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Standort-Umfrage

Hotellerie, Handel & Co in Not! 42,4% der Betriebe rechnen mit Pleite

T.A.I. 24 TOP News

Zwei Fünftel (42,4%) der österreichischen Unternehmen rechnen nicht damit, dass es ihr Unternehmen in einem halben Jahr noch gibt bzw. mussten bereits zusperren. Dieses erschütternde Ergebnis erbrachte die 2. große Standort-Umfrage von ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung), Handelsverband, Gewerbeverein (ÖGV), Senat der Wirtschaft und Forum EPU. Sie verdeutlicht vor allem eines: die von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen müssen effektiver werden. Die 1. Standortumfrage wurde Mitte Mai 2020 durchgeführt, die 2. Ende Juni.

Oberste Priorität: Branchenlösungen

„Wir brauchen maßgeschneiderte Konzepte und Branchenlösungen“, so die Forderung von ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer, ÖGV-Generalsekretär Stephan Blahut, Senat der Wirtschaft-Vorstandsvorsitzendem Hans Harrer, Forum EPU Österreich-Initiatorin Sonja Lauterbach und Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. „Dienstleistung funktioniert anders als Produktion und KMU anders als Konzerne.“

Branchenlösungen braucht es etwa für die Kurzarbeit oder für den Fixkostenzuschuss. Die bislang gesetzten Maßnahmen reichen bei weitem nicht: „Da ging viel an der gelebten Praxis vorbei.“ Die Regierung müsse „rasch reagieren“ und die „im Interesse von Standort, Arbeitsmarkt und Wirtschaft.“ Wichtig wäre es „bessere Berater an Bord (zu) holen. Denn wir können keine Langzeitarbeitslosen, keine weiteren Investitionseinbrüchen und keine Verfestigung der Rezession brauchen.“

Jeder 10. KMU-Arbeitsplatz durch Corona verloren

800 Unternehmen aus ganz Österreich haben an der 2. großen Standort-Umfrage zu den Auswirkungen von Corona teilgenommen, darunter 37% Ein-Personen-Unternehmen. Die anderen 63% der Betriebe beschäftigten vor einem Jahr (Ende Juni 2019) im Durchschnitt 65 MitarbeiterInnen, derzeit sind es nur mehr 59. Dies entspricht einem durchschnittlichen Stellenabbau von 10% bei typischen KMU (Klein- und Mittelunternehmen), der vor allem durch Corona bewirkt ist. Von den verbleibenden Mitarbeitern befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung Ende Juni 32,4% in Kurzarbeit.

Umsatzrückgänge & Investitionskürzungen dramatisch

Laut 1. großer Corona-Standortumfrage im Mai lag der Corona-bedingte Umsatzrückgang damals bei durchschnittlich 498.000 Euro. Seither wuchsen die Fehlbeträge um mehr als ein Viertel auf 635.000 Euro. Für das Gesamtjahr gehen die Unternehmen von Einnahmenausfällen im Ausmaß von 38,8% aus.

Besondere Sorge bereitet das Ausmaß der Investitionsrückgänge: Wurden diese bei der 1. Standort-Umfrage vom Mai für 2020 noch mit 354.000 Euro je Betrieb angegeben, liegen sie jetzt bei 460.000 Euro. Für 2021 sieht es noch schlechter aus: Wurden bei der ersten Befragung die Investitionsrückgänge für nächstes Jahr mit 467.000 Euro angegeben, stieg der Wert jetzt auf 620.000 Euro. Mehr als die Hälfte der geplanten Investitionen wird Corona-bedingt zurückgestellt.

Die Bemühungen der Bundesregierung, den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie entgegenzutreten, werden indes besser bewertet, als Mitte Mai. Damals kritisierten 67% der Betriebe die Maßnahmen als praxisfremd. Jetzt wird nicht nur die neue degressive AfA begrüßt (40,2% der Unternehmen), sondern auch die Investitionsprämie (35,4% der Unternehmen).

Skepsis überwiegt

Insgesamt blicken die Unternehmen skeptisch in die Zukunft. 2,5% von ihnen haben bereits für immer zugesperrt, 19,6% rechnen damit, bestenfalls noch drei Monate bestehen zu können. Ein weiteres Fünftel (20,3%) geht davon aus, dass in spätestens einem halben Jahr der Ofen für sie aus ist. Wie es um den Rest (57,6%) steht, kann nicht exakt festgestellt werden: sie rechnen aber zumindest damit, mehr als sechs Monate gegen die Wirtschaftskrise ankämpfen zu können. Für Reitterer, Blahut, Harrer, Lauterbach und Will ist deshalb klar: „Da muss jede Möglichkeit ausgeschöpft werden.“ Um ein Nachjustieren vieler Maßnahmen, wie z.B. der Investitionsprämie, wird die Regierung nicht herumkommen.

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