Franz Hörl
Print-Ausgabe 29. Juli 2016
Er ist seit 1983 mit Ehefrau Margot verheiratet, isst gerne Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat, liebt Jagen, Wandern, Skifahren, und engagiert sich in der Politik, „damit nicht andere über meinen Kopf hinweg Entscheidungen treffen“: der Hotelier, Bergbahnunternehmer, WKÖ Seilbahn-Obmann und WK Tirol Tourismus Sparten-Obmann Franz Hörl. Seit er Ende April noch die Führung des Wirtschaftsbundes Tirol übernahm, zählt er endgültig zu den politischen Schwergewichten. T.A.I. traf Franz Hörl zu einem Gespräch.
T.A.I.: Ende April wurden Sie in einer Kampfabstimmung für viele überraschend zum Obmann des Wirtschaftsbundes Tirol gewählt. Haben sich die Wogen seither wieder geglättet? Wie sieht Ihr derzeitiges Verhältnis zu WKO-Tirol Präsident Bodenseer aus und wie jenes zu WKÖ-Präsident Leitl?
Franz Hörl: „Jede Veränderung bringt es mit sich, dass es zunächst eine Phase der Orientierung und Eingewöhnung an neue Konstellationen braucht. Dies erachte ich durchaus als positiv, solange das Inhaltliche und das Miteinander im Vordergrund stehen. Es gibt derzeit zahlreiche Herausforderungen für die Unternehmerinnen und Unternehmer, die nur mit einer starken, geeinten Sprache der Wirtschaft zu meistern sind. Hier müssen wir, Wirtschaftsbund und Kammer, an einem Strang ziehen. Ich bin mir sicher, dass wir alle gemeinsam die gleichen Ziele verfolgen. Von meiner Seite wird jedenfalls eine Zusammenarbeit angestrebt.“
T.A.I.: Sie sprachen im Vorfeld dieser Obmann-Wahl Tirol von einem „notwendigen Kurswechsel“. Was haben Sie in den ersten zwei bis drei Monaten diesbezüglich bewegen können?
Hörl: „Zunächst stand die angekündigte Verjüngung und Erneuerung des Wirtschaftsbundes am Programm. Diese ist bereits kurz nach meiner Wahl mit neuen Personen im Landesbüro sowie im Vorstand des Wirtschaftsbundes erfolgt. Nun steht der nächste Punkt an: die verstärkte Aktivierung und Ansprache der Mitglieder sowie Programme, die zur Sicherung des Bundes für die Zukunft dienen, wie etwa ein Mentoring-Programm für junge Talente, das derzeit vorbereitet wird. Auch politisch trägt die starke Stimme unseres Bundes bereits Früchte – siehe die erfolgten Nachbesserungen bei der Registrierkassenpflicht, wobei ich hierbei die Einbeziehung der Parteivorfeldorganisationen nach wie vor kritisiere.“
T.A.I.: Sie sind seit etwas mehr als einem Jahr Obmann der Sparte Tourismus in der WKO Tirol, seit 2010 zudem Obmann des Fachverbands der Seilbahnen in der WKÖ sowie Spartenobmann-Stv. Verkehr in der WKO Tirol. Kommen Sie mit dieser Vielfachbelastung – zusätzlich zur Tätigkeit in Ihren eigenen Unternehmen – problemlos zurecht oder überlegen Sie, die eine oder andere Funktion in andere Hände zu legen?
Hörl: „Mir ist es nie darum gegangen, Ämter und Funktionen zu sammeln. Ich übernehme gerne Verantwortung und bin Interessensvertreter aus Leidenschaft – solange ich davon überzeugt bin, alle Aufgaben bestens erfüllen zu können. Daher gebe ich die Funktion in der Sparte Verkehr und des WK-Bezirksstellenobmanns ebenso ab wie jene des Bezirksparteiobmanns in Schwaz. Die Nachfolge für die Führung des Wirtschaftsbundes im Bezirk Schwaz wurde ja bereits kürzlich geregelt (Anm.d.Red: Nachfolger ist seit Anfang Juli Alois Rainer, 3-Sterne superior Gasthof Post in Strass im Zillertal, 28 Zimmer). Nochmal: Mir geht es um die Sache und nicht um mich. So wie beim Tiroler Wirtschaftsbund, wo ich bereits vor der Wahl angekündigt habe, für die nächste Periode eine weitere Verjüngung, auch an der Spitze, einleiten zu wollen.“
T.A.I.: Bergbahnen sind ein wesentlicher Part für den Tourismus und werden immer mehr zum entscheidenden Treiber der Angebots-Entwicklung. Seilbahnen und Tourismus sind aber sowohl in der WKO (unterschiedliche Sparten) als auch in Politik und Verwaltung (unterschiedliche Ministerien bzw. Resorts) strikt voneinander getrennt. Wäre hier nicht eine engere Verzahnung wichtig?
Hörl: „Grundsätzlich sind Seilbahnen Teil des Tourismus und somit denselben Heraus- und Anforderungen an die Märkte ausgesetzt. Deshalb erscheint eine Zusammenlegung auf den ersten Blick attraktiv. In Erinnerung an die vergangene Steuerreform bin ich aber froh, dass Seilbahnen Teil des öffentlichen Verkehrs waren.“
T.A.I.: Die Wintersaison 2015/2016 hat für Tirol mit 26,74 Millionen Nächtigungen einen quantitativen Rekord gebracht …
Hörl: „Das ist besonders bemerkenswert, wenn man sich an das Auf und Ab der vergangenen Saison erinnert. Im November herrschte bei den Touristikern aufgrund der Buchungslage große Jubelstimmung, dann bis Mitte Jänner eher Katerstimmung – in dieser Zeit jubelten höchstens die Klimapropheten über den scheinbar eingetretenen Klimawandel. Am Ende wurde es doch der beste Winter aller Zeiten. Die kluge und weitsichtige, zugleich ständig stark kritisierte Investitionspolitik der Bergbahnen des letzten Vierteljahrhunderts – Stichwort Beschneiung – war und ist der richtige Weg.“
T.A.I.: Hat sich dies auch wirtschaftlich in den Ergebnissen niedergeschlagen?
