Corona-Krise

Was hilft der Hotellerie derzeit wirklich? Kritische Antworten von Gregor Hoch

T.A.I. 24 TOP News

Österreichs Hotellerie steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. „Diese Krise ist ein Desaster“, bringt es Gregor Hoch, Chef des 5-Sterne Hotels Sonnenburg in Oberlech, auf den Punkt. Der frühere Präsident der ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) gilt als ausgewiesener Experte, wenn es um finanzielle Belange der Branche geht (siehe „Kurzportrait“ weiter unten).

T.A.I. hat Gregor Hoch um einige Statements zur aktuellen Lage gebeten. Fazit: nicht alles, was derzeit von der öffentlichen Hand als Sofort- und Überbrückungshilfen angeboten wird, ist ohne Einschränkungen sinnvoll. Hoch: „Im Moment prasseln so viele Förderangebote auf Österreichs Hoteliers nieder, dass es schwierig ist, herauszufinden, was wohlgemeinte Kleinigkeiten sind und was eine echte Hilfe.“

Die aktuelle Lage

Zunächst zur Lage, die Gregor Hoch als „Desaster“ beschreibt. Der Tourismus war nicht nur „die erste Branche, die es getroffen hat, härter als alle anderen“, sondern werde auch „die letzte Branche sein, die sich davon wieder erholt.“ Seiner Einschätzung nach werde sich „der innerösterreichische Geschäftstourismus früher erholen, der internationale Ferientourismus deutlich später.“

Liquidität

In Krisenzeiten ist laut Gregor Hoch Liquidität die Maxime: „Wir versuchen Kosten zu senken, Überbrückungskredite aufzunehmen, Stundungen zu verhandeln. Wir haben immer noch rund 40 MitarbeiterInnen im Haus, die nicht in Ihre Heimat fahren konnten, und versuchen, zwischen Home-Schooling, Förderanträgen, Pflege von Kontakten und operativen Fragen hin- und her zu springen.“

Kurzarbeit

„Die Kurzarbeit ist zwar eine groß angelegte Maßnahme, muss aber einerseits von uns (also den Unternehmen) vorfinanziert werden und ist andererseits für Saison-Betriebe, die mit Ende der Wintersaison ohnehin einen großen Teil ihrer Mannschaft planmäßig abbauen, nicht unbedingt hilfreich.“

Überbrückungskredite

„Uns winterorientierten Betrieben fehlt rund ein Drittel der Jahresumsätze. Das Angebot der öffentlichen Hand, hierfür einen Kredit zu bekommen, der mit dem Geld zurückgezahlt werden sollte, das wir nie verdient haben, geht ebenso an den langfristigen Bedürfnissen der Hoteliers vorbei, wie die Erwartung, irgendwann nächstes Jahr zu erfahren, wie viel wir von diesem Kredit wirklich zurückzahlen müssen. Mehr Schulden lösen dieses Problem nicht.“

Tilgungs-Aussetzung der Kredite

„Es ist eine enorme Hilfe für die Hotels, dass die Banken die Tilgungen ausgesetzt haben. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Banken immer noch mindestens genauso viele Zinsen verdienen. Das ist kein Akt karitativer Nächsten-Hilfe, denn bis jetzt hat keine der stundenden Banken auch nur einen Cent verloren. Nichts desto trotz, ist man froh, um alles was man kriegt, und ohne diese zeitliche Streckung gut besicherter Verbindlichkeiten wären die Schwierigkeiten unendlich viel größer.“

Vorbereitung auf die Zeit danach

„Für einen strategischen Plan fehlt uns noch die geistige Ruhe. Ich höre von vielen Kollegen, dass die Existenzangst groß ist und die psychische Belastung gewaltig. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.“

Fazit

„Um das auch in die richtige Perspektive zu rücken: Der Staat hat in den letzten Jahren an jedem Hotel zehnmal so viel verdient, wie der Hotelier. Die Summen, die uns jetzt im besten Falle zurückgegeben werden, entsprechen rund einem Fünftel der Steuerlast, die wir letztes Jahr gezahlt haben und einem Viertel dessen was wir heuer zahlen werden. Man hat jetzt die Möglichkeit zu entscheiden, ob Österreich am Ende der Krise noch ein Tourismusland sein will, oder ob man damit leben wird, dass sich die Täler des Alpenbogens mittelfristig entvölkern.“

