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Mitte dieser Woche ging der zweite Comeback-Talk im Rahmen des von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger „Auf geht's“-Prozesses rund um die Wiederöffnung dieses Wirtschaftszweiges über die Bühne. Stand beim ersten auf die „Kick-off“-Veranstaltung folgenden Talk der „Arbeitsmarkt“ im Fokus, drehte sich diesmal alles um die Regionen.
Diese – sowohl Städte als auch Urlaubsdestinationen – wurden von den Entwicklungen der zurückliegenden 14 Monate schwer getroffen und es wird hoher Kraftanstrengungen bedürfen, um wieder Tritt zu fassen. „Die Herausforderungen für die Tourismusregionen sind in den nächsten Monaten und Jahren groß“, betonte Ministerin Köstinger in ihrem Eingangsstatement. Gelöst werden können diese Aufgaben vor allem durch „Vernetzung und Kooperation. Wir müssen über den Tellerrand schauen und Kräfte bündeln.“ Die auf Basis der „Auf geht's“-Talks bis Ende Juni zu entwickelnden Strategien sollen dazu beitragen.
Tirols LH nur per Video
Als DiskussionsteilnehmerInnen mit Ministerin Elisabeth Köstinger waren diesmal der Präsident des BÖTM (Bundesverband Österreichischer Tourismusmanager) Mathias Schattleitner, Kärntens WK-Vizepräsidentin Astrid Legner (sie ist auch Obfrau des Fachverbands der Freizeit- und Sportbetriebe in der WKÖ), der Gastronom Josef Floh (Langenlebarn) und die Gründerin von Österreichs erstem digitalen Bauernmarkt markta.at, Theresa Imre, geladen. Tirols Landeshauptmann Günther Platter war verhindert, brachte aber mittels Videoeinspielung sein Statement ein („Es geht nicht mehr um Nächtigungs-Rekorde, sondern um Qualität und Wertschöpfung“). Als Diskussionsleiterin fungierte wieder ORF-Moderatorin Nina Kraft.
Thema Finanzen kam nicht zur Sprache
Komplett ausgeklammert wurde interessanter Weise das Finanz-Thema. Dies obwohl Österreichs TVBs und Destinationen aufgrund der Corona-bedingten Nächtigungsrückgänge im Vorjahr sowie dem Komplettausfall der Wintersaison 2020/2021 mangels Nächtigungsabgaben bzw. Ortstaxen große Teile ihrer Budgets fehlen.
Zwar laufen dem Vernehmen nach hinter den Kulissen diesbezüglich Verhandlungen sowohl mit dem Tourismus- als auch mit dem Finanzministerium über mögliche Ausfallszahlungen und es wird an einer gemeinsamen Lösung gearbeitet. Ohne dieses heiße Thema aber auch nur am Rande zu streifen, fehlte dem Comeback-Talk zum Thema „Tourismus in den Regionen“ jedoch ein Großteil seiner Würze.
Mut zum Zusammenrücken
Für die sorgte am ehesten BÖTM-Präsident Mathias Schattleitner: „Wir sind an vorderster Front der Krisenbewältigung mit dabei.“ Die Pandemie habe gezeigt, „was alles am Tourismus dranhängt. Dieser Kreislauf war vielen in Österreich zuvor nicht bewusst.“ In der Region Schladming-Dachstein (Anm.d.Red.: Schattleitner ist deren Geschäftsführer) etwa hängen 80 % des BRP (Brutto Regionalprodukt) am Tourismus.
Für Schattleitner ist die von Ministerin Köstinger angesprochene Zusammenarbeit das Gebot der Stunde: „Der Tourismus in Österreich ist die Summe aller Destinationen. Wir müssen den Mut haben, an die Sache noch näher zusammenzurücken.“
Man müsse „den Tourismus neu denken.“ Die TVBs, egal ob in Städten oder Regionen, haben sich längst von reinen Marketing- hin zu Lebensraum-Management Organisationen gewandelt. Ziel des Restart- bzw. Comeback-Prozesses müsse es sein, „einmal aufzusperren, ohne jemals wieder zuzusperren.“
Wie sich touristische Wertschöpfung aufteilt
Interessant war in weiterer Folge die Einspielung einer Grafik, welche die Verteilung der touristischen Wertschöpfung aufzeigte. Diese wird laut Ministerin Köstinger zur Hälfte von der Beherbergung und Gastronomie erzielt. Der Rest verteilt sich auf Personentransport (ein Fünftel), andere Konsumprodukte, Kultur/Sport/Unterhaltung und Reisebüros/Reiseveranstalter.
Elisabeth Köstinger betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig die Kooperation zwischen Tourismus und Landwirtschaft ist. Österreich sei eines der wenigen Länder der Welt, das beide Bereiche ressortmäßig in eine Hand gelegt habe. Köstingers Vision: „Österreich zu der Kulinarik-Destination Europas zu entwickeln. Vom Wiener Schnitzel bis zu den Salzburger Nockerln, jede Region hat ihre Spezialitäten, alle unter dem Blickwinkel der Qualität.“
Lebensraum schaffen
Wie beim Talk 1 waren auch diesmal alle virtuellen ZuseherInnen eingeladen, mittels „Mentimeter“ (Computerprogramm für Echtzeit-Feedback während einer Präsentation) ihre Antworten auf drei Fragenkomplexe einzugeben. Bei der Frage „Was macht Ihre Tourismusregion künftig noch stärker“ taten dies knapp 100 Personen. Ergebnis: „Einen Lebensraum für Einheimische, Gäste und MitarbeiterInnen schaffen“ rangiert mit großem Abstand auf Position 1, gefolgt von zwei Themenbereichen, welche Zusammenarbeit und Kooperation in den Fokus rücken.
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger sieht sich damit in ihrer Strategie bestätigt: „Regionen sind der Schlüssel zum Erfolg und Regionalität kann unsere ganz große Stärke der Zukunft sein.“ Wobei eines besonders wichtig ist: „Der Weg aus der Krise darf nicht über den Preis gespielt werden.“
Ob dies die „Gäste der Zukunft“ auch so sehen, um die es bei Talk-Runde 3 am Montag, dem 17. Mai 2021 geht, wird sich weisen. T.A.I. wird berichten.
Erstellt am: 13. Mai 2021
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