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Tourismusanalyse

Wende-Winter gibt Hoffnung: Zäher Beginn mit erfreulichem Finale

Print-Ausgabe 17. Juni 2022

Wie Oliver Fritz und Anna Burton feststellten, bestand bis inklusive Februar 2022 noch ein nachfrageseitiger Aufholbedarf


 

Noch liegen die finalen Zahlen bezüglich Tourismuseinnahmen nicht vor, die Nächtigungen zeigen aber, wohin die Reise ging – Wirtschaftstourismus und Städte als Problemfelder

Österreichs Tourismus konnte im Winter 2021/2022 zwar noch nicht an die Werte von 2018/2019 anschließen, aber doch einen guten Teil des verlorenen Terrains aufholen. Das zeigen die seit Anfang Juni vorliegenden Zahlen der mit 30. April zu Ende gegangenen Saison. Richtig vergleichbar war auch diese nicht mit jener von 2018/2019, da der ab 22. November geltende und an unterschiedlichen Daten im Dezember 2021 aufgehobene Lockdown (Burgenland, Tirol und Vorarlberg ab 12.12., Kärnten, NÖ, Salzburg und Steiermark ab 17.12., OÖ ab 18.12. und Wien ab 20.12.) überaus bremsend auf Buchungen und Nachfrage gewirkt hatten. Eine ähnliche Wirkung hatte die auch zu Silvester geltende Sperrstundenregelung (22:00 Uhr). Spürbare Änderungen gab es dann erst ab März, die 2-G-Zutrittsbeschränkungen zu Hotellerie, Gastronomie sowie Seilbahnen waren mit 19. März zu Ende.

Laut Analyse des Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), die diese im Zweimonats-Rhythmus publiziert (der finale Bericht für diesen Winter lag zu Redaktionsschluss vorliegender T.A.I. noch nicht vor) erholte sich die österreichische Tourismuswirtschaft aber „überraschend schnell und kräftig.“

Wie die beiden Studien-Autor*innen Oliver Fritz und Anna Burton feststellten, bestand bis inklusive Februar 2022 noch ein nachfrageseitiger Aufholbedarf von einem Drittel (Nächtigungen –33,2 %) bzw. gut einem Viertel (–26,0 % nominelle Umsätze), wobei – wenig überraschend – die prozentuelle Lücke zum Vorkrisenniveau im internationalen Segment (Nächtigungen –34,9 %) weiterhin größer war als im Binnentourismus (–27,5 %).

Im März und auch im April konnte noch einiges an Terrain gut gemacht werden. So gesehen sind die –27,2 % bei den Nächtigungen im zu Ende gegangenen Winter relativ erfreulich, deuten sie doch auf eine Normalisierung des Geschäfts zumindest in den Ferienregionen hin. Im Städtetourismus – allen voran die Bundeshauptstadt – sieht es noch anders aus. Wiens Winter-Nächtigungen kamen gegenüber der Vergleichssaison bei -57,3 % zu liegen und gingen um 4,47 Millionen zurück. Das entspricht rund einem Viertel aller Winter-Übernachtungen, die 2021/2022 auf die letzte „Normalsaison“ fehlen.

Als Vergleichswert wird im Rahmen dieser Betrachtung die Saison 2018/2019 herangezogen, da ein Jahr später der, sich damals auf Rekordkurs zubewegende, Winter mit 16. März 2020 sein abruptes Ende fand (1. Lockdown) und im darauffolgenden Jahr zur Gänze ausgefallen war. Wie tiefgreifend dies Österreichs Tourismus traf, zeigt untenstehende Grafik „Entwicklung der Wintersaison in Österreich“.

Zurück zur zu Ende gegangenen Saison. Generell trifft Folgendes zu: Je ausgeprägter der Ski-Winter, desto stärker war der Rückgang gegenüber 2018/2019. Tirol, Salzburg aber auch Kärnten traf es diesbezüglich am heftigsten. In noch kräftigerem Ausmaß erwischte es jene Bundesländer mit ausgeprägtem Wirtschaftstourismus, also Nieder- und Oberösterreich: Beide mussten sogar die prozentuell stärksten Nächtigungsrückgänge gegenüber der letzten „Normalsaison“ hinnehmen. Relativ moderat sind hingegen die Steiermark (Thermen!), das Burgenland und überraschend auch Vorarlberg weggekommen.

Wie sich all dies auf die nominellen Einnahmen der österreichischen Tourismuswirtschaft ausgewirkt hat, wird sich zeigen, sobald das WIFO die komplette Wintersaison 2021/2022 analysiert hat. Von November 2021 bis Februar 2022 waren es – basierend auf den realisierten Nächtigungen sowie einer Einschätzung zu Tagesreisen und Verwandten- und Bekanntenbesuchen – insgesamt rund 7,74 Mrd. Euro, was um die weiter oben erwähnten -26,0 % gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018/19 lag. Im März und April sollte sich dieses Minus nochmals reduziert haben.

Bundesländer-Winter 2021/22 im Vergleich mit 2018/19
Entwicklung der Wintersaison in Österreich

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