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Die Grenzen zwischen Deutschland und Österreich sollen am 15. Juni wieder vollständig geöffnet werden. Schon ab Freitag, dem 15. Mai, wird es nur noch stichprobenartige Kontrollen geben. Darauf haben sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und ihr österreichischer Amtskollege Sebastian Kurz geeinigt. Auch an den Grenzen mit der Schweiz, Liechtenstein und Frankreich (das bekanntlich an Deutschland und die Schweiz grenzt) wird ab Mitte Mai nur noch stichprobenartig kontrolliert. Details müssen da wie dort noch ausgehandelt werden.
EU als "Fleckerlteppich"
Auf EU-Ebene zeichnet sich ebenfalls eine Lockerung ab. Die EU-Kommission hat am 13. Mai ein Paket "mit Leitlinien und Empfehlungen" vorgelgt, um die Mitgliedstaaten bei der schrittweisen Aufhebung von Reisebeschränkungen zu unterstützen. Das Ergebnis ist aus Sicht des Tourismus allerdings ernüchternd: anders, als die Grenzen zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz, die ab 15. Juni wieder komplett offen sind, herrscht an vielen anderen Grenzen innerhalb der EU weiterhin eine unklare Situation. "Zwischen den Staaten entsteht bei den Regeln damit ein Fleckerlteppich", so der ORF in einem Beitrag, und "auch beim Tempo herrscht keine Einigkeit."
Bundeskanzler Sebastian Kurz will jetzt mit den osteuropäischen Nachbarländern einen „ähnlichen stufenweisen Prozess“, wie mit Deutschland und der Schweiz, ausarbeiten. Voraussetzung in allen Fällen ist, dass die Infektionen unter Kontrolle bleiben.
Inlandsgäste haben nur 30 % Nächtigungsanteil
Diese Informationen sorgen für ein spürbares Aufatmen im Österreich-Tourismus. Der musste bislang von einem Reopening ausgehen, dass ausschließlich auf die Inlandsgäste baute. Diese machen allerdings nur knapp 30% der Sommer-Nächtigungen aus, mit extremen Unterschieden zwischen den Bundesländern: Im Burgenland dominieren die Gäste aus Österreich mit 73,5 % aller Nächtigungen, in Tirol – wo der Tourismus eine übergeordnete Rolle in der Wirtschaft spielt – sind es nur 10,5 %. Ohne Grenzöffnungen hätte es im „Herz der Alpen“ traurig ausgesehen, ebenso in den meisten anderen Bundesländern.
Wie wenig der bislang drohende Fokus auf den Inlandsgast im Sommer 2020 Österreichs Tourismus Luft zum Atmen verschafft hätte, zeigt ein Blick auf die Nächtigungs-Gewichtung der einzelnen Bundesländer: mit Tirol, Salzburg und Wien sowie Vorarlberg haben jene vier Bundesländer den geringsten Inlandsgäste-Anteil, die für 63% des gesamten Nächtigungsaufkommens verantwortlich zeichnen (Tirol, Salzburg und Wien alleine kommen auf 58%).
Gäste aus Deutschland als Nächtigungs-Turbo
Durch die Öffnung der Grenzen mit Deutschland entspannt sich die Situation deutlich: Österreich und Deutschland sorgen zusammen bundesweit für zwei Drittel (66,9%) aller Sommer-Nächtigungen. In den beiden Nächtigungs-stärksten Bundesländern Tirol und Salzburg sind es 65,2% bzw. 64,3%. Im kleinsten Tourismus-Bundesland, dem Burgenland, zeichnen Österreich und Deutschland für fast neun von zehn Sommer-Nächten verantwortlich.
Die einzige Ausnahme bezüglich der Dominanz des Inlands- und des deutschen Quellmarktes bildet Wien: in der Bundeshauptstadt stammen nur knappe zwei Fünftel (36,9 %) der Nächtigungen aus diesen beiden Herkunftsländern.
Noch ein kurzer Blick auf die Tourismuseinnahmen: laut OeNB (Ödterreichische Nationalbank) sorgten die Gäste aus Deutschland im Sommer 2019 mit 4,188 Mrd. Euro für knapp die Hälfte (46,4%) aller Einnahmen aus dem internationalen Reiseverkehr Österreichs. Die bei der OeNB-Statistik an zweister Stelle liegende Schweiz liegt bei 6,9%.
Erstellt am: 13. Mai 2020
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