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Wie wirkt sich der Komplettausfall des österreichischen Incoming-Tourismus auf der Einnahmenseite aus? Antworten auf diese Frage liefert die Reiseverkehrsstatistik der OeNB (Österreichische Nationalbank), die quartalsweise die Ergebnisse ermittelt. Diese liegen seit kurzem bis Ende Q3 2020 vor, also von den Monaten Juli bis September 2020.
Da die OeNB stets nur die letzten vier Quartale gesondert auswirft (sowie die Ganzjahresdaten), hat T.A.I. mit Ausbruch der Corona-Krise die Daten rückwirkend bis Q1 2019 gesammelt. Ziel war und ist es, einen längerfristigen Vergleich anzustellen.
Einnahmen-stärkste Zeit: Jänner bis März
Das erste Quartal gilt von den internationalen Tourismuseinnahmen traditionell als das stärkste jedes Jahres. Grund ist der Wintertourismus: Von Jänner bis März erwirtschaftet Österreichs Tourismus mehr als ein Drittel (rund 36%) seiner internationalen Einnahmen. Das ist gleich viel wie in den sechs Monaten April - Juni und Oktober - Dezember (ebenfalls rund 36%).
Den zweiten Höhepunkt bildet das dritte Quartal (Sommermonate Juli bis September), wo ein gutes Viertel (27%) der internationalen Einnahmen ins Land fließen.
Dominanz Deutschlands
Aus der OeNB-Statistik geht ebenso die Dominanz des Quellmarktes Deutschland hervor: Die Bundesrepublik zeichnete 2019 für rund 45% der internationalen Tourismuseinnahmen Österreichs verantwortlich. Im ersten Quartal ist der Anteil – aufgrund der dann starken Rolle von Quellmärkten wie den Niederlanden oder UK im Winter – mit 43% etwas niedriger.
Rückgänge bereits im 1. Quartal 2020
Soviel zum Gesamtbild im vorerst letzten „Normaljahr“ 2019. Im 1. Quartal 2020 (Jan – Mrz), das bis Mitte März das stärkste alle Zeiten war, erkennt man bereits die Auswirkungen des 1. Lockdowns, der mit 13. März 2020 wirksam wurde, sowie den bereits um einiges früher eingebrochenen Incoming aus Asien, des Städte- und des Kongresstourismus: Die Einnahmen gingen insgesamt um -9,7% zurück, jene aus Deutschland um „nur“ -8,8%.
Die Tourismuseinnahmen aus dem damals bereits hart getroffenen Italien brachen im 1. Quartal 2020 um -20% ein, jene aus China um -24,6%, aus Japan um -22,2%.
Auswirkungen des 1. Lockdowns
Fast gänzlich zum Erliegen kam der Tourismus dann im 2. Quartal (die Hotels durften erst wieder mit 29. Mai aufsperren, internationale Gäste waren ab Mitte Juni erlaubt). Die internationalen Einnahmen brachen um -81,9% ein. China, Japan, Australien und Russland verabschiedeten sich komplett (je -100%). Großbritannien und die USA standen dem mit -97,4% und -97,8% nicht viel nach.
Das 2. Quartal 2020 markierte noch eine weitere Trendwende: Erstmals in der Geschichte waren die Tourismus-Einnahmen aus Deutschland mit 333 Mio. € höher als jene aller übrigen Länder zusammen (285 Mio. €).
Deutschlands Sommer- Solo
Im 3. Quartal bot sich dasselbe Bild, und zwar noch verstärkt: Deutschland hatte mit 2,744 Mrd. Euro einen Anteil von 64% an den gesamten Tourismus-Einnahmen. Und nicht nur das: Der Wert übertraf jenen von 2019 um +2,8%. Es war der einzige Quellmarkt, der dieses Kunststück zuwege brachte.
Am nächsten kam die Schweiz, aus der die Tourismus-Einnahmen um -5,1% zurück gingen. Alle anderen Quellmärkte hatten (hohe) zweistellige Rückgänge zu verbuchen.
Die gesamten internationalen Tourismuseinnahmen zwischen Juli und September 2020 gingen um -24,2% auf 4,261 Mrd. Euro zurück. Die großen Quellmärkte aus Übersee (USA, China, Japan und Australien) verbuchten Rückgänge weit jenseits der -90%, ebenso Russland. UK war mit -87,1% nicht viel besser.
Trüber Ausblick
Soweit die bis Ende September 2020 vorliegenden Statistiken der OeNB. Das vierte Quartal (2. Lockdown ab 17. November) wird für einen neuerlichen Einbruch sorgen, der sich abzeichnende Komplettausfall der Wintersaison (Hotels noch bis zumindest Ende Februar zu) für einen massiven Einschnitt.
Mit einem touristischen Einnahmen-Minus in den ersten drei Quartalen 2020 von rund 4,9 Mrd. Euro fehlen ca. -30% auf die Vergleichsperiode 2019. Mit Jahresende dürften dann rund 8 Mrd. Euro weniger Einnahmen aus dem internationalen Tourismus erzielt worden sein, was für das Gesamtjahr einen Rückgang um -40% bedeuten würde (Jänner bis Mitte März 2020 waren ja noch vergleichsweise stark).
Noch schlimmer wird dann das 1. Quartal 2021 durchschlagen. Die von Jänner bis März 2019 erzielten 7,355 Mrd. Euro sind ebenso um Lichtjahre entfernt, wie die 6,641 Mrd. Euro des Vorjahres. Mit etwas Glück werden sich die internationalen Einnahmen im mittleren dreistelligen Millionenbereich bewegen. T.A.I. wird darüber berichten.
Erstellt am: 27. Jänner 2021
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