Print-Ausgabe 18. März 2022
Statistik Austria-Generaldirektorin Gabriela Petrovic und Generaldirektor Tobias Thomas
Österreichs Beherbergungs- und Gastronomie-Branche musste im Vorjahr nochmals einen Umsatzrückgang hinnehmen. Das geht aus den nunmehr vorliegenden Zahlen für 2021 hervor, die von der Statistik Austria – sie steht unter Leitung von Gabriela Petrovic (kaufmännisch) und Tobias Thomas (fachstatistisch) – anhand der Umsatzsteuervoranmeldungen für das Finanzamt kommuniziert werden. Nach dem massiven Einbruch im ersten Corona-Jahr um −31,2 % auf 15,73 Mrd. Euro sackten die Umsätze der Branche 2021 um weitere −3,9 % auf 15,11 Mrd. Euro ab. Damit bestätigt sich die vielfach getroffene Aussage, dass der Tourismus von der Pandemie so hart getroffen wurde wie kein anderer Sektor.
Laut Andreas Mitterlehner, bei der Statistik Austria für Aufbereitung der Umsatzsteuervoranmeldungen verantwortlich, handelt es sich bei den angeführten Werten für 2021 um vorläufige Zahlen: „Das endgültige Ergebnis wird Anfang April publiziert.“ Für die Gesamtwirtschaft brachte das Jahr demnach einen steuerbaren Umsatz von 827,2 Mrd. Euro. Er lag um +13,5 % über dem Wert von 2020, also dem ersten Corona-Jahr, und um +7,4 % über dem von 2019.
Daraus wird deutlich, wie stark der Tourismus in den zurückliegenden zwei Jahren gelitten hat. Zwar besteht die Branche bekanntlich nicht nur aus Beherbergung und Gastronomie, sondern aus mehreren Teilbereichen, doch die beiden sorgten 2019 (letztes Vorkrisenjahr) für mehr als drei Viertel (71,8 %) der gesamten Tourismusumsätze Österreichs. Die Reisebüros (Incoming sowie Outgoing) und Reiseveranstalter folgten bereits mit großem Abstand (15,9 % Umsatz-Anteil am Tourismus), die Bergbahnen als drittgrößter Bereich kamen auf 5,6 %. Dahinter liegen das Catering mit einem Anteil von 4,3 % sowie die Messe- und Kongressveranstalter (2,3 %). Nicht in dieser Aufstellung berücksichtigt ist die Luftfahrt (Personenverkehr). Sie brachte es 2019 auf ca. den doppelten Umsatzwert der Reisebüros und Reiseveranstalter.
Durch die enttäuschende Entwicklung von Beherbergung und Gastronomie im Jahr 2021 steht auch die vielfach geäußerte „Überförderung“ des Tourismus in einem anderen Licht da. In den zurückliegenden beiden Kalenderjahren hatte Österreichs Bundesregierung knapp 42 Mrd. Euro an Wirtschaftshilfen ausgezahlt oder zugesagt. Die Bandbreite reichte dabei von den Kurzarbeitsgeldern (10,3 Mrd. Euro) über den Fixkostenzuschuss und den Umsatzersatz bis hin zu staatlichen Garantien. Laut Tourismusministerium wurden seit Ausbruch der Pandemie rund 4,3 Mrd. Euro an die Gastronomie und die Hotellerie ausbezahlt, ca. die Hälfte davon 2021. Damit wurden über 37.000 Unternehmen unterstützt.
Hauptverantwortlich für den neuerlichen Umsatz-Rückgang im Jahr 2021 war der lange Lockdown (beginnend im November 2020 bis Mai 2021), durch den die komplette Wintersaison 2020/21 ausgefallen ist. Im Jahr davor befand sich der österreichishe Tourismus anfänglich noch auf Rekordkurs, bis dann Mitte März alles zugesperrt wurde.
Der Sommer 2021 brachte dann Rekord-Werte. Andreas Mitterlehner über die Ergebnisse des 3. Quartals 2021: „Die höchsten Zuwächse wurden vom Bereich Beherbergung und Gastronomie erwirtschaftet.“ Dessen Umsatz stieg im Jahresvergleich (also gegenüber dem 2. Quartal 2020) zwar „nur“ um 15,9 % auf 6,6 Mrd. Euro, aber um sage und schreibe 124,8 % im Vergleich zum 2. Quartal, in dem der Lockdown bis in den Mai die Saisonschwankungen verstärkte.
Enttäuschend aber erheblich besser als das Schlussquartal 2020 waren dann die finalen drei Monate 2021. Laut Andreas Mitterlehner konnten Beherbergung und Gastronomie um +85,3 % zulegen. Ein noch deutlicheres Plus verhinderte aber der Lockdown von Mitte November bis Mitte Dezember 2021. Er ließ die Umsätze wieder stark zurückgehen. Durch das dann am Ende doch noch mögliche Weihnachts- und Silvestergeschäft konnte zumindest noch Schlimmeres verhindert werden.
Umsatzmäßig ist die Beherbergung und Gastronomie im zweiten Pandemiejahr auf das Niveau von 2011 zurückgefallen. Die Branche hatte sich seither deutlich besser als die Gesamtwirtschaft entwickelt: Sie wuchs vom Umsatz her mit +46,5 % doppelt so kräftig wie alle Unternehmen Österreichs zusammen (+23,5 %).
Interessant wird jedenfalls die Entwicklung im neuen Jahr. Denn am 31. Dezember 2021 ist der im Juli 2020 zur Unterstützung der Gastronomie und Hotellerie eingeführte, befristete ermäßigte Steuersatz 5 % zu Ende gegangen. 2022 steigt die Umsatzsteuer demnach wieder auf 10 % und 20 %. T.A.I. wird über die Konsequenzen berichten.
Fotos: © Statistik Austria/Ranger–Marton
Erstellt am: 18. März 2022
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