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Prozess Tucek vs. Jurkowitsch

VI-Rechtsstreit beigelegt! Tucek & Co erhalten 16 Mio. Euro

T.A.i. 24 TOP News

Der seit 2011 schwelende Rechtsstreit zwischen den VI-Hotels Mehrheitseigentümern Franz Jurkowitsch und Georg Folian auf der einen, sowie Rudolf Tucek und weiteren Aktionären auf der anderen Seite ist zu Ende. Tucek & Co erhielten 16 Mio. Euro.

Der Eklat

Begonnen hatte die Auseinandersetzung, als Rudolf Tucek im Februar 2011 auf Betreiben der 60,8 Prozent-Mehrheitseigentümer Franz Jurkowitsch und Georg Folian (sie halten die Anteile über ihre Privatstiftungen Amber und Bocca) „mit sofortiger Wirkung“ als Vorstandsvorsitzender der Vienna International Hotels AG abberufen wurde. Tucek hatte das Unternehmen seit 1991 geleitet und zu einer erfolgreichen Gruppe mit 34 Hotels & Resorts in neun europäischen Ländern und einem Jahresumsatz von 180 Mio. Euro aufgebaut.

Der Hinauswurf wurde vier Wochen später in eine einvernehmliche Trennung von Tucek inklusive Ausbezahlung sämtlicher Gehaltsansprüche von über 1 Mio. Euro umgewandelt.

Die Klage

Damit war die Sache aber nicht erledigt, denn in Wirklichkeit ging es nicht um persönliche Animositäten, sondern um unerlaubte Vorgänge (gegen die sich Tucek quergelegt hatte) zwischen den VI-Hotels und dem mit ihr eng verflochtenen börsennotierten Immobilienunternehmen Warimpex AG, das über die Privatstiftungen Amber und Bocca zur Hälfte Franz Jurkowitsch und Georg Folian gehört (Ursachen des Rechtsstreits siehe Info-Kasten).

Im Sommer 2011 brachte deshalb das sich geschädigt fühlende Aktionärs-Quartett Friedrich Grassi (21,6 Prozent), die RBL Privatstiftung von Rudolf Tucek (7,4 Prozent) sowie die Privatstiftungen Riederer und Rimpf (je 4,2 Prozent) zwei Klagen beim Handelsgericht Wien ein (Abberufung der VI-Aufsichtsräte Jurkowitsch und Folian wegen Befangenheit sowie Anfechtungsklage gegen die Beschlüsse der VI-Hauptversammlung vom Juni 2011, allen voran gegen jenen über die Billigung des Jahresabschlusses 2010).

Die Wende

Die Auseinandersetzung eskalierte im Laufe der Jahre. Die entscheidende Wende kam, als sich im Zuge des Verfahrens durch Zeugenaussagen herausstellte, dass der VI-Jahresabschluss 2010 tatsächlich zulasten der klagenden Parteien gestaltet wurde (siehe Info-Kasten).

Ebenso entschied das OLG (Oberlandesgericht Wien) heuer zu Jahresbeginn, dass Jurkowitsch aller Aufsichtsrats-Funktionen bei VI zu entheben ist, da rund um die Bilanz 2010 „grob pflichtwidrig“ gehandelt worden war. Dagegen wurde von Jurkowitsch zwar außerordentliche Revision eingelegt, doch bevor es hier zu einem Urteil kam, starteten Verhandlungen zu einer Beilegung des Rechtsstreits.

Die Einigung

Ergebnis: das Aktionärs-Quartett rund um Friedrich Grassi und Rudolf Tucek erhielt Ende Juli 16 Mio. Euro für ihre 37,4 Prozent Anteile an VI, inklusive 1 Mio. Euro als Ersatz für die bislang angelaufenen Anwaltskosten.

Die VI Hotels (Markenname seit Februar 2017 „Vienna House“) umfasst heute 32 Hotels in acht Ländern, der Umsatz überschritt im Vorjahr erstmals wieder die 180 Mio. Euro-Grenze. Gemessen an den 15 Mio. Euro für die 37,4 Prozent Anteile liegt der Gesamtwert der Hotelgruppe damit derzeit bei etwas mehr als 40 Mio. Euro. Zum Vergleich: die Warimpex war zum Zeitpunkt des Vergleichs rund 30 Mio. Euro wert. Seit Anfang September kletterte er auf 37,55 Mio. Euro.

Die Ursachen des Rechtsstreits

Das Kernproblem, weshalb es zu der Auseinandersetzung kam, liegt in der engen Verflechtung zwischen der Warimpex AG und den VI Hotels durch Franz Jurkowitsch und Georg Folian: sie halten über ihre Privatstiftungen 60,8 Prozent an VI und 50 Prozent an Warimpex. Ende 2010 managte VI 20 der 21 von Warimpex im Portfolio gehaltenen Hotels.

In Folge der Weltfinanzkrise von 2007 hatte Warimpex mit zunehmenden Liquiditätsproblemen zu kämpfen (ihr Aktienkurs stürzte von 13,5 Euro auf 1 Euro und nach einer kurzen Erholung noch tiefer). Dies hatte u.a. zur Folge, dass Warimpex mit den an VI zu zahlenden Honoraren für das Management der Hotels in Rückstand geriet. Mit Jahresende 2010 hafteten bereits rund 2,55 Mio. Euro an längst überfälligen Zahlungen aus.

VI, - deren Liquidität dadurch belastet wurde – musste sich Überbrückungskredite aufnehmen und sah sich gezwungen, Verzugszinsen an Warimpex zu verrechnen.

Darüber eskalierte ab Herbst 2010 der Streit: Jurkowitsch und Folian wollten die Warimpex durch die Verzugszinsen der VI nicht noch zusätzlich belasten, Tucek sah sich als Vorstand der VI-AG und gegenüber deren Aktionären aber genau dazu verpflichtet.

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