Es brauche „im Moment klare Regeln und vertrauensbildende Maßnahmen seitens der Regierung. Mit beidem rechne ich in den nächsten Tagen. Hier danke ich vor allem den unermüdlichen Anstrengungen der ÖHV, wie sie hier aktuell für die Anliegen der Branche kämpft. Und dann werden Pläne geschmiedet, und es wird für manche weitergehen, für manche nicht.“

Kurzportrait Dr. Gregor Hoch

Hotelier Gregor Hoch erwarb sein berufliches Knowhow einerseits durch ein Studium der internationalen Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Finanzen an der Uni Wien, anderseits durch freiwillige Praktika in Häusern wie Klosterbräu in Seefeld, Deuringschlössle in Bregenz oder Marriott in Hong Kong, abgerundet durch ein Postgraduate-Studium an der Cornell University in New York.

Vor dem 2004 erfolgten Einstieg in den elterlichen Betrieb, dem Hotel Sonnenburg in Oberlech (5-Sterne-Stammhaus, 4-Sterne-Superior-Landhaus; 2018 rundum modernisiert, 68 Wohneinheiten vom Einzelzimmer bis zur Platinsuite), war Gregor Hoch in der ÖHT (Österreichischen Hotel- und Tourismusbank) in den Bereichen Controlling, Kreditvergabe und Restrukturierung tätig. U.a. hat er dort maßgeblich an der Entwicklung des bis heute aktuellen Rating-Modells mitgewirkt. Gregor Hoch engagierte sich für Österreichs Hotellerie zudem als Aufsichtsrat der Hogast, als Vorsitzender der ÖHV Vorarlberg sowie von Anfang 2013 bis Anfang 2016 Präsident der ÖHV.

Gregor Hoch ist mit Waltraud Hoch verheiratet, die ein Masterstudium in PR absolvierte, sie verantwortet die Bereiche Human Resources, Marketing und Housekeeping. Zusammen haben die beiden drei Kinder.

Andrea Wingelmayr
31. 3. 2020
Epidemiegesetz
Die Regierung setzt das Epidemiegesetz §32 Abs. 1 Z 5iVm Abs. 4 kurzerhand ab... und eine neue Verordnung Cov 19 entsteht. Bis jetzt hat niemand den Inhalt verraten...??? Auch wenn man im Moment keine KUA braucht, kein Härte- oder Notfall ist, keine Aussetzung von FA, GKK. etc. Zahlungen, keine Liquiditätsstützen braucht, fehlen so einem Betrieb auch die Umsätze von 6 Wochen Wintersaison, einem Ganzjahresbetrieb 3 1/3 Monate vom Sommer ganz zu schweigen. Dieser Betrieb bekommt nach der Löschung des Gesetzes keine Unterstützung? Wohl dem, der in der glücklichen Lage ist, eine BUFT abgeschlossen zu haben - meist nur ein Pflaster... Hoffen wir, dass die Regierung nachdenkt und ihre Netze und Schirme noch weiter ausbreitet...
Anneliese Tropper
01. 4. 2020
Kleinunternehmen
Wir sind ein kleines Familienunternehmen im Südosten der Steiermark. Ein Gasthof mit 60 Betten und ein Hotelbetrieb mit 70 Betten. Unsere beiden Söhne, 38 Jahre und 40 Jahre sind in unsere Fußstapfen getreten. Mein Mann und ich arbeiten fleißig mit und unterstützen unsere Kinder in Geschäftszeiten so gut es möglich ist. Wie es jetzt weitergehen wird? Glauben Sie, dass wir mit unseren 25 Mitarbeitern, die wir großteils in die Arbeitslose geschickt haben, noch eine Chance haben? Wir hatten bereits seit 10. März nur noch Stornierungen, deshalb konnten wir auch unmöglich eine Kurzarbeit vorfinanzieren. Wir haben Ganzjahresbetriebe und verlieren nun sicher 6 Monate. Es wird sicher sehr viele Familienbetriebe in unserer Größenordnung gleich gehen, wahrscheinlich wird es eine Bereinigung geben, in die wir reinfallen werden.
Ich wünsche mir für unsere Kinder, dass es anders kommt und verliere nicht die Hoffnung.

Mit herzlichen Grüßen aus Bad Gleichenberg
Thermenhotel Emmaquelle
Anneliese Tropper

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