourismus extrem wichtig.“ Dies nicht zuletzt aufgrund der großen Abhängigkeit der Zulieferindustrie: „Das fängt bei Lebensmittelproduktion an und hört bei Baugewerbe auf. 750.000 MitarbeiterInnen hängen am Tourismus, das sind Existenzen, die da zum Teil gefährdet sind!“ Von dem Vorstoß Frankreichs, Italiens und Deutschlands halte sie nichts.

Faktenlage und Vorgehensweise

Mit 14,42 Minuten wurde das Zeitlimit des ZIB 2-Interviews „weit überzogen“, wie Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher feststellte, aber es war extrem wichtig. Köstinger stellte folgende Fakten bzw. Vorgehensweise klar:

  • ganz Europa befinde sich derzeit in einer schwierigen Situation;
  • bereits mit 2. Dezember (Wien) starten die Massentests, die bis Mitte Dezember abgeschlossen sein werden. „Die Massentests haben in der Slowakei und Südtirol guten Erfolg mit sich gebracht“, so Köstinger;
  • Es werden dann „Infektionszahlen in einem ersten Schritt ansteigen, danach aber rapide abfallen“, denn es werde durch diese Massentests möglich, „Infektionsketten zu durchbrechen“;
  • In einem nächsten Schritt kommt es dann zu „behutsamen Öffnungen“ und diese mit Einschränkungen. Schulen und Handel machen den Anfang;
  • Wann die Öffnung des Tourismus folgt, „wird von den Infektionen abhängen“, so Köstinger. Die Gesundheit der Menschen stehe jedenfalls an oberster Stelle. Vor allem auch werde „die Belastung des Gesundheitssystems im Auge behalten.“ Es bestehe „kein Interesse daran, den Tourismus frühzeitig zu starten, ganz im Gegenteil, wir haben immer die Lage im Gesundheitssystem vor Augen.“

Skifahren ja, Après Ski nein

Ebenso betonte Tourismusministerin Köstinger mehrfach, dass „man sich das Corona-Virus nicht auf der Skipiste und beim Skifahren holt, sondern beim Feiern danach.“ Die ersten Monate des Corona-Virus haben dies gezeigt. Deshalb sei es ein „wichtiger Schlüssel, dass es Après Ski in der Form wie wir es kennen, nicht geben wird.“ Das Virus verbreite „sich nicht auf den Pisten, sondern in geschlossenen Räumen, wenn man sich trifft und gemeinsam feiert – das müssen wir leider für heuer ausschließen.“

In der Gastronomie und Hotellerie sei so gut wie keine Gefährdung gegeben: „Clusteranalysen haben erwiesen, dass dort nur eine geringe Anzahl an Infektionen passiert.“ Dazu komme das flächendeckende Testprogramm von Tourismus-MitarbeiterInnen.

Die Beförderung in Seilbahnen stellen laut Köstinger „die selben Herausforderungen dar, wie im öffentlichen Verkehr.“ Die Seilbahn-Betreiber hätten entsprechende Sicherheitskonzepte vorgelegt. Als neuralgische Punkte gelten dort die Ein- und Ausstiegsstellen.

Planungssicherheit und Liquidität

Für die Wirtschaft sei „Planungssicherheit das Wichtigste“, so Köstinger. Die Hotellerie benötige eine Vorlaufzeit von zumindest zwei Wochen, um die Betriebe wieder hochzufahren: „Diese Vorlaufzeit wird es geben.“

Die Bundesregierung werde jedenfalls „die Betriebe und MitarbeiterInnen bestmöglich unterstützen.“ Der aktuelle „massive Umsatzersatz“ habe diesbezüglich „für Linderung gesorgt und bringt Liquidität für die nächsten Wochen.“ Diese Vorgehensweise werde weiterverfolgt.

Das Tourismusland Österreich habe jedenfalls „kein Interesse, dass sich ausgehend von Hotellerie und Gastronomie weitere Infektionsquellen entwickeln“, betonte Köstinger den Sicherheitsaspekt: „Es ist das größte Interesse der Tourismus-Branche, dass die Menschen gesund bleiben, sich gut erholen und wieder etwas Freiraum zurückgewinnen.“

Die Entscheidung darüber, ob und wann in Österreich die Skigebiete öffnen dürfen, „werden wir selber treffen.“ Und: „Eine Verurteilung des Wintertourismus wird es in Österreich nicht geben.“

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