Print-Ausgabe 14. Jänner 2022
Norbert Kettner ist davon überzeugt, dass Wien als sehr populäre Stadt mit voller Kraft zurückkommen wird
Die Zahl der Hotelbetriebe geht bereits seit 2017 zurück – bis auf den 5-Sterne-Bereich steigen aber die durchschnittlichen Zimmer – RevPAR hat seinen Tiefpunkt überwunden
Als Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner am Christtag (25. Dezember 2021) gegenüber dem ORF Wien feststellte, dass die Hotellerie der Bundeshauptstadt seit Ausbruch der Corona-Pandemie rund 8 % ihres Bettenvolumens verloren habe und 16 % der Betriebe „für immer ihre Türen zugemacht“ hätten, sorgte das für entsprechende Schlagzeilen. Von einer Pleitewelle wäre Wiens Hotellerie aber weit entfernt: „Wir wissen auch nicht, ob sie kommt“, betonte Kettner, der im selben Atemzug auf die Betriebe verwies, die seit Beginn der Pandemie neu aufgesperrt haben oder es in den kommenden Monaten noch tun werden, wie das 4-Sterne-Hotel Indigo (57 Zimmer), das 4-Sterne Radisson Red (179 Zimmer) oder das 4-Sterne Bassena in Wien Donaustadt (198 Zimmer). T.A.I. nahm die Aussagen zum Anlass, sich die Situation näher anzusehen. Dabei gab es auch die eine oder andere Überraschung.
Eine besteht darin, dass das Schrumpfen der Anzahl an Hotelbetrieben in der Bundeshauptstadt mit 2017 schon Jahre vor der Pandemie einsetzte. Nach jahrelangem, kontinuierlichem Anstieg von 396 Hotels in 2010 auf 439 Betriebe in 2016 ging deren Anzahl seither bis 2019 auf 422 zurück. Im Jahr 2020 waren es dann noch 411, bis das Volumen per Herbst 2021 auf nur noch 347 absackte.
Parallel dazu kletterte die durchschnittliche Bettenanzahl nach oben. 2010 gab es pro Hotel 68 Zimmer, 2019 waren es bereits 81, um 2021 bereits auf 92 zu steigen. Interessanter Weise betrifft die Steigerung nur Betriebe von der 4-Sterne-Hotellerie abwärts. Im Luxus-Bereich sinkt sie hingegen: kam ein 5-Sterne-Hotel in Wien 2010 noch auf durchschnittlich 230 Zimmer, so sind es nunmehr 197. Den kräftigsten Anstieg verbuchte der 3-Sterne-Bereich mit plus 56 % auf durchschnittlich 79 Zimmer pro Betrieb. Die 4-Sterne-Hotellerie legte seit 2010 um 24 % von 84 auf 104 Zimmer zu.
Eines zeichnet sich bereits zu Jahresbeginn 2022 ab: So sich nicht weitere Hotels aus dem Markt verabschieden, dürfte es durch die Eröffnung von 13 neuen Betrieben (vier davon bereits im November und Dezember 2021) wieder zu einem Anstieg kommen und zwar auf 360 Hotels. Mit sechs neuen Häusern wird der 4-Sterne-Bereich das stärkste Wachstum verbuchen. In der 5- und 3-Sterne-Hotellerie bereichern je drei neue Häuser das Angebot.
Da es sich bei den 5-Sterne-Neueröffnungen um kompaktere Betriebe handelt (zwischen 77 und 110 Zimmer), wird sich auch das Niveau der durchschnittlichen Zimmer pro Hotel verschieben. Den kräftigsten Zuwachs wird der 2- und 1-Sterne-Bereich erfahren, wo die Economy-Design-Marke der Rezidor Hotelgruppe „prizeotel“ am Wiener Hauptbahnhof“ ihre Österreich-Premiere feiert (294 Zimmer) und das durchschnittliche Zimmer-Angebot pro Hotel in diesem Bereich von 48 auf 52 anhebt.
Ob und wie sich all dies auf den RevPAR (Revenue per available room / Umsatz pro verfügbarem Zimmer) auswirkt, wird die Zukunft zeigen. Der hatte 2020 seinen Tiefpunkt erreicht, doch die Erholung erfolgt zaghaft. In den ersten zehn Monaten 2021 erreichte er über alle Kategorien hinweg 29,80 Euro. Das ist zwar besser, als im Vergleichszeitraum von 2020 (damals waren es 25,40 Euro), aber liegt um extreme 60 % unter dem Wert von 2019, also vor der Pandemie.
Lediglich die 5-Sterne-Hotellerie lag in den ersten 10 Monaten 2021 mit einem RevPAR von 55,30 Euro über dem Durchschnittswert aller Kategorien, der 4-Sterne-Bereich kam mit 27,60 Euro bereits darunter zu liegen. Der 3-Sterne-Bereich erreichte 22,20 Euro und wurde damit sogar von der 2- und 1-Sterne-Hotellerie übertroffen, die in den ersten zehn Monaten 2021 einen RevPAR von 22,90 Euro erwirtschaftete.
All dies ist eine Momentaufnahme. Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner ist jedenfalls überzeugt, dass „wenn die Pandemie vorbei ist, wann immer das sein wird“, Wien als „sehr populäre Stadt mit voller Kraft zurückkommen wird.“
Erstellt am: 14. Jänner 2022
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