Print-Ausgabe 17. Mai 2024
Anstatt sich mit Ex-Post-Daten zu beschäftigen und auf Umfragen zu setzen, geht das „Herz der Alpen“ einen komplett neuen Weg – Partner dafür ist HQ revenue
Die Info wurde erst gegen Ende der Pressekonferenz über Tirols Bilanz zur aktuellen Wintersaison kommuniziert: jene über die neue Prognosemöglichkeit für Auslastung und Preise. So etwas weckte natürlich gleich die Neugierde. „Mit diesem neuen Instrument lässt sich die Nachfrage für den Tiroler Tourismus tagesgenau prognostizieren“, so Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler. Ziel sei es, mit dem neuen „Preis- und Buchungsmonitoring ein effizientes Preismanagement zu unterstützen und eine höhere Wertschöpfung zu erzielen“. Verantwortlich für die Umsetzung dieses europa- und damit weltweit epochemachenden Systems zeichnet Armin Möller, Leiter der Tourismusforschung & Datenprojekte in der Tirol Werbung.
„Die Idee zum Preis- und Buchungsmonitoring entstand auf der Notwendigkeit heraus, dass die meisten bestehenden Analysen im Tourismus sehr rückwärtsgerichtet sind“, so Armin Möller im Gespräch mit T.A.I. Möller gehört seit Juli 2015 zum Team der Tirol Werbung, davor war er viele Jahre im Onlineverkauf bzw. im Projektmanagement bei Medienhäusern tätig. Der so wichtige Blick in die nahe Zukunft ist derzeit nur über Prognose-Umfragen möglich, die bei der Tirol Werbung aktuell über ein „Tourismusbarometer“ zweimal pro Jahr erfolgen (laut aktuellem Barometer sind rund drei Viertel der Tiroler Unterkunftsbetriebe für den bevorstehenden Sommer mit der Buchungslage „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“, aus Deutschland sind es sogar neun von zehn Betrieben).
Das nunmehrige Preis- und Buchungsmonitoring basiert im Gegensatz zu Umfragen auf Echtdaten. Möller: „Wir haben vor eineinhalb Jahren begonnen, konkret daran zu arbeiten.“ Nach einer europaweiten Ausschreibung (aus der das in Berlin ansässige Unternehmen „HQ revenue“ als Sieger hervorging) wurde Anfang 2024 mit der konkreten Umsetzung gestartet. Armin Möller: „HQ revenue ist Marktführer im Bereich des Revenue-Managements für Hotels.“
Bereits fertig ist jenes Datenmodell, das im Hintergrund des künftigen Preis- und Buchungsmonitoring läuft. Jetzt wird zusammen von der Tirol Werbung, HQ revenue und Stakeholdern an der Entwicklung der Dashboards (grafische Benutzeroberflächen, die zur Visualisierung der Daten dienen) für die Tourismusverbände (TVBs) gearbeitet. „Die ersten Workshops dazu hatten wir Ende April“, betont Armin Möller. Gespeist werden diese Dashboards einerseits von Daten über Preise und Verfügbarkeiten diverser OTS-Plattformen (Booking.com, Trivago etc.) sowie von Nächtigungs- und Auslastungsstatistiken der Vergangenheit. Als drittes Element in dieses „Datendreieck“ kommen dann die Echtdaten aus den PMS (Property Management Systems) der Hotelbetriebe hinzu.
„Je mehr Hotelbetriebe mitmachen, desto hochwertigere Daten bekommen wir“, so Armin Möller. Zwar setzen bereits viele Hotels in Tirol auf die Software von HQ revenue, um ihre Einnahmen zu maximieren, doch um eine für das künftige System notwendige breite Datenbasis zu erlangen, musste sich HQ revenue dazu verpflichten, Betrieben, die noch nicht mit HQ arbeiten, eine abgespeckte „Light“-Version ihres Tools zur Verfügung zu stellen. Diese steht Beherbergungsbetrieben kostenlos zur Verfügung und bietet eine 12-Monatsprognose sowie die Möglichkeit zu Benchmark-Vergleichen. Wichtig ist laut Armin Möller die Zusicherung, „dass alle Daten anonymisiert sind“.
Die im Zuge der Winter-Bilanz präsentierten beiden Folien des Preis- und Buchungsmonitoring-Systems basierten noch auf OTS-Daten und Statistiken, enthielten demnach also noch keine PMS-Daten. „Wir befinden uns in einer enorm frühen Phase“, betont Armin Möller, dessen Team erst in den nächsten Wochen damit beginnt, Hotelbetriebe zu kontaktieren. Derzeit sind, wie bereits erwähnt, die Gespräche mit den TVBs und den Stakeholdern im Laufen.
Startschuss für den Echtbetrieb des Preis- und Buchungsmonitoring-Systems ist dann im September/Oktober dieses Jahres. „Ziel ist es, in den ersten vier Jahren 1.000 Betriebe zu gewinnen“, so Armin Möller, demzufolge „das Modell täglich dazu lernt und schärfer wird“. So hat die unterschiedliche Lage der Schulferien und Feiertage „einen absolut direkten Einfluss auf die Preis- und Buchungssituation“, Als Beispiel nennt er die niederländischen „Krokusferien“: 2024 waren sie von 10. bis 25. Februar, 2025 sind sie im Zeitraum 15. Februar bis 2. März.
Auch wenn sich das Preis- und Buchungsmonitoring noch in der Entwicklung befindet, lieferten die beiden bei der Winter-Bilanz präsentierten Folien (sie basieren wie erwähnt auf Daten der OTS-Plattformen sowie Statistiken und inkludieren noch nicht jene der PMS-Systeme) einen Eindruck, in welche Richtung die Reise geht. Karin Seiler: „Die Vorschau zeigt großteils eine ähnliche Auslastung wie im vergangenen Sommer, der gemessen an den Nächtigungen der beste seit 1992 war.“ T.A.I. wird berichten, sobald das Preis- und Buchungsmonitoring im Echtbetrieb seine Premiere feiert.
Erstellt am: 17. Mai 2024
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