Hörl: „Ja, die Umsatzzahlen steigen, zugleich aber auch die Kosten.“
T.A.I.: Unterlaufen solche Rekorde nicht die Bemühungen des Tourismus, bessere Rahmenbedingungen zu erreichen, nach dem Motto ‚die jammern immer nur, denen geht’s eh so gut‘?
Hörl: „Wir sind keine Branche der Jammerer und Schlechtreder. Ja, es gibt Rahmenbedingungen, die es manchen nicht gerade leichtmachen, erfolgreich zu wirtschaften oder zum Beispiel ihren Betrieb zu übergeben. Aber dennoch sind Seilbahnen und Tourismus das beste Pferd im Stall der heimischen Wirtschaft – mit einer hohen Investitionsquote und einem enormen Innovationsdrang.“
T.A.I.: Welchen Schaden hat die Steuerreform dem Tourismus tatsächlich zugefügt? Oder halten sich die befürchteten Konsequenzen im Rahmen des Erträglichen?
Hörl: „Der Schaden war und ist groß, weil er die Stimmung unter den Unternehmerinnen und Unternehmern massiv dämpfte. Manches konnte entschärft werden, anderes blieb jedoch bestehen.“
T.A.I.: Worin setzen Sie die Schwerpunkte Ihrer Aktivitäten in den kommenden Monaten für den Tourismus und für die Seilbahnen?
Hörl: „Im Mittelpunkt stehen Lösungen im Bereich der Arbeitsmarktpolitik, die es uns wieder möglich machen, ausreichend gutes Personal zu bekommen und damit die Arbeit der Unternehmerinnen und Unternehmer zu sichern. Zudem sind für uns die Novellierung des österreichischen Seilbahngesetzes sowie die angedrohte Novellierung des Tiroler Naturschutzgesetzes von enormer Bedeutung. Hier werden wir unsere starke Stimme massiv für die Branche einbringen. Weiters braucht es eine kluge und konsequente Bearbeitung der Märkte, die heute mehr denn je von großen Veränderungen geprägt sind.“
T.A.I.: Trauen Sie der neuformierten Bundesregierung bzw. der Tiroler Landesregierung zu, diese Dinge auch umzusetzen?
Hörl: „Ich traue dies den Regierungen grundsätzlich zu. In Tirol wird die Frage sein, wie sehr sich der große Koalitionspartner vom kleinen in eine Ecke drängen lässt, die den Seilbahnen und dem Tourismus nicht gut tut. Ich sehe hier aber einen starken und überzeugten Landeshauptmann, der sich der Bedeutung dieser Entwicklung für Tirol durchaus bewusst ist.
Von Seiten der Bundesregierung erwarte ich mir in den kommenden Monaten weitere deutliche Signale. Insbesondere Sozialminister Stöger wird seine parteiideologisch motivierte Arbeitsmarktpolitik zu erklären haben. Ich hoffe, dass er rasch zur Einsicht kommt, denn sein Kurs der Verknappung der Arbeitskräfte für den Tourismus bringt die Branche um und trägt andererseits nichts zur Verbesserung der Situation am heimischen Arbeitsmarkt bei.“
T.A.I.: Abschließend noch eine persönliche Frage: Anders als Jürgen Bodenseer, der die Personalunion von Wirtschaftsbundobmann und Kammerpräsident als richtig empfindet, lehnen Sie diese ab. Streben Sie weiterhin nicht an, Tiroler Wirtschaftskammerpräsident zu werden?
Hörl: „Nein, ich habe mich vor meiner Wahl für die Sinnhaftigkeit der Trennung ausgesprochen und werde an einer maßgeblichen Verjüngung der Kammerspitze weiterarbeiten.“
Der gebürtige Zillertaler mit Sternzeichen Schütze – Franz Hörl feiert heuer am 4. Dezember seinen 60. Geburtstag – ist Absolvent der Hotelfachschule Villa Blanka und übernahm im Alter von 21 Jahren nach dem frühen Tod seines Vaters den elterlichen Betrieb, das 4-Sterne Hotel Gaspingerhof (63 Zimmer, sechs Ferienwohnungen) in Gerlos sowie die dazugehörende Landwirtschaft. Mit 22 wurde er zudem Geschäftsführer des Schilift-Zentrum-Gerlos, – eines der 25 größten Bergbahnunternehmen Österreichs –, dessen Hauptgesellschafter er ist.
Franz Hörl ist sowohl in der Politik aktiv (u.a. Bürgermeister in Gerlos 1992–2009, Abgeordneter zum Nationalrat 2006 bis 2013) als auch in der Wirtschaftskammer (u.a. seit 2010 Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen in der WKÖ, seit April 2015 Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der WK Tirol). Ende April 2016 wurde Hörl in einer Kampfabstimmung zum Landesobmann des Wirtschaftsbundes Tirol gewählt.
Erstellt am: 29. Juli 2016
Foto 1: © Parlamentsdirektion / WILKE